Was passiert bei der MBB Clean Energy AG? – Zahlungsverzug droht, neue Investoren unbekannt, BaFin ermittelt, Informationspolitik desolat

Dienstag, 27. Mai 2014


Bis zum 05. Juni hat die MBB Clean Energy AG noch Zeit, um die aus „wertpapiertechnischen Gründen“ verschobene Zinszahlung an die Anleihegläubiger auszuzahlen. Sollte die Auszahlung der etwa 4,5 Millionen Euro bis dahin nicht erfolgt sein, liegt ein Zahlungsverzug vor. Im Wertpapierprospekt der MBB Clean Energy AG steht für diesen Fall, dass jeder Anleihegläubiger bei einem Zahlungsverzug von 30 Tagen und mehr, das Recht hat, seine Schuldverschreibungen zu kündigen. Zudem kann die sofortige Rückzahlung zum Nennbetrag zuzüglich der bis zum Tage der Rückzahlung aufgelaufenen Zinsen vom Anleihegläubiger verlangt werden.

Neue Investoren unbekannt

Nach Angabe von MBB Clean Energy seien die Zinszahlungen jedoch keinesfalls in Gefahr und durch die Einzahlung auf ein Treuhandkonto gesichert. Mit neueingestiegenen Großinvestoren habe man einen Zinsverzicht im ersten Vertragslaufjahr vereinbart, heißt es auf Unternehmensseite. Diese Investoren, zu denen laut Finance Magazin eine führende westeuropäische Bank zähle, werden ein Volumen von 500 Millionen Euro in den Energiekonzern investieren.

Verdacht auf Marktmanipulation – BaFin ermittelt

Wie am vergangenen Freitag (23.05.) ebenfalls bekannt wurde, hat nun die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Ermittlungen gegen MBB Clean Energy AG aufgenommen. Dabei geht es um den Verdacht der Marktmanipulation. Laut Manager Magazin verfolgt die BaFin Hinweise, wonach MBB Clean Energy sein Emissionsvolumen durch falsche Angaben „beschönigt“ haben könnte. So sollen Anleihen an vermeintliche Investoren  geliefert worden sein, obwohl diese nichts an das Unternehmen bezahlten. Dadurch könnte das Emissionsvolumen viel höher erscheinen, als es tatsächlich ist und andere Anleger aufgrund der vermeintlich hohen Investitionen dazu verleiten wirklich zu investieren. MBB Clean Energy gab an 72 Millionen Euro des geplanten Maximalvolumens von 300 Millionen Euro platziert zu haben.

Desolate Informationspolitik

Zur desolaten Informationspolitik des Unternehmens passt auch die Aussage, dass die im vergangenen Herbst angekündigten Käufe von zwei Wind und Solar-Energieparks in Italien nicht getätigt wurden, so das Finance Magazin. Ebenso hat es seit dem Emissionsstart im Mai letzten Jahres keinen einzigen Zwischenbericht des Unternehmens gegeben. Den Investoren dürfte diese Palette an negativen Nachrichten nicht gefallen.

MBB Clean-Anleihe raus aus Entry Standard der Frankfurter Börse

Aufgrund der fehlenden Zinszahlung und undurchsichtigen Nachrichtenlage wurde der Handel von der Börse Frankfurt vorerst ausgesetzt. Am vergangen Freitag (23.05.) wurde bekannt, dass die MBB Clean Energy AG ihre Mittelstandsanleihe aus dem Entry Standard der Frankfurter Börse nehmen möchte. Dazu werde es in den nächsten Tagen eine weitere Stellungnahme des Unternehmens geben, lies MBB Clean Energy mitteilen.

Nach Angaben der Börse Frankfurt solle der Handel vor dem Delisting erst dann wieder aufgenommen werden, wenn verlässliche Informationen über die Zinszahlungen vorliegen und ein reibungsloser Börsenhandel garantiert werden könnte.

Anleihen Finder Redaktion. Timm Henecker.

Foto: Flickr / Activ Solar

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MBB Clean Energy AG 2013/2019

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