Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH im KFM-Unternehmens-Check

Mittwoch, 4. November 2020


Unternehmens-Analyse – in ihrem aktuellen Unternehmens-Barometer bewerten die Analysten der KFM Deutsche Mittelstand AG die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH aufgrund des zukunftsträchtigen Geschäftsmodells und der stabilen Marktstellung als „attraktives“ Unternehmen und vergeben daher 4 von 5 möglichen Sternen.

Trotz der massiven Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Automobilindustrie zeigte sich die Geschäftsentwicklung der NZWL laut KFM-Analysten vergleichsweise stabil. Neben zeitnahen Kostensenkungs- und Liquiditätsmaßnahmen sei hier vor allem die frühzeitige strategische Etablierung der Bereiche Elektro- und Hybridantrieb verantwortlich. Der entsprechende Anteil bei den Neuaufträgen steige weiter an und werde durch politische Entscheidungen weiter verstärkt. Der Ausbau der strategischen Kooperation mit VW durch neue Produktionsstandorte in der Slowakei und das Werk der NZWL International in China führe laut Experten zu weiter wachsenden Aufträgen. Dadurch, dass NZWL bei fast allen Aufträgen als Alleinlieferant auftrete und in den Entwicklungsprozess integriert sei, seien deren Produkte nicht ohne weiteres substituierbar und die Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber nach Einschätzung der Experten hoch. Mit der Erschließung des weltweit größten Automobilmarkts China durch die NZWL International konnten mit dem OEM Great Wall zusätzlich nationale Kundenpotenziale erschlossen werden.

INFO: Die neue zweijährige 6,50%-Anleihe 2020/22 (ISIN: DE000A289EX3) der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH kann bis zum 13. November 2020 gezeichnet werden. Die Anleihe hat ein Gesamtvolumen von bis zu 15 Mio. Euro.

Geschäftstätigkeit des Unternehmens

Die NZWL ist ein international tätiger Produzent von Motoren- und Getriebeteilen, Getriebebaugruppen sowie komplett montierten Getrieben in Klein- und Großserien für die Automobilindustrie und blickt auf mehr als 110 Jahre Erfahrung im Getriebebau zurück. Die Gruppe gilt heute als einer der führenden Produzenten von Synchronisierungen für Direktschaltgetriebe (Doppelkupplungsgetriebe) in Großserien. Die Gruppe ist Alleinlieferant (Single Sourcer) bei ca. 90% ihrer Aufträge. Das operative Geschäft der NZWL gliedert sich in die drei Produktbereiche Getriebe, Einzelteile und Baugruppen sowie Synchronisierungen.

Mit einem Umsatzanteil 2019 von über 70% bildet der Bereich Synchronisierungen das Kerngeschäft der Gesellschaft. Im Bereich Einzelteile und Baugruppen (ca. 24% des Jahresumsatz 2019) werden Verzahnungsteile, Zahnräder und Wellen sowie darauf aufbauende Baugruppen produziert und zusammengebaut. Der Produktbereich Getriebe, der ca. 5% des Jahresumsatz 2019 ausmacht, umfasst komplette Schaltgetriebe, Teilaggregate, wie Nebenabtriebe für Motoren und Getriebeteilaggregate, sowie Aggregate für Allradantriebserweiterungen oder elektrische Antriebssysteme.

NZWL-Produkte

NZWL-Produkte finden sich in allen gängigen Fahrzeugklassen wieder, zu den Abnehmern zählen in erster Linie OEM (Fahrzeughersteller) wie der Volkswagenkonzern oder Daimler sowie Tier-1-Zulieferer wie ZF Friedrichshafen in Europa und China. Durch seit mehr als zehn Jahren bestehende Kundenbeziehungen ist der Konzern mittlerweile bereits als strategischer Partner in die Entwicklungsphase der OEMs integriert. Hieraus ergeben sich eine hohe Planungssicherheit und in der Regel auch Nachfolgeaufträge für die NZWL.

China-Geschäft

Die Gruppe besitzt eigene Fertigungsstandorte in Deutschland (Leipzig) und in der Slowakei (Sucany)2. Um die hohe Nachfrage nach Synchronisierungssätzen von Doppelkupplungsgetrieben zu bedienen, betreibt die Schwestergesellschaft NZWL International eine weitere Produktionsstätte in China (Tianjin bei Peking). Mit dem Großkunden Volkswagen wurde hierzu eine langfristige strategische Zusammenarbeit vereinbart. In den Jahren 2017 und 2018 erhielt NZWL in ihrem chinesischen Werk zusätzlich jeweils einen Großserienauftrag des chinesischen OEM Great Wall zur Lieferung von Synchronisierungen. Diese Geschäftsverbindung ermöglicht der NZWL-Schwestergesellschaft nach Meinung der KFM-Analysten nach ein bedeutendes Wachstumspotenzial, zudem ist es NZWL damit schneller als erwartet gelungen, den Zugang zum chinesischen Markt zu erschließen und eine stark gestiegene Kapazitätsauslastung des Werkes in China zu erreichen.

Finanzkennzahlken 2019

Trotz des bereits im Jahr 2019 zunehmend schwieriger und unsicherer werdenden Marktumfelds, in dem der weltweite Umsatz der Automobilzulieferer um 4% gesunken ist, konnte die NZWL-Gruppe ein Umsatzwachstum von 4,1% realisieren und ihren Umsatz von 107,1 Mio. Euro im Jahr 2018 auf 111,5 Mio. Euro im Jahr 2019 steigern. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) 2019 beträgt 12,5 Mio. Euro und liegt damit über dem Vorjahr von 11,7 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) konnte von 4,8 Mio. Euro auf 5,3 Mio. Euro ebenfalls gesteigert werden. Die EBIT-Marge zeigt sich mit 4,8% gegenüber der Vorperiode (4,5%) leicht verbessert, was unter dem Aspekt, dass der Automobilmarkt 2019 eher mit sinkenden Margen zu kämpfen hatte, sehr positiv zu betrachten ist, so die Analysten. Der Konzernjahresüberschuss nach Steuern (EAT) belief sich auf 1,2 Mio. Euro nach 1,1 Mio. Euro im Vorjahr. Die Eigenkapitalquote konnte so von 14,9% zum 31.12.2018 zum Ende 2019 auf 15,7% verbessert werden.

Covid-19-Auswirkungen

Das aktuelle Geschäftsjahr 2020 ist im Wesentlichen durch die Covid-19-Pandemie geprägt. Dass die Nachfrage der NZWL-Kunden bedingt durch den Lockdown ab Ende März nahezu einbrach, führte zu einem weitestgehenden Stillstand der Produktion bis Mitte Mai. Ab Juni erholten sich die Geschäfte des Konzerns deutlich und es konnte wieder 75% der möglichen Betriebsleistung im Vergleich zu den Monaten vor Ausbruch der COVID-19-Pandemie erreicht werden.

Trotz der Pandemie erreichte die NZWL im ersten Halbjahr 2020 einen Umsatz in Höhe von 39,2 Mio. Euro nach 57,7 Mio. Euro zum Vorjahreszeitraum. Durch frühzeitige Maßnahmen zur Anpassung der Kostenstruktur und Sicherung der Liquidität, wie die Nutzung von Kurzarbeit, den Abbau von Leiharbeitskräften, die zeitliche Verschiebung von Investitionen sowie die Anpassung der Kostenstruktur an die rückläufigen Umsatzerlöse, konnte das EBITDA im ersten Halbjahr 2020 mit 2,6 Mio. Euro (Vorjahr 6,4 Mio. Euro) positiv gestaltet werden. Zum Halbjahr 2020 weist der Konzern einen Konzernfehlbetrag nach Steuern von 2,5 Mio. Euro aus, nach einem Überschuss von 0,9 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Zur weiteren Liquiditätssicherung beschaffte sich die Gruppe aus dem Corona-Schutzschildprogramm der Bundesregierung einen Kredit der KfW in Höhe von 3 Mio. Euro.

Nach dem im 1. Halbjahr 2020 COVID-19 bedingten Umsatzrückgang, konnte der Konzernumsatz im 3. Quartal 2020 gesteigert werden und beträgt bereits wieder rund 93% des Vorjahresquartals. Die Ertragslage stabilisierte sich ebenfalls, so dass die NZWL für das gesamte Geschäftsjahr 2020 mit einem Umsatzrückgang von lediglich 15% bis 20% sowie einem Konzernfehlbetrag von 1,9 Mio. bis 2,2 Mio. Euro rechnet. In China entwickelt sich das operative Geschäft des Schwesterkonzerns NZWL International positiver als in Europa, hier wird für das Gesamtjahr 2020 ein Umsatz und Gewinn mindestens auf dem Niveau des Vorjahres prognostiziert.

Markt für Hybrid- und Elektroantriebe

Die Automobilindustrie befindet sich weltweit im Wandel, die Nachfrage nach Antriebsbereichen der E-Mobilität wird, auch auf Grund politischer Maßnahmen im Zuge der Covid-19 Wirtschaftsstabilisierungsmaßnahmen, unserer Meinung nach in Zukunft gegenüber 2019 deutlich stärker ausfallen, zusätzlich ist der Trend zum autonomen Fahren weiterhin intakt. Die NZWL-Gruppe sehen wir für diesen Prozess als sehr gut positioniert, bereits 2020 soll der Anteil von Elektroantrieben und Hybridsystemen ca. 9% des Gesamtumsatzes ausmachen1. In den nächsten Jahren ist hier mit weiteren Steigerungen zu rechnen5. Seit 2012 ist das Unternehmen bereits im Bereich der Elektro/Hybridantriebe vertreten4.

Im November 2019 konnte zudem ein substanzieller Neuauftrag zur Fertigung von „Wellen“ für die von Audi und Porsche entwickelte Plattform „Premium und Plattform Electric (PPE)“ ab Dezember 2021 gewonnen werden1, Der Anteil alternativer Antriebe bei den Neuaufträgen steigt stetig an und liegt aktuell bereits bei 23% der Auftragseingänge2. Hierbei befinden sich alle Projekte trotz der COVID-19-Pandemie im geplanten Zeitrahmen6. Durch die frühzeitige Ausrichtung auf die E-Mobilität erwarten wir, dass die NZWL kurz- bis mittelfristig wieder auf den erfolgreichen Wachstumskurs zurückkehren wird.

Hinweis: Lesen Sie dazu auch: „Der Wandel der Automobilindustrie spielt uns in die Karten“ – Interview mit NZWL-CEO Dr. Hubertus Bartsch

Anleihen Finder Redaktion.

Foto: pixabay.com

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Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH 2014/19 (getilgt)

Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH 2015/21

Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH 2017/23

Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH 2018/24

Anleihe der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH 2019/25

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