Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH: Herr Dr. Bartsch, wieso gerade jetzt eine Mittelstandsanleihe? – Und wie wird die NZWL es schaffen, in China nicht unterzugehen? – Interview mit dem CEO

Freitag, 14. Februar 2014
Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH: Erste Mittelstandsanleihe in 2014 ab Montag in der Zeichnungsfrist – Herr Dr. Bartsch, wieso gerade jetzt eine Mittelstandsanleihe? - Und wie wird die NZWL es schaffen, in China nicht unterzugehen und gesund zu wachsen? – Interview mit dem CEO


Die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH begibt die erste klassische Mittelstandsanleihe im Jahr 2014. Das Traditionsunternehmen möchte ab kommenden Montag, den 17. Februar 2014, insgesamt 25 Millionen Euro bei Anlegern einsammeln und bietet dafür einen Zinskupon von 7,5 Prozent an. Die Anleihen Finder Redaktion fragte bei Dr. Hubertus Bartsch, dem Chief Executive Officer der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH nach:

Anleihen Finder Redaktion: Herr Dr. Bartsch, die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH (NZWL) emittiert in diesem Jahr die erste klassische Mittelstandsanleihe. Sie ist damit „der Eisbrecher“ auf dem Markt der Mittelstandsanleihen, der in der letzten Zeit nicht nur für gute Schlagzeilen gesorgt hat. Wieso setzen Sie gerade jetzt mutig auf eine Mittelstandsanleihe? Gab es keine Alternativen?

Dritter Pfeiler unseres Finanzierungsmixes“

Dr. Hubertus Bartsch: Wir wollen uns mit der Unternehmensanleihe und mit dem erstmaligen Zugang zum Kapitalmarkt einen dritten Pfeiler in unserem Finanzierungsmix aufbauen. Außerdem glauben wir, mit unserem Geschäftsmodell, unserer Strategie und unseren Geschäftszahlen überzeugen zu können. Unsere Eindrücke aus den bisherigen Investorengesprächen stimmen uns da recht zuversichtlich. Das Feedback fiel durchweg positiv aus und laut den begleitenden Partnern DICAMA und Steubing ist das Interesse der Investoren groß.

Anleihen Finder Redaktion: Ihr Unternehmen gehört zur so genannten Old Economy. Sie habeneine mehr als 100-jährige Tradition im Getriebebau – von außen betrachtet: Marke solide und verlässlich. Inwiefern sind Sie sich sicher, dass das auch in Zukunft Ihre Geschäftsergebnisse beweisen werden?

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Dr. Hubertus Bartsch: Solide und verlässlich – das zeichnet uns in der Tat aus. Deshalb werden wir auch konsequent an unserem Geschäftsmodell und unserer Strategie festhalten. Wir verfügen bereits über langfristige Aufträge mit VW im Rahmen einer ebenfalls langfristig vereinbarten strategischen Zusammenarbeit sowie mit unseren anderen Kunden, wie Daimler oder Nissan. Als Zulieferer im Bereich Getriebe arbeiten wir mit sehr langfristigen Verträgen, oft sind es Verträge auf Lebenszeit – also auf Lebenszeit für das jeweilige Getriebe. Das heißt, wir kennen heute schon unsere Umsätze für die nächsten Jahre. Und wir haben sehr vielversprechende Pläne, um weitere Umsätze und Erträge zu generieren.

Anleihen Finder Redaktion: Können Sie uns kurz grob erklären, was für die NZWL die größten Herausforderungen in Ihrer Branche sind und welche Pläne Sie haben, um ihnen entgegentreten zu können?

Dr. Hubertus Bartsch: Wir sind in seinem Bereich aktiv, der neben dem Motor unverändert zu den Kernkompetenzen der Autohersteller gehört. In allen Bereichen müssen Automotive-Hersteller höchsten Qualitätsansprüchen genügen. Aber in so einem Kernkompetenzfeld wie dem unseren gilt das doppelt. Wir sind oft Alleinlieferant und strategischer Partner – dieses Vertrauen müssen und werden wir jeden Tag aufs Neue rechtfertigen.

Anleihen Finder Redaktion: Die Automobilindustrie in Europa stöhnt über weniger Absatz bei Neuwagen und Trends wie „Autos sind keine Statussymbole mehr.“ Kommen diese Entwicklungen bei Ihnen an?

Mehr im Fokus: „Downsizing, Sicherheit, Low-Cost-PKWs oder E-Mobility“

Dr. Hubertus Bartsch: Dieser Trend gilt nur in Europa. In Asien und anderen Emerging Markets finden Sie eine andere Entwicklung – und auch wir sind als Lieferant global aufgestellt. Natürlich treffen auch uns sinkende Absatzzahlen in Europa unmittelbar. Allerdings spielt die Ursache dabei keine Rolle für uns, da wir diese Faktoren als Zulieferer ohnehin nicht beeinflussen können. Aus unserer Sicht ist es jedoch vielmehr eine Frage der sich verändernden Trends. Ging es in der Vergangenheit vielleicht um Statussymbole, so richtet sich das Augenmerk nun zunehmend auf Themen wie Downsizing, Sicherheit, Low-Cost-PKWs oder E-Mobility. Hier besteht sicherlich noch ausreichend Wachstumspotenzial.

Anleihen Finder Redaktion: Mit den Anleihe-Millionen möchte Ihr Unternehmen in und nach China expandieren. Das bedeutet auf der einen Seite große Absatzchancen, aber auch verschärften Konkurrenz- und Innovationsdruck. Wie werden Sie es schaffen, in China nicht unterzugehen und gesund zu wachsen?

„Langfristige, endverhandelte Aufträge von VW“

Dr. Hubertus Bartsch: Zum einen verfügen wir bereits über langfristige, endverhandelte Aufträge von VW im Rahmen einer ebenfalls langfristig vereinbarten strategischen Zusammenarbeit. Dabei werden wir im Wesentlichen wieder als Alleinlieferant und strategischer Partner agieren. Das neue Werk soll über die chinesische Tochtergesellschaft der Neue ZWL Zahnradwerke Leipzig International GmbH durch Duplikation unserer etablierten Großserienfertigung in Leipzig entstehen – mit den gleichen Maschinen und mit Mitarbeitern, die intensiv in Leipzig geschult wurden. Zum anderen haben wir ja bereits 2008 mit unserem Produktionsstandort in der Slowakei bewiesen, dass wir ein Werk schnell ans Laufen bringen können. Vor diesem Hintergrund sind wir sehr zuversichtlich, dass wir auch in China erfolgreich agieren werden.

Anleihen Finder Redaktion: Kommen wir zur Ausgestaltung Ihrer Unternehmensanleihe. Welche Sicherheiten bieten Sie Ihren Anleihe-Gläubigern an?

Dr. Hubertus Bartsch: Die Unternehmensanleihe ist besichert. Die Anleiheforderungen wurden über eine Verpfändung von 50 Prozent der Anteile an der NZWL International abgesichert. Diese Anteile werden von einem Treuhänder verwaltet. Darüber hinaus beinhalten die Covenants eine Negativverpflichtung, eine Positivverpflichtung, eine Kontrollwechsel- und Drittverzug-Klausel sowie eine Ausschüttungsbegrenzung auf max. 25 Prozent des HGB-Jahresüberschusses.

Anleihen Finder Redaktion: Ca. 13 Prozent der Anleihe-Erlöse sollen in die „Umstrukturierung der Passivseite und Refinanzierung und insbesondere der stillen Beteiligung und Genussrechte“ fließen, heißt es in Ihren Informationen zu Unternehmensanleihe. Können Sie bitte näher erläutern, wie sich diese drei Bereiche verändern sollen?

Dr. Hubertus Bartsch: Wir haben noch ein Mezzanine-Kapital und eine stille Beteiligung einer Sparkasse. Diese wollen wir ablösen. Das Volumen dafür liegt bei 3,5 Mio. Euro.

„Bei solch einer Emission kommt es ja nicht nur auf das Rating an“

Anleihen Finder Redaktion: Nach unseren Gesprächen mit Marktteilnehmern ist das Non-Investment Grade-Rating der Creditreform Ratingagentur auf den ersten Blick die größte Auffälligkeit der Eckdaten Ihrer Unternehmensanleihe. Wenn Sie gewusst hätten, dass es auf ein Non-Investment Grade-Rating hinauslaufen würde, hätten Sie Pläne geändert? Wenn ja, welche?

Dr. Hubertus Bartsch: Nein, wir hätten auch dann an unseren Plänen festgehalten. Bei solch einer Emission kommt es ja nicht nur auf das Rating an. In erster Linie geht es doch um das Unternehmen und darum, ob Geschäftsmodell, Strategie und Geschäftszahlen überzeugen können – und wir sind davon absolut überzeugt.

Anleihen Finder Redaktion: Zum Schluss möchten wir Sie um einen kurzen Elevator Pitch bitten. Warum, Herr Dr. Bartsch, soll man Ihre Anleihe kaufen?

Dr. Hubertus Bartsch: Wir sind ein langjähriger internationaler Partner der Automobilindustrie mit mehr als 100-jähriger Erfahrung im Getriebebau. Als einer der führenden Produzenten von Synchronisierungen für Doppelkupplungsgetriebe pflegen wir seit mehr als zehn Jahren partnerschaftliche Geschäftsbeziehungen zu führenden Automobilherstellern und Tier-1-Kunden. Dazu zählen u.a. Volkswagen, AUDI, BMW, Daimler, Volkswagen und ZF. Im Rahmen dieser nachhaltigen und langjährigen Kundenbeziehungen konnten wir uns erfolgreich in zentralen eigenen Kompetenzfeldern der OEMs und überwiegend als Alleinlieferant etablieren. Für die Zukunft bieten sich uns vor allem in China durch den Ausbau unserer partnerschaftlichen Geschäftsbeziehungen zu VW enorme Wachstumschancen. Dass unser Geschäftsmodell funktioniert, zeigt unsere stabile Umsatz- und Ertragsentwicklung der vergangenen Jahre.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Dr. Bartsch, vielen Dank für das Gespräch!

Kurzvita von Dr. Hubertus Bartsch:
Dr. Hubertus Bartsch ist seit 1999 geschäftsführender Gesellschafter der Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH. Er verantwortet die Bereiche Finanzen, Vertrieb/Marketing, Einkauf, Rechnungswesen/Controlling, Personal und Qualität/IT/Organisation. Dr. Bartsch ist seit 1990 in der Automobilindustrie tätig und verfügt über langjährige Erfahrungen in den Bereichen Management, Controlling, Prozessmanagement, Personalmanagement, Reorganisation und Rationalisierungen.

Anleihen Finder Redaktion

Foto:  Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH

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