Minibond-Markt inside: „…dann ist das ‚Nein Danke‘ des angesprochenen Investors schon vorprogrammiert“

Montag, 11. Mai 2015


Wie ticken Institutionelle Investoren, die Minibonds kaufen? Was können Privatanleger von den Profi-Anlegern lernen? Antworten auf die Fragen unserer Leser gibt Hans-Jürgen Friedrich, Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG:

Gestiegene Erwartungshaltung von Investoren …

Aus den Erfahrungen der Vergangenheit sind Investoren anspruchsvoller und auch wachsamer geworden. Pleiten, Pech und Pannen haben die Sensibilität erhöht. Investoren erwarten von den Emittenten und den emissionsbegleitenden Banken gut vorbereitete und vollständige Unterlagen. Dazu gehören u.a. die Unternehmenspräsentation, ausführliche Research-Unterlagen, Bilanzen der letzten Jahre und das Ratingergebnis mit Rating Summary. Erwartet wird auch eine professionelle Präsentation des Emittenten, in der das Management das Geschäftsmodell, die aktuelle betriebswirtschaftliche Verfassung des Unternehmens erklärt, die Verwendung der Mittel transparent darlegt, sich den Fragen der Investoren zur Verfügung stellt und weitere geforderte Unterlagen bereitwillig liefert.

… fordern ausreichend Zeit für eine gewissenhafte Prüfung

Auf der Grundlage der zur Verfügung gestellten Unterlagen sollen von Fondsmanagern, Vermögensverwaltern, Versicherungen, Versorgungswerken und anderen Profianlegern Investmententscheidungen getroffen werden. Die Analyse der Bonität des Unternehmens und der Qualität der Anleihe fällt umso intensiver aus, je unbekannter das Unternehmen oder das Geschäftsmodell am Markt ist. Hierfür muss dem Investor ausreichend Zeit eingeräumt werden. Sind Unterlagen unvollständig oder werden angeforderte Dokumente nicht zur Verfügung gestellt, ist das „Nein Danke“ des angesprochenen Investors schon vorprogrammiert. Schwierig ist die Entscheidung auch dann, wenn trotz aller Unterlagen ein Vergleich mit anderen Unternehmen aus der gleichen Branche nicht möglich ist oder schwer fällt.

Institutionelle Anleger mit unterschiedlichen und veränderten Bedürfnissen

Foto Hans-Jürgen FriedrichGrundsätzlich gleichen sich die Prüfungsinhalte der institutionellen Anleger bei einer neuen Emission. Der Emittent muss belegen können, dass er die Kapitalmarktfähigkeit besitzt, also die Spielregeln im Kapitalmarkt kennt und beachtet. Dazu gehören Transparenz, nachvollziehbare Planungen und zuverlässige Kommunikation. Nur so können Investoren die Kreditwürdigkeit und Kreditfähigkeit beurteilen. Dies gilt im Übrigen erst recht, wenn eine Emission erfolgreich im Markt platziert wurde! Trotz bestätigter Kapitalmarkt- und vorhandener Kreditfähigkeit werden von Investoren weitere verschiedene Bedingungen als Investitionsvoraussetzungen formuliert. Dies sind unter anderen: Ein Rating muss vorliegen, der Best-Practice-Guide der Börse Frankfurt mit den vorgegebenen Kennzahlen muss erfüllt sein, das Emissionsvolumen muss mindestens bei 50 Millionen Euro liegen, übliche Verpflichtungen (Covenants) zur Absicherung der Anleihegläubiger. Die Aufzählung ließe sich weiter fortführen.

Auffällig ist jedoch, dass die genannten Bedingungen ungleichmäßig auf verschiedene Investoren verteilt sind. Während die einen Investoren auf ein Ratingergebnis verzichten, benötigen andere Investoren auf Grund bestehender Regeln zwingend das Ratingergebnis. Während die einen Investoren Anleihen mit einem Emissionsvolumen auch unter 50 Millionen Euro nutzen, setzen andere ein Mindestvolumen von 100 Millionen Euro voraus. An diesen beiden Punkten soll exemplarisch verdeutlicht werden, dass Profianleger durchaus eine ungleichmäßige Zielgruppe darstellen.

Zielgruppengerechte Ansprache und professionelle Marktpflege

Neuemissionen werden dann erfolgreich platziert, wenn das Anlageangebot in das Risikoprofil des Investors passt. In den sogenannten Road-Shows werden einem kleinen Kreis von institutionellen Anlegern die neue Emission vorgestellt. Organisiert werden diese Road-Shows in der Regel von den emissionsbegleitenden Banken. Eine gute und gewissenhafte Vorbereitung ist unerlässlich. Der Emittent hat dabei eine besondere Mitwirkungspflicht. Schlussendlich muss er bei den Gesprächen mit den Investoren überzeugen und in der Folgezeit die Kontakte zu den Investoren pflegen.

Jüngste Emissionen wie die der NZWL, der VTG, der SNP oder der Adler sind in hoher Geschwindigkeit platziert worden. Diesen Platzierungserfolgen gingen eine gewissenhafte Vorbereitung und ein gutes Timing voraus. Chapeau an die beteiligten Akteure!

Hans-Jürgen Friedrich
Vorstand KFM Deutsche Mittelstand AG

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