Lothar Probst zum Leitzins-Tief: Kuponhöhe bleibt abhängig von der Entwicklung des Segments!

Mittwoch, 15. Mai 2013

Durch die Senkung des Leitzinses auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent können sich Geldinstitute bei der Notenbank Geld zu einem historisch niedrigen Zinssatz leihen. Geben die Banken die günstigeren Konditionen jetzt an ihre Kunden weiter? Kommen diese so leichter und günstiger an Bankkredite, so dass die Begebung von Unternehmensanleihen weniger attraktiv wird? Anleihen Finder fragte bei Lothar Probst, Geschäftsführer des Family Office lp inviso GmbH, nach.

Anleihen Finder: Herr Probst, was bedeutet das Leitzins-Tief für den Markt mittelständischer Unternehmensanleihen?

Lothar Probst: Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen der Leitzinsentwicklung und der Konditionsgestaltung für mittelständische Unternehmen, egal ob es um Bankkredite oder Anleihen geht. Die Leitzinsen haben in erster Linie Auswirkungen auf die Refinanzierungsseite der Banken. Die risikogerechte Bepreisung steht bei der Bankkreditierung ganz klar im Fokus. Bei Mittelstandsanleihen hat sich nach meinem Dafürhalten eine Bandbreite in der Zinslandschaft ergeben, die je nach Ratingergebnis gespielt wird.

Anleihen Finder: Also keine Auswirkungen der Billig-Kredite auf die Verzinsung von Mittelstandsanleihen?

Lothar Probst: Wie gesagt, aus dieser Richtung erwarte ich keine Auswirkungen auf die Kuponhöhe. Die Kupons werden meiner Meinung nach künftig eher davon abhängig sein, wie sich das Segment entwickelt. Wie sieht die Qualität der einzelnen Unternehmen aus? Wie gut und belastungsfähig sind die Ratingergebnisse? Und nicht zuletzt: welche Ausfälle müssen in diesem Segment verkraftet werden?

Anleihen Finder: Zu den Auswirkungen auf die Gläubiger: Sparkonten und Festgeld lohnen sich aktuell – bei verschwindend niedrigen Zinsen – kaum noch. Berücksichtigt man die Inflation entstehen sogar Kaufkraftverluste. Worin investieren Anleger in dieser Situation? Sind Unternehmensanleihen für sie jetzt attraktiver?

Lothar Probst: An allererster Stelle muss sich der Privatanleger seiner eigenen Risikoneigung bewusst sein. Dann sollte er einen gesunden Mix in den Anlagen wählen. Wenn man alles auf eine Karte setzt ist man selten gut beraten. Im Hinblick auf Unternehmensanleihen muss man sich im Klaren sein, dass der Kupon ein gutes Stück Risikoprämie beinhaltet und die Kurse der Bonds schwanken können.

 Anleihen Finder: Wie sollten Mittelständler, die jetzt über die Begebung einer Anleihe nachdenken, reagieren, um von der aktuellen Situation bestmöglich zu profitieren?       

Lothar Probst: Grundsätzlich gilt natürlich, dass das Geschäftsmodell  des jeweiligen Unternehmens nachvollziehbar und belastbar ist. Eine Kontinuität in der Ergebnisentwciklung sollte gegeben sein. Die Mittelständler sollten zusammen mit ihren Berater versuchen, einen gesunden Gesamtfinanzierungsmix auf  die Beine zu stellen, so wie es sich eben für ordentliche Kaufleute gehört.

Anleihen Finder: Vielen Dank für diese Einschätzung!

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