Interview: „Börsen sind kundenorientierte Dienstleister“

Mittwoch, 15. August 2012

Die GFEI Aktiengesellschaft bietet Kapitalmarktberatung bei Börsengängen, Anleihen, Kapitalmarkttransaktionen sowie dem Being Public. Das Unternehmen erarbeitet Kommunikationslösungen unter dem Aspekt des nachhaltigen Investorenzugangs.
In den Bereichen Kapitalmarktberatung, Investor & Creditor Relations und Finanz-PR bildet das Leistungsportfolio der GFEI sämtliche Pflicht- und Kürmaßnahmen inklusive eines integrierten HV-Managements bei der Durchführung von Hauptversammlungen jeglicher Größenordnung ab.

Marcus Kapust, Investor Relations Manager bei der GFEI Aktiengesellschaft, erklärt die Vorteile regionaler Ausrichtungen von Emittenten und Börsen.

Anleihen Finder: Viele Emittenten von Mittelstandsanleihen lassen ihre Anleihe an der Börse notieren, die ihnen regional am Nächsten ist. Warum ist das Ihrer Meinung nach so und macht dies Sinn?
 
Marcus Kapust: Die Wertpapierbörsen in Deutschland haben sich in den letzten Jahren zu kundenorientierten Dienstleistern entwickelt und werden mit ihren Produkten sowohl den Interessen der Unternehmen als auch denen der Anleger gerecht. Insbesondere bei der Emission von Mittelstandsanleihen wird mit der Auswahl einer regionalen Börse beabsichtigt, die heimischen Investoren der umliegenden Region stärker für ein Engagement zu motivieren. Für ein Mittelstandsunternehmen mit regionalem Bezug kann es also durchaus von Vorteil sein – neben der Eigenschaft als Arbeitgeber – die Identifikation mit der heimischen Region durch die Auswahl des Börsenplatzes zu unterstreichen.

Anleihen Finder: Welches Kriterium ist für Sie das Wichtigste, wenn Sie die Emittentin einer Mittelstandsanleihe bei der Wahl des Börsenplatzes beraten?
 
Marcus Kapust: Wir versuchen einen Börsenplatz zu wählen, der am besten zu den individuellen Vorgaben und der regionalen Verbundenheit des emittierenden Unternehmens passt. Hierbei richtet sich unser Fokus bei der Auswahl zunächst auf die unterschiedlichen Zulassungsvoraussetzungen wie Mindestratinganforderungen, Mindestemissionsvolumen, Folgepflichten einer börsennotierten Anleihe aber auch Varianten der Produktgestaltung. Zusätzlich ist bei der Auswahl des Börsenplatzes das Angebotsspektrum im Hinblick auf die Vertriebs- und Marketingaktivitäten bei der Platzierung, die Marktpräsenz und die Historie von bisher emittierten Anleihen der jeweiligen Börse von wesentlicher Bedeutung. Nicht zuletzt werden auch die Einmal- und Folgekosten der Börsen bei der Auswahl mit einbezogen.  Unter Berücksichtigung sämtlicher Aspekte schaffen wir eine umfangreiche Informationsbasis für den Auswahlprozess, um gemeinsam mit der Emittentin eine Entscheidung zu treffen, die das bestmögliche Ergebnis – die Vollplatzierung der Anleihe – liefern soll.

Anleihen Finder: Ist die Größe und Bekanntheit des emittierenden Unternehmens ein Faktor, der die Wahl des Börsenplatzes beeinflusst? Wenn ja, inwiefern?

Marcus Kapust: Die Größe und Bekanntheit des emittierenden Mittelstandsunternehmens engt keinesfalls die Auswahl des Börsenplatzes ein. Dennoch muss analysiert werden, in wie fern die Ansprüche der Emittentin mit denen des jeweiligen Börsenplatzes vereinbart werden können. Hierbei müssen die Zulassungsvoraussetzungen der Handelsplätze, der regionale Bezug des Unternehmens, die Folgepflichten der Emission und die Aufmerksamkeit der Investoren beachtet werden. Grundsätzlich gilt, mit einer transparenten, punktgenauen und umfangreichen Ansprache der Investoren – eine gute operative Entwicklung der Emittentin vorausgesetzt –  und der Schaffung einer vollumfänglichen Informationsbasis für Finanzjournalisten sowie dem gezielten Einsatz von Marketing-/Mediaaktionen lässt sich ein eher unbekanntes Unternehmen sowohl an einer nationalen als auch an einer regionalen Börse erfolgreich platzieren.

Anleihen Finder: Wann beginnt die Creditor Relations-Arbeit und wie umfangreich sollte diese gestaltet sein?
 
Marcus Kapust: Bereits vor der Prospekterstellungsphase sollte die Emittentin über lückenlose und zielgerichtete Unterlagen verfügen, die ein exaktes Bild der Unternehmensentwicklung, der Zahlenbasis und der Alleinstellungsmerkmale im angestammten Markt liefern. Hierbei ist auch die Mittelverwendung – unter der klaren Darstellung von Chancen und Risiken – auf den Punkt zu bringen. Aus unserer Sicht sind diese Transparenzstandards  verbunden mit einem zielgerichteten Mediaplan – insbesondere für eher unbekannte Unternehmen – unerlässlich für den Platzierungsprozess der Anleihe. Mit dem Börsenlisting der Anleihe sollte die Emittentin eine umfassende Creditor Relations betreiben. Hierzu gehören mindestens die zweimalige Veröffentlichung von Geschäftszahlen, kontinuierliche Unternehmensmeldungen zum operativen Geschäftsverlauf sowie Informationen zu gegebenenfalls veränderten Ratings. Darüber hinaus beurteilen wir mit Blick auf Handelsvolumina und eventuell nachfolgende Finanzierungen regelmäßige Updates von Unterlagen wie Unternehmenspräsentation, Factsheet, Homepage und Unternehmenskalender als wesentliche Informationsbasis für private und institutionelle Investoren und potentielle Anleger. Abgerundet werden sollte eine marktgerechte Creditor Relations Arbeit mit regelmäßigen Investoren und Finanz-PR Roadshows.

Anleihen Finder: Vielen Dank!
 
Anleihen Finder Redaktion

Foto: GFEI

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