Herr Billhardt, warum können Sie besser performen als andere Windpark-Projektierer, die am Kapitalmarkt aktiv sind?

Mittwoch, 8. Mai 2013


Noch können interessierte Anleger Unternehmensanleihen der PNE Wind AG in der Zeichnungsfrist erwerben. Die Frist endet am kommenden Freitag, den 10.05.2013. Martin Billhardt (Foto), der Vorstandsvorsitzende der PNE WIND AG spricht im Interview mit der Anleihen Finder Redaktion darüber, wie sein Unternehmen Geld verdient und die Hintergründe der Anleihen-Emission:

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Billhardt, können Sie uns bitte einen Einblick in das Geschäftsmodell und die -strategie der PNE WIND AG geben? Kurz: Wie verdienen Sie Geld?

Martin Billhardt: Das Kerngeschäft der PNE WIND AG ist die Entwicklung, Projektierung, Realisierung und Finanzierung neuer Windparks. Damit decken wir die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Akquisition des Standortes über den Bau bis hin zur technischen und kaufmännischen Betriebsführung nach erfolgter Inbetriebnahme.

Unsere Windpark-Projekte planen und realisieren wir sowohl an Land als auch auf hoher See und das im In- und Ausland. Wir verkaufen entweder die Projektrechte zum Bau einen Windparks, insbesondere bei Offshore-Projekten, oder aber schlüsselfertige Windparks an Land. Zu unseren Kunden gehören Energieversorger, Stadtwerke aber auch institutionelle Investoren. Da wir bereits seit 1995 in diesem Markt aktiv sind, gehören wir hier zu den erfahrensten Unternehmen. Mit unserem Geschäftsmodell haben wir in 2012 ein EBIT von 20,4 Mio. Euro und eine Gesamtleistung von 94,3 Mio. Euro erzielt.

Anleihen Finder Redaktion: Bitte geben Sie uns einen Überblick über Ihre Windpark-Projekte, die schon verkauft wurden, demnächst verkauft werden und die Projekte, die sich noch in der Planungs- bzw. Investitionsphase befinden.

Martin Billhardt: Bis Ende 2012 waren wir aktiv beteiligt an der Erstellung von 98 Windparks mit einer installierten Leistung von 814 MW. Derzeit bearbeiten wir national und international Onshore-Windpark-Projekte mit mehr als 3.100 MW Nennleistung. In Deutschland kommen dazu Projekte auf hoher See mit einer Nennleistung von knapp 3.600 MW. Hier handelt es sich um drei eigene Projekte und sechs Projekte, in denen wir als Dienstleister tätig sind. Wir verfügen somit über eine breit diversifizierte Entwicklungspipeline im In- und Ausland, die die Basis für unsere zukünftigen Erträge darstellt.

Anleihen Finder Redaktion: Neben der Projektierung von Windparks ist die PNE WIND AG auch Betreiber von Windenergieanlagen. Welchen Anteil am Umsatz der PNE WIND AG generiert dieser Geschäftsbereich?

Martin Billhardt: Unser Kerngeschäft ist die Projektierung von Windparks im In- und Ausland. Dieser Geschäftsbereich hat den Großteil der im Jahr 2012 erwirtschafteten Umsätze und Erträge generiert. Vereinzelt haben wir Windpark-Projekte im Eigenbestand, wie das bei unserem Standort Altenbruch II, einem Offshore-Referenzprojekt, der Fall ist. In diesem Bereich sind wir als unabhängiger Stromproduzent tätig, wodurch wir einerseits wertvolle Erfahrung für den Betrieb von Windparks sammeln können und andererseits unsere Einnahmebasis stabilisieren. Die EBIT-Beiträge aus dem Segment „Stromerzeugung“ betrugen im Geschäftsjahr 2012 rund 2,5 Mio. Euro.

„Das Gros der Kosten  entsteht durch die Errichtung der Windenergieanlagen –  wofür über 90 Prozent der Kosten entfallen“

Anleihen Finder Redaktion: Auf welche Weise finanzieren Sie Ihre Projekte? Mit welchen Risiken kalkulieren Sie bei der Vorfinanzierung?

Martin Billhardt: Wir generieren den Großteil unserer Wertschöpfung in der Schaffung des Projektrechts, d.h. in den Projektphasen bis zum Erhalt der Genehmigung zum Bau des Windparks. In diesen Abschnitten ist der Kapitalbedarf verhältnismäßig gering, denn das Gros der Kosten und damit des Finanzierungsbedarfs entsteht durch die tatsächliche Errichtung der Windenergieanlagen, wofür über 90 Prozent der Kosten entfallen. Hinzu kommt, dass wir für die Projekte oftmals bereits in einem frühen Stadium Investoren suchen und finden; die Zahlungen dieser Investoren erfolgen oft nach Fertigstellung bestimmter Projekt-Meilensteine, wodurch unser Finanzierungsaufwand begrenzt wird.

Den tatsächlichen Finanzierungsaufwand decken wir zum einen über unsere solide Finanzierungsstruktur, die durch den Verkauf der „Gode Wind“-Projekte 2012 noch einmal entscheidend gestärkt wurde. Unsere Eigenkapitalquote liegt bei rund 47 Prozent  zum 31. Dezember 2012, die Nettoverschuldung beträgt 30,9 Mio. Euro und wir verfügen über liquide Mittel in Höhe von 36,6 Mio. Euro. Neben unseren eigenen Finanzmitteln wird ein gewisser Teil auch über Fremdfinanzierung gestemmt, für die wir u.a. nun auch unsere Unternehmensanleihe emittieren wollen.

Anleihen Finder Redaktion: Typische Risiken des von Ihnen betriebenen Projektgeschäfts sind zum einen Verzögerungen von Projekten sowie Schwierigkeiten bei der Käufersuche. Welche Sicherheitsmechanismen haben Sie für solche Szenarien implementiert?

Martin Billhardt: Grundsätzlich achten wir darauf, geeignete Wind-Standorte für unsere Projekte auszuwählen. Daneben sichern wir alle erforderlichen Rechte und Genehmigungen, den Netzanschluss sowie die Finanzierung für die Umsetzung der Windkraft-Projekte. Das sind die entscheidenden Voraussetzungen, dass die Akquisition der Projekte für potenzielle Käufer interessant wird. Unsere Erfahrung zeigt, dass auf ein Projekt zumeist mehrere Interessenten kommen, sodass selbst bei Verzögerungen des Verkaufs oder auch bei der potenziellen Rückabwicklung eines Kaufs neue Käufer bereitstehen. Der Verkauf der Offshore-Windparks „Gode Wind“ I und II hat dies ja eindrucksvoll bestätigt.

Anleihen Finder Redaktion: Wie wollen Sie die derzeit vorhandene freie Liquidität nutzen?

Martin Billhardt: Wir legen großen Wert auf eine solide Kapitalausstattung und Finanzierungsstruktur, um unsere umfangreiche Pipeline erfolgreich umsetzen zu können. Wir werden mit den vorhandenen finanziellen Mitteln unsere Wachstumsstrategie zielstrebig vorantreiben.

Unser Ziel ist es, die vielfältigen Chancen der Windkraft entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu nutzen. Dazu werden wir sowohl onshore als auch offshore unser Geschäft ausbauen. Besonderes Wachstumspotenzial sehen wir in den ausländischen Zukunftsmärkten, aber auch der etablierte deutsche Markt birgt, etwa durch das künftig stärker werdende Repowering, beträchtliche Entwicklungsmöglichkeiten. Gerade die internationale Expansion wird einen entscheidenden Beitrag zur Risikodiversifikation beitragen, da unsere ausländischen Aktivitäten die Abhängigkeit von einem einzelnen Markt senken. Da unsere Projektpipeline bereits heute sehr gut gefüllt ist, sehe ich die PNE WIND AG auch für die kommenden Jahre hervorragend aufgestellt.

Anleihen Finder Redaktion: Ein Blick in Ihre Geschäftsberichte verrät, dass die  Entwicklung der Cashflows über die Jahre 2010, 2011 und 2012 recht schwankend verläuft. Welche Möglichkeiten sehen Sie, diese Entwicklung zu verändern, um einen stabilen Cashflow zu erhalten?

Martin Billhardt: Die Schwankungen liegen in der Natur unserer operativen Geschäftstätigkeit – dem Projektgeschäft. Unsere Cashflows sind vor allem abhängig vom Zeitpunkt der Veräußerung, und da macht es schlichtweg einen großen Unterschied, ob ein großer Windpark oder die Projektrechte im November oder erst im Februar des Folgejahres verkauft werden. Entscheidend ist daher die Betrachtung über mehrere Perioden, genau wie auch beim EBIT.

Um hier höchstmögliche Transparenz zu schaffen, geben wir unsere Prognose in Zeiträumen von mehreren Jahren an. So rechnen wir für die PNE Wind AG aktuell mit einem kumulierten EBIT für die drei Jahre 2011 bis 2013 zwischen 60 und 72 Mio. Euro. Für die Jahre 2014 und 2015 wollen wir diese Dynamik weiter steigern und planen für den Zweijahreszeitraum mit einem kumulierten EBIT in Höhe von ebenfalls 60 bis 72 Mio. Euro. Durch die kürzlich angekündigte Übernahme der WKN AG können wir weitere Ergebnisbeiträge erzielen und mit der gewonnenen Verbreiterung der Projektpipeline werden sich auch Ertrag und Cashflow zunehmend stabilisieren, da Projekte mit höherer Regelmäßigkeit veräußert werden können.

Anleihen Finder Redaktion: Werfen wir einen Blick auf die Verbindlichkeiten der PNE WIND AG: Ein Teil der Finanzschulden sind die Verbindlichkeiten gegenüber Ihren Wandelanleihen-Gläubigern. Laut dem Euler Hermes-Ratingbericht betragen die Verbindlichkeiten gegenüber Ihren Wandelanleihen-Gläubigern 28,9 Millionen Euro. Können Sie kurz erläutern, wie Ihre Finanzierungsplanung für diese Position aussieht?

Martin Billhardt: Eine Wandelanleihe ist zunächst einmal immer vom Wandlungspreis abhängig. Wir sind in der Lage, die Verbindlichkeiten vollständig zu tilgen, haben aber auch die berechtigte Hoffnung, dass Investoren von ihrem Wandlungsrecht Gebrauch machen, wenn sich der Aktienkurs wie in den vergangenen Monaten positiv entwickelt.

Im Zuge der Übernahme von rund 54 Prozent der Anteile an der WKN AG wird der bisherige Mehrheitsaktionär, die Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH bei erfolgreichem Abschluss dieser Transaktion von der Investmentgesellschaft Luxempart S.A. 168.680 Wandelschuldverschreibungen der PNE WIND AG kaufen und von ihrem Wandlungsrecht Gebrauch machen. Entsprechend wird die Volker Friedrichsen Beteiligungs-GmbH nach der Ausübung rund 20 Prozent der dann ausstehenden PNE-Aktien halten. Somit würden sich die Verbindlichkeiten um das entsprechende Volumen von rd. 16,8 Mio. Euro reduzieren.

Anleihen Finder Redaktion: Weitere größere Verbindlichkeiten sind die Projektfinanzierungen des Windparks „Altenbruch II“ (28,7 Millionen Euro laut Rating-Summary), das Holzheizkraftwerk „Silbitz“ (vier Millionen Euro) sowie die Finanzierung der Betriebsimmobilie in Cuxhaven (3,2 Millionen Euro). Wie sehen hier Ihre Finanzplanungen aus?

Martin Billhardt: Diese Projekte sind finanziert und die Finanzierung ist zudem langfristig gesichert. Es gibt daher keinen Bedarf, diese zu refinanzieren.

Anleihen Finder Redaktion: Kommen wir nun zur Ausgestaltung Ihrer neuen Anleihe. Aus dem Wertpapierprospekt geht hervor, dass Sie große Teile des Emissionserlöses für den Kauf der mehrheitlichen Anteile an der WKN AG Husum verwenden wollen. Können Sie uns einen Einblick in den Zeitplan der Akquisition geben?

Martin Billhardt: Wir haben am 19. April die Übernahme von 54 Prozent der Anteile an der auf Windpark-Entwicklung spezialisierten WKN AG bekanntgegeben. Derzeit wird die Übernahme von den Behörden geprüft. Sobald die Zustimmung – von der wir fest ausgehen – erteilt wird, werden wir die Übernahme im Handelsregister eintragen lassen.

Für den Kaufpreis von knapp 50 Mio. Euro wollen wir teilweise die Erlöse der Unternehmensanleihe heranziehen und einen kleineren Teil mit eigenen Aktien bezahlen. Darüber hinaus ist eine Erhöhung des Anteils an der WKN auf über 80 Prozent durch die Übernahme der Anteile eines industriellen Investors möglich. Wir planen über diese Anleihe, die im Prime Standard für Unternehmensanleihen der Frankfurter Wertpapierbörse notieren wird, ein Volumen von 100 Mio. Euro einzunehmen. Die Anleihe ist mit einem Kupon von acht Prozent ausgestattet. Die Zinsen werden mit Ausnahme der ersten Zinsperiode halbjährlich nachträglich jeweils am 1. Juni und am 1. Dezember eines jeden Jahres gezahlt. Die Anleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren und richtet sich an institutionelle und private Anleger in Deutschland, Österreich und Luxemburg.

Anleihen Finder Redaktion: Sie haben angekündigt, Anleihe-Erlöse auch „in den Ausbau der On- und Offshore-Pipeline durch Projektzukäufe im In- und Ausland” zu investieren. Können Sie uns kurz einen Überblick über Ihre Projekte im Ausland geben?

Martin Billhardt: Wir verfügen onshore wie offshore im In- und Ausland über eine hervorragend ausgebaute Projektpipeline, die die Basis für unsere zukünftigen Erträge darstellt. Alleine im onshore-Bereich haben wir knapp 3.100 MW in der Entwicklung, wovon ca. 180 MW in der konkreten Planungsphase sind und nach erfolgter Genehmigung gebaut werden können. Mit der Übernahme der Mehrheitsanteile an der WKN AG ist es uns außerdem möglich, unser Auslandsengagement zu stärken und die Geschäftstätigkeit auf Märkte auszudehnen, in denen wir bisher nicht vertreten waren, z.B. Italien, Frankreich, Südafrika, Schweden und Polen.

Anleihen Finder Redaktion: An welche Investorengruppe richtet sich Ihre Mittelstandsanleihe vornehmlich – Sehen Sie eher private oder institutionelle Investoren als Ihre vornehmliche Zielgruppe an?

Martin Billhardt: Wir richten uns sowohl an private als auch institutionelle Investoren mit dem Ziel, Liquidität durch einen ausgewogenen Anlegermix zu gewährleisten. Für unsere privaten Investoren haben wir uns auch etwas Besonderes ausgedacht: Sie konnten bereits ab dem 4. Mai 2013 die Anleihe über ein Zeichnungstool auf unserer Homepage www.pnewind.com zeichnen. Die ersten 100 Zeichner sicherten sich eine vollständige Zuteilung bis zu einem maximalen Volumen von jeweils 10.000 Euro.

Warum können Sie besser performen als andere Windpark-Projektierer, die am Kapitalmarkt aktiv sind?

Anleihen Finder Redaktion: Wie treten Sie dem Argument entgegen, dass die Branche der Erneuerbaren Energien zurzeit kein sicherer Hafen für Investments ist? Warum können Sie besser performen als andere Windpark-Projektierer, die am Kapitalmarkt aktiv sind.

Martin Billhardt: In unserem fragmentierten Markt gehören wir zu den erfahrensten Windkraft-Projektierern, schließlich sind wir bereits seit 1995 im Geschäft und verfügen über ein hervorragendes Netzwerk im In- und Ausland. Im Gegensatz zu anderen Anbietern legen wir gerade im Offshore-Bereich Wert darauf, uns rein auf die Veräußerung der Projektrechte zu konzentrieren und nicht selbst große Finanzierungsvolumina stemmen zu müssen. Das hat sich in all den Jahren bewährt und ist ein ganz entscheidender Punkt, warum wir uns in den letzten Jahren so positiv entwickelt haben.

Anleihen Finder Redaktion: Können Sie uns zum Schluss bitte kurz einen Ausblick auf Ihre Geschäftserwartung in den nächsten Jahren geben?

Martin Billhardt: Wir schauen auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2012 zurück. Die erwirtschafteten Umsatzerlöse von rund 84 Mio. Euro und ein EBIT von rund 20,4 Mio. Euro stehen für die Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells. Die erzielten Erfolge sowie unsere gut gefüllte Pipeline lassen mich sehr zuversichtlich in die Zukunft schauen. Wir rechnen auch zukünftig mit hohen Erträgen aus unserer Projektierungsarbeit und daher mit einem kumulierten EBIT von 60 bis 72 Mio. Euro für die nächsten beiden Geschäftsjahre 2014 und 2015. Hinzu kommen die Erträge aus der Übernahme der WKN, so dass wir nach erfolgreichem Abschluss der Transaktion sicherlich eine aktualisierte Planung bekanntgeben können.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Billhardt, vielen Dank für das Gespräch!

Anleihen Finder Redaktion

Fotos: PNE Wind AG

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