“Haben uns in den letzten 9 Jahren erfolgreich als Kapitalmarkt-Akteur etabliert“ – Interview mit Fritz Homann, Homann Holzwerkstoffe GmbH

Dienstag, 23. Februar 2021


Die Homann Holzwerkstoffe GmbH ist wieder aktiv am KMU-Anleihemarkt. Der Holzfaserplatten-Produzent begibt eine neue Unternehmensanleihe (ISIN: DE000A3H2V19) mit einem Zielvolumen von 60 Mio. Euro. Die Anleihe hat eine Laufzeit von fünfeinhalb Jahren und soll eine jährliche feste Verzinsung in der Spanne zwischen 4,50 % und 5,00 % haben. Aktuell können die Alt-Anleihegläubiger ein Umtauschangebot annehmen, in der kommenden Woche ist die Anleihe für alle interessierten Anleger zu haben. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit Unternehmenschef Fritz Homann über die Anleihe-Emission und die aktuelle Situation der Unternehmensgruppe gesprochen.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Homann, die Homann Holzwerkstoffe GmbH begibt erneut eine Unternehmensanleihe. Warum ist diese Art der Finanzierung für Sie zweckmäßig?

Fritz Homann: Wir sind kein Neuling am Anleihemarkt, sondern haben uns in den letzten neun Jahren erfolgreich als Kapitalmarkt-Akteur etabliert. Durch die Ausgabe unseres ersten Bonds in 2012 konnten wir die Expansion nach Osteuropa stemmen und unsere Kennzahlen seitdem kontinuierlich verbessern. Wir sind in diesem Zeitraum beim Umsatz um durchschnittlich 7 % pro Jahr gewachsen und haben unser operatives EBITDA von 12 Millionen Euro auf 47 Millionen Euro nahezu vervierfacht. Diese Erfolgsgeschichte wollen wir weiterschreiben und an der Unternehmensanleihe als Bestandteil unseres Finanzierungsmix festhalten, da sie sich für uns mehr als bewährt hat.

Anleihen Finder: Ihr Geschäftszweck ist die Produktion von Holzfaserplatten – wo kommen diese zum Einsatz? Wer sind Ihre Kunden?

Fritz Homann: In Zeiten von Home-Office verbringt man ja wieder viel Zeit in den eigenen vier Wänden. Gerade dort kommen unsere Produkte zum Einsatz: Unsere hochveredelten Holzfaserplatten werden in Rückwänden von Schränken, in Schubkastenböden oder beispielsweise auch Türdecks verarbeitet. Schwerpunktmäßig beliefern wir also die Möbel-, Türen- und Beschichtungsindustrie im europäischen Raum. Zu unserem festen und etablierten Kundenstamm zählen dabei einige der größten Möbelhersteller der Welt.

Anleihen Finder: Wie sind Sie durch das Corona-Jahr 2020 gekommen? In welchen Bereichen gab es die größten Herausforderungen?

„Erwarten für 2020 ein Ergebnis auf Vorjahresniveau“

Fritz Homann: Angesichts der weitreichenden Verwerfungen im Markt sind wir vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Im April und Mai kam es während des Lockdowns natürlich zu Umsatzeinbußen. Lieferengpässe und ein geschwächter Absatzmarkt waren dabei die größten Herausforderungen. Nachdem die Grenzen für den Güterverkehr wieder geöffnet waren, konnten wir unsere Produktion aber schnell hochfahren. Die Nachfrage stieg schnell an und befindet sich seitdem auf sehr hohem Niveau. Durch unser konsequentes Gegensteuern in Kombination mit niedrigen Rohstoffpreisen erwarten wir für 2020 ein Ergebnis auf Vorjahresniveau – was unsere Krisenresistenz eindrucksvoll unterstreicht.

Anleihen Finder:
Mussten Sie während der Pandemie in irgendeiner Art und Weise staatliche Hilfen in Anspruch nehmen?

Fritz Homann: Wir hatten bereits vor der Pandemie eine sehr gute Liquidität und waren nicht auf staatliche Hilfen angewiesen. Im Zuge des ersten Lockdowns haben wir Mitte März 2020 für unsere Tochtergesellschaft HOMANIT GmbH & Co. KG Kurzarbeit angemeldet, um den genannten Lieferengpässen und Auftragsstopps von Kunden gegenzusteuern. Glücklicherweise hielt sich die Kurzarbeit bei uns jedoch in Grenzen, sodass wir relativ schnell wieder unter voller Auslastung arbeiten konnten. Aus Vorsichtsgründen haben wir während des ersten Lockdowns zudem ein KfW-Darlehen beantragt. Diese Mittel verbessern unsere Liquiditätsposition noch weiter.

Anleihen Finder: Was stimmt Sie für das Jahr 2021 – trotz zweitem Teillockdown – zuversichtlich? Wie bewerten Sie aktuell das Branchenumfeld?

Fritz Homann: Wir gehen im Moment davon aus, dass der Einzelhandel und damit auch die Möbelgeschäfte spätestens nach Ostern wieder öffnen werden. Sollte sich dies bewahrheiten, erwarten wir für uns keine wesentlichen negativen Auswirkungen.

Anleihen Finder: Wie ist die Auftragslage denn derzeit konkret? Können Sie auch auf Nachholeffekte hoffen?

„Die Auftragslage hat sich auf hohem Niveau stabilisiert“

Fritz Homann: Die Auftragslage ist gut und hat sich bereits auf hohem Niveau stabilisiert. Wir erwarten, dass der private Konsum allgemein nach Ende des Lockdowns wieder zunehmen wird und sich dies über den stationären Möbelhandel auch für uns positiv auswirken wird.

Anleihen Finder: Wie hat sich die Pandemie auf die aktuellen Finanzkennzahlen (Umsatz, EBITDA, Cashflow, Eigenkapitalquote) der Unternehmensgruppe ausgewirkt?

Fritz Homann: Wie bereits angedeutet erwarten wir für 2020 bei leicht rückläufigem Umsatz ein Ergebnis auf Vorjahresniveau. Unser operativer Cashflow belief sich zum 30.9. auf rund 32 Millionen Euro und unser Eigenkapital ist weiter angestiegen – die EK-Quote blieb dennoch aufgrund der deutlichen Erhöhung der Bilanzsumme relativ unverändert. Zudem konnten wir den Leverage zum 30.09. weiter auf 2,4x verbessern. Dass unsere Finanzkennzahlen solide sind, wurde jüngst von der Ratingagentur Creditreform untermauert. Diese hat unser Rating mit BB- bestätigt und den Ausblick von „watch“ auf „stabil“ angehoben.  

Anleihen Finder: Können Sie uns dazu auch kurz die Entwicklung der operativen Kennzahlen vor der Pandemie (GJ 2019) nennen?

Fritz Homann: Im Geschäftsjahr 2019 ist unser Umsatz um 3,8 % auf rund 274 Millionen Euro angewachsen. Außerdem konnten wir unsere Materialkostenquote senken und unsere Marge verbessern. Folgerichtig ist unser operatives EBITDA um 19,5 % auf über 47 Millionen Euro gestiegen. Auch der Cashflow hat deutlich von 27 Millionen Euro auf knapp 41 Millionen Euro zugelegt. Unser Konzernergebnis kam auf 22 Millionen Euro, zudem hat sich unser Leverage im Geschäftsjahr deutlich verbessert auf ein Net debt/EBITDA von 2,8x.

Anleihen Finder: Die neue Anleihe dient in erster Linie der Refinanzierung des 2017er Bonds. War das so vorgesehen und soll die jetzige Anleihe auch wieder von einer neuen Anleihe abgelöst werden? Wie sieht Ihr Refinanzierungs- und Zinstilgungsplan für die nächsten 5,5 Jahre aus?

„Können anfallende Zinszahlungen komfortabel aus unseren laufenden Erträgen bestreiten“

Fritz Homann: Selbstverständlich prüfen wir stets sorgfältig die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Wie ich bereits sagte, hat sich die Anleihe dabei als ein wichtiger Baustein etabliert. Und das gilt auch für die Zukunft. Wichtig für unsere Anleger ist, dass wir stetige Cashflows und eine hohe EBIT-Zinsdeckung vorzuweisen haben, sodass wir zukünftig anfallende Zinszahlungen komfortabel aus unseren laufenden Erträgen bestreiten können. Für die Rückzahlung bzw. Refinanzierung der Anleihe in fünfeinhalb Jahren stehen uns die verschiedenen bekannten Optionen zur Verfügung.

Anleihen Finder: Sie planen aktuell ein neues Werk in Litauen – warum ausgerechnet dort und was soll da ab wann produziert werden? Mit welchen Mitteln wird das Werk gebaut?

Fritz Homann: Auf dem neuen Gelände in Pagiriai nahe der litauischen Hauptstadt Vilnius soll ein Dünnplattenwerk entstehen. Wie an unseren anderen Standorten auch wollen wir dort HDF- und MDF-Platten bis 22 mm produzieren. Diesen Mai sollen die Bauarbeiten für das neue Werk beginnen, die Inbetriebnahme ist für das zweite Halbjahr 2022 vorgesehen. Neben der Rohplattenanlage entstehen außerdem umfangreiche Veredelungsanlagen.Die Vorteile von Litauen als Produktionsstandort sind vielfältig: Zum einen besteht die Fläche Litauens mit 2,2 Mio. ha zu einem Drittel aus Wald, was uns strategische Nähe zu dem für uns wichtigsten Rohstoff Holz verschafft. Zum anderen ist Litauen mittlerweile einer der bedeutendsten Standorte der Möbelindustrie in Osteuropa. Von dort aus können wir unsere Kapazitäten erweitern und unsere Kunden schnell und effizient bedienen. Die Investition für das Werk in Litauen wird zu einem hohen Maß aus Eigenmitteln finanziert, es sind aber auch lokale Fremdfinanzierungsbausteine geplant.

Anleihen Finder: Unlängst haben Sie mit Helmut Scheel einen neuen CFO installiert und das Vorstandsteam auf 3 Personen erweitert. Was sind die Hintergründe dafür?

„Wir möchten auch in Zukunft unseren Expansionskurs weiterführen“

Fritz Homann: Wir wachsen kontinuierlich und möchten auch in Zukunft unseren Expansionskurs weiterführen. Daher ist es für uns sehr wichtig, in allen Management-Bereichen stark aufgestellt zu sein und unsere Führungskompetenzen in der Gruppe auf effektive Weise zu bündeln. Mit Herrn Scheel haben wir einen starken Geschäftsführer im Bereich Finanzen, Steuern und Controlling. Er ergänzt Herrn Keider als CTO und mich als CEO – somit bilden wir ein gutes Team, welches die Gruppe in Zukunft weiter voranbringt.

Anleihen Finder: Wo soll die Reise der Homann Holzwerkstoffe GmbH in den kommenden Jahren hingehen? Welche operativen Ziele wollen Sie mittelfristig mit der Unternehmensgruppe erreichen?

Fritz Homann: Wir setzen mit dem neuen Werk in Litauen unsere erfolgreiche Expansionspolitik in Richtung Osteuropa fort. Wir wollen weiter profitabel wachsen, mehr Umsatz generieren sowie durch die Nähe zum Kunden unsere Effizienz verbessern und so wiederum unser Ergebnis weiter steigern. Ich denke, die letzten Jahre haben gezeigt, dass wir da auf einem guten Weg sind.

Anleihen Finder: Ihr Schlussplädoyer: Warum ist die neue Homann Holzwerkstoffe-Anleihe 2021/26 sowohl für Alt-Anleihegläubiger als auch Neu-Investoren ein lohnendes und sicheres Investment?

Fritz Homann: Wir sind ein traditionsreiches Familienunternehmen in der vierten Generation und Marktführer für dünne, hochveredelte Holzfaserplatten. Mit unserer Anleihe 2021/26 wollen wir unsere Erfolgsgeschichte am Kapitalmarkt fortschreiben. Unser Geschäftsmodell hat sich bewährt – und mit einem attraktiven Kupon in der Spanne von 4,50 % – 5,00 % sowie einem attraktiven Umtauschangebot an Bestandsinvestoren können sowohl Alt- als auch Neu-Anleger an unserem Erfolg partizipieren.

Anleihen Finder: Herr Homann, besten Dank für das Gespräch.

Anleihen Finder Redaktion.

Fotos: Homann Holzwerkstoffe GmbH

Anleihen Finder Datenbank

Unternehmensanleihe der Homann Holzwerkstoffe GmbH 2017/2022

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