Golden Gate-Gläubigerversammlung inside: Anleihegläubiger schildert Eindrücke: „Streit um Vergütungsstruktur“ – „Insolvenzverwalter Bierbach hat viele Baustellen“ – „Müssen auf Verkauf der Immobilie in Leipzig hoffen“

Mittwoch, 21. Januar 2015


Weiter Wirbel um die zweite Gläubigerversammlung bei der Golden Gate GmbH: Ein zweiter Anleihegläubiger der Golden Gate GmbH berichtet der Anleihen Finder Redaktion von der unruhigen Gläubigerversammlung. Der Name des Anleihegläubigers ist der Anleihen Finder Redaktion bekannt. Er möchte aber seinen Namen nicht „in der Zeitung lesen.“

Nach Meinung der Anleihen Finder Redaktion sind die Schilderungen subjektiv, aber glaubwürdig.

Schilderung eines Anleihegläubigers:

„Die zweite Gläubigerversammlung der Golden Gate GmbH verlief erwartungsgemäß unruhig und es gab immer wieder Wortgefechte unter den Gläubigern oder deren Vertretern.

Der vorläufige Insolvenzverwalter Axel Bierbach hat  bei der Immobiliengesellschaft viele Baustellen. Bierbach und der Geschäftsführer der Tochterunternehmen Dr. Hans Volckens berichten über die Tätigkeiten in den letzten drei Monaten.

Objekt Mittelweg 9 in Hamburg

Das Objekt Haus Heydorn auf Sylt wurde verkauft, was immerhin rund zwei Millionen Euro in die Kasse der Golden Gate GmbH spülte. Schwieriger gestaltete sich hingegen der Verkauf des Objektes Mittelweg neun in Hamburg, bei dem es um eine Projektentwicklung in einer 1b-Lage in Hamburg handelt. Ungereimtheiten gibt es nicht nur beim Bestehen des Baurechtes sondern auch bei den Besitzverhältnissen.

Herr Bierbach berichtet, dass nach der Anleihe-Emission die Golden Gate GmbH (damals AG) einen 90prozentigen Anteil an der Objektgesellschaft von Herrn Uwe Rampold erworben hat, dafür aber offenbar zu viel gezahlt wurde, weil die Schulden übersehen wurden.

Rampold verweigert Verkauf

Zwischenzeitlich befinden sich aber wieder 39 Prozent an der Objektgesellschaft im Besitz von Herrn Uwe Rampold. Nachdem über ein Bieterverfahren ein Käufer für das Objekt Mittelweg gefunden wurde, machte Rampold seinen Einfluss geltend und verweigerte kurzerhand seine Zustimmung zu dem Verkauf. Wie zu hören war, machte Herr Rampold seine Zustimmung davon abhängig, dass Herr Bierbach die Privatinsolvenz gegen ihn zurücknimmt.

Ein Redner gab zu bedenken, dass das Baurecht bzw. dessen Bestehen Auswirkungen auf den Wert der Immobilie habe und bezifferte dies mit rund 1,5 Millionen Euro. Folglich würde sich dies auch auf die Massequote durchschlagen.

Objekte im Amberg und Leipzig

Bei den beiden Core-Objekten Amberg und Leipzig, die im Mittelpunkt der damaligen Anleiheplatzierung standen, galt es Folgeinsolvenzen zu verhindern und die Tochterunternehmen zu stabilisieren, was auch gleich ein Dilemma darstellt.

Die Golden Gate GmbH (ehemals AG) fungiert als Holdinggesellschaft und hat somit auf der Aktivseite der Bilanz die Objektgesellschaften als Vermögenswerte.

Bei einem faktischen Konzern ist eine angemessene Rücksichtnahme auf das Eigeninteresse jeder Tochtergesellschaft an der Aufrechterhaltung ihrer Fähigkeit, ihren Verbindlichkeiten nachzukommen, gegeben.

Streitfall: Immobilie in Leipzig

Besonders deutlich wird die Gemengelage bei der Objektgesellschaft Leipzig: Dieses Tochterunternehmen musste aufgrund eines Treuhandvertrages 1,95 Millionen Euro pro Jahr an die Mutter zurücktransferieren, d.h. seit Emission wurden knapp fünf Millionen Euro von der Tochtergesellschaft Leipzig wieder zurück an die Muttergesellschaft Golden Gate überwiesen und dass, obwohl die Tochtergesellschaft selbst zwar Mieteinnahmen von 840.000 Euro bis 1,0 Millionen Euro hat, diese aber weitgehend für die Bewirtschaftung benötigt und somit keine Überschüsse erwirtschaftet.

400.000 Euro auf Treuhandkonto

Derzeit befänden sich 400.000 Euro auf dem Treuhandkonto, die nun freigegeben werden sollen, um Grundsteuer zahlen zu können.

Bierbach und der Geschäftsführer der Objektgesellschaft Leipzig wollen einerseits eine Folgeinsolvenz nicht riskieren, prüfen Ansprüche aus dem Treuhandvertrag und benötigen die auf dem Treuhandkonto liegenden Mittel. Die von der Gesellschaft vorgeschlagene Lösung wurde durch einen zugegangenen Gegenantrag modifiziert, dem sich der Insolvenzverwalter anschloss und über diesen abstimmen ließ.

Darüber, ob trotz Freigabe der auf den Treuhandkonto verfügbaren Beträge, die ohnehin nicht in der vertraglich vorgesehenen Höhe auf dem Konto eingegangen sind, eine im Treuhandvertrag vorgesehene Verwertung durch den Treuhänder im Jahr 2016 wirtschaftlich sinnvoll erscheint, konnte sich jeder Gläubiger sein eigenes Bild machen.

Anleihegläubiger müssen auf Verkauf der Immobilie in Leipzig hoffen

Für die Anleihegläubiger bleibt also zu hoffen, dass es dem neuen GF Herrn Dr. Volckens gelingen wird, die Immobilie bis 2016 zu verwerten.

Das Gutachten für die Immobilie Leipzig mit 30,75 Millionen Euro dürfte wohl auch das Papier nicht wert sein, auf dem dieses steht. Offenbar hat der Insolvenzverwalter die Möglichkeit, den Treuhandvertrag zu kündigen, nicht in Betracht gezogen.

Freigabe für Mittel auf Treuhandkonto

Als Ausweg sollte unter Top drei über die Freigabe der auf dem Treuhandkonto liegenden Mittel von 400.000 Euro ein Beschluss gefasst werden. Ungeachtet des Umstandes, dass die Mieten nicht gemäß des Abtretungsvertrages auf dem Treuhandkonto verfügbar sind, sollten dennoch dem Treuhänder 100.000 Euro für die Verwertung im Jahr 2016 bleiben.

Die Objektentwicklung in Amberg machte Fortschritte und es wurden in den letzten Monaten werterhöhende Maßnahmen umgesetzt.

Die Mittelverwendung aus der Anleihe wurde durch ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young überprüft. Der vorläufige Insolvenzverwalter Bierbach schließt auch Untreuetatbestände nicht aus.

Patronat Rampold

Die Werthaltigkeit des Patronats von Vorstand Rampold wurde von Bierbach mit etwa drei bis vier Millionen Euro beziffert. Dies sorgte für Verwunderung, da noch im April 2014 gegenüber der Creditreform eine Vermögensaufstellung von über 50 Millionen Euro abgegeben wurde.

Die Patronatserklärung steht naturgemäß in engem Zusammenhang mit der Privatinsolvenz des einstigen Vorstandes der Golden Gate.

Vergütung des Gemeinsamen Vertreters

Nachdem schon bei der letzten Gläubigerversammlung am 28.11.2014 über die Vergütungsstruktur der Kandidaten eines Gemeinsamen Vertreters gesprochen wurde und Bierbach einen Betrag in Höhe von rund 350.000 Euro in den Raum stellte, erläuterten die Kandidaten, welche angemessene Leistung die Anleihegläubiger für die 350.000 Euro erhalten sollten. Aufgrund der Kollektivbindung war dies für viele Gläubiger ein sensibles Thema und löste längere Debatten aus.

Kritisch hinterfragt wurde erneut, warum die vorangegangene Gläubigerversammlung, bei der etwa 35 Personen anwesend waren und die nicht beschlussfähig war, die stattliche Summe von 80.000 Euro gekostet habe.“

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Anleihen Finder Redaktion. Timm Henecker.

Foto: Cassandra Jowett / flickr

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Unternehmensanleihe der Golden Gate GmbH 2011/2014

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