Gewinner der Finanzkrise

Donnerstag, 12. März 2009

Die Anleihen Finder Redaktion im Gespräch mit Christoph D. Kauter – CEO von TIG.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Kauter, die TIG Themis Industries Group, deren CEO Sie sind, sieht sich als Partner für mittelständische Unternehmen in Sondersituationen. Können Sie uns bitte einen kurzen Überblick über die von TIG angebotenen Dienstleistungen geben sowie die Resonanz des Mittelstandes schildern?

Christoph D. Kauter (TIG): Wir sind als Investor Partner für kleine und mittelständische Unternehmen in Europa mit einem Umsatz von fünf bis einhundert Millionen Euro. Der Länderfokus ist dabei bevorzugt auf Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Benelux und Großbritannien. Sektoral schauen wir uns alle wesentlichen Industrien an. Voraussetzung ist, dass sich das Unternehmen in einer Sondersituation befindet. Sondersituation bezeichnet hierbei das komplette Spektrum – von Spin-Offs von Unternehmensteilen aus größeren Konzernen über Nachfolgeregelungen einer Firma bis hin zu Käufen aus Insolvenzsituationen.

Wir kaufen dabei jeweils zusammen mit einem unserer vor-Ort „Preferred Partner“, die operativ das Unternehmen die kommenden Jahre begleiten. Grundlage für eine Transaktion ist immer ein per se qualitativ gutes Unternehmen mit einem Produkt, was mittelfristig über Qualität und Marktakzeptanz eine steigende Nachfrage erzeugen und damit sowohl den Umsatz als auch die Erträge für das Unternehmen verbessern kann. Daher verfolgen wir einen langfristigen Ansatz, bei dem wir gemeinsam mit unseren Partnern einen Teil der Investments zum Aufbau einer Industrieholding in den jeweiligen Ländern behalten. Die Resonanz des Mittelstandes ist entsprechend positiv.

Anleihen Finder: Sehen Sie sich bedingt durch die Finanzmarktkrise einer erhöhten Anfrageflut von Unternehmen mit Restrukturierungsbedarf gegenüber? Und wenn ja, sorgt dies bei Ihnen zu einer Kapazitätserweiterung hinsichtlich der personellen Ressourcen und / oder des Investitionsvolumens?

Christoph D. Kauter (TIG): Im Rahmen des schwachen konjunkturellen Umfeldes ist die Anzahl der Transaktionen, die wir angedient bekommen, in den letzten Monaten deutlich angestiegen. Innerhalb der TIG leben wir das, was wir bei unseren Investments umsetzen: schlanke, klar organisierte Prozesse und Abläufe, die Entscheidungsfindungen und klare Maßnahmen transparent und nachvollziehbar machen. Entsprechend kommen wir mit unseren Kapazitäten gut zu Rande. Starke, analytische neue Mitarbeiter, die über einen entsprechend ausreichenden Erfahrungsschatz verfügen schauen wir uns gerne an. Das Investitionsvolumen lassen wir sowohl von der Quantität als auch von der Geschwindigkeit gleich. Der positive Effekt ist, dass durch die gestiegene Anzahl von gesichteten Transaktionen die Qualität der Investments deutlich besser wird.

Anleihen Finder: Eine Vielzahl der am Markt aktiven Asset Manager kämpft aktuell mit zum Teil signifikanten Mittelabflüssen in Ihren Fonds und Portfolios. Wie schützen Sie sich dagegen bzw. wie können Sie sogar ein Fundraising zur Finanzierung zukünftiger Projekte gewährleisten? Wie haben sich vor diesem Hintergrund Ihre Refinanzierungskosten in den letzten 24 Monaten entwickelt?

Christoph D. Kauter (TIG): Als börsennotierte GmbH & Co. KGaA haben wir unser Eigenkapital über die Börse eingesammelt. Daher ist das Geld fix im Unternehmen und damit für Investments zur Verfügung stehend. Fundraising ist im aktuellen Marktumfeld in der Tat eine Variante und aufgrund der Nachfrage nach einer Investmentmöglichkeit in unserem Unternehmen eine Alternative für neue Investoren, um am Private Equity Restrukturierungserfolg Teil zu haben. Die Investments selbst gehen wir in der Regel nur mit Eigenkapital ein. Trotzdem pflegen wir einen engen Kontakt mit den führenden Bankhäusern für etwaige Finanzierungen unserer akquirierten Unternehmen.

Anleihen Finder: Wenn Sie sich bei Unternehmen engagieren, erfolgt dies typischerweise über Eigenkapitalbeteiligungen. Nun sind einige Unternehmen durch die Veränderungen an den Kapitalmärkten gezwungen, auch über andere Finanzierungsalternativen nachzudenken. Würden Sie auch in mezzanine Instrumente wie beispielsweise Mini-Bonds, Genussscheine, Schuldscheine, Hypothekenanleihen investieren?

Christoph D. Kauter (TIG): Primär investieren wir in das Eigenkapital eines Unternehmens. Trotzdem schauen wir uns auch alternative Investmentformen an, um die Mehrheit an einem Unternehmen und damit dessen finanziellen Stabilität zu erreichen.

Anleihen Finder: Wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung mezzaniner Finanzierungsformen im deutschen Mittelstand aus der Sicht eines Investors und welche Rolle werden Sie mit der TIG dabei spielen?

Christoph D. Kauter (TIG): Mezzanine Finanzierungsformen werden zukünftig eine deutlich stärkere Aufmerksamkeit erhalten. Sie verbinden die Vorzüge eines höheren Kupons für den Mezzanine Geber mit der Eigenkapital ersetzenden Funktion für den Mezzanine Nehmer. Gerade der mittelständische Markt wird sich damit deutlich flexibler refinanzieren können. Der positive Effekt sind dabei unter anderem verbesserte Bilanzkennzahlen und damit die Möglichkeit, Senior Debt zu besseren Konditionen aufnehmen zu können. TIG wird dieses Segment sehr genau beobachten um sich abzeichnende Chancen zu wahren.

Anleihen Finder: Wir wünschen Ihnen in diesen anspruchsvollen Zeiten weiterhin viel Erfolg und bedanken uns für das interessante Interview.

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