German Pellets GmbH: Herr Scholz, welche Maßnahmen planen Sie, um die EK-Quote weiter zu erhöhen? – Interview mit dem Chef der Investorenbetreuung

Mittwoch, 19. Februar 2014
German Pellets GmbH: Herr Scholz, warum stagniert der Überschuss? – Interview mit dem Chef der Investorenbetreuung


Was ist bei German Pellets los? So beginnt die Überschrift von einem der meistgelesenen Anleihen Finder-Beiträge. Das Interesse ist groß. Anlass genug, um bei Carsten Scholz (Foto), Leiter der Investorenbetreuung bei German Pellets, nachzufragen:

Anleihen Finder Redaktion: Herr Scholz, German Pellets ist auch im Jahr 2013 weitergewachsen. Was war für Sie der Höhepunkt im vergangenen Geschäftsjahr?

Carsten Scholz: Ganz klar die Inbetriebnahme unserer ersten Produktionsstätte in den USA. Das war ein ganz wichtiger Meilenstein für uns. Inzwischen befindet sich das zweite Werk im Bau. German Pellets hat sich damit einen Wettbewerbsvorteil verschafft. Denn die US-Werke machen uns unabhängig von Schwankungen in der Rohstoffverfügbarkeit in Europa.

Anleihen Finder Redaktion: Gibt es denn nicht genügend Holz in Europa?

Carsten Scholz: Doch, gibt es, aber wenn die einheimischen Waldbesitzer nicht ausreichend Rohstoff zur Verfügung stellen und das Angebot jahreszeitlich bedingt stark schwankt, könnte das die Entwicklung des gesamten europäischen Holzpelletmarktes beeinträchtigen.

„Holz ist in den USA deutlich preiswerter“

German Pellets hat darauf rechtzeitig reagiert und errichtet zusätzlich Produktionsstätten außerhalb Westeuropas. Holzpellets entwickeln sich aktuell zu einem Welthandelsprodukt. Hier agieren wir als weltweit größter Pelletproduzent und –händler entscheidend mit. Zudem ist das Holz in den USA deutlich preiswerter.

Anleihen-Finder Redaktion: Und Ihre hiesigen Werke? Laut Presseinformationen gibt German Pellets zehn Prozent seiner Anteile am Pelletswerk NRW Pellets an die RWE Innogy Cogen am 1. April dieses Jahres ab. Welche German Pellets-Strategie steckt hinter diesem Deal?

Carsten Scholz: Unsere einheimischen Werke werden weiterhin die regionalen Märkte bedienen. Zusätzliche Bedarfe werden wir aus den US-Importen sicherstellen. Für das Werk der NRW Pellets in Erndtebrück haben wir uns mit dem Hauptgesellschafter, der RWE Innogy, auf eine Neuordnung unserer Zusammenarbeit geeinigt. In diesem Zusammenhang werden die Gesellschaftsanteile in einer Hand gebündelt, also bei der RWE. Unsere Zusammenarbeit wird fortgeführt, indem wir weiterhin die Pellets aus Erndtebrück regional vermarkten.

Anleihen-Finder Redaktion: Eine weiterer German Pellets-Deal ist die komplette Übernahme der österreichischen Heizwert GmbH. Wie hoch war der Kaufpreis und welche Strategie steckt hinter dieser Übernahme?

Carsten Scholz: Neben dem Ausbau des Händlernetzes investieren wir auch in den Ausbau des margenattraktiven Direktgeschäftes mit Endkunden. Insofern passt die Übernahme der HEIZWERT GmbH in diese Strategie. Mit HEIZWERT und Hot’ts, die wir 2012 übernommen haben, bauen wir unseren Marktanteil in Österreich weiter aus.

Anleihen Finder Redaktion: Wie sehen Ihre Wachstumspläne aus, um mit der Entwicklung im Pelletmarkt Schritt halten zu können?

Zuwachsraten und Nachfrageanstieg

Carsten Scholz: Die Wachstumsraten im europäischen Pelletmarkt sind nach wie vor hoch. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 45.000 Anlagen – Pelletheizungen und -öfen – neu installiert. Auch andere Länder verzeichnen zweistellige Zuwachsraten. In Italien werden jährlich rund 200.000 Pelletöfen neu installiert. In Dänemark und Österreich – beides wichtige Importländer – sind Holzpellets ein etablierter Brennstoff. In anderen Ländern, wie beispielsweise Frankreich, verzeichnen wir aktuell einen deutlichen Nachfrageanstieg. German Pellets ist in allen wichtigen Absatzmärkten Europas vertreten und baut seine Vertriebsstrukturen dort sukzessive aus. Dafür investieren wir u.a. in Personal, Logistik und Lagereinrichtungen. Neben dem Wärmemarkt hat auf dem Strommarkt die Umstellung von Kohlekraftwerken auf Holzpellets zu einem deutlichen Nachfrageanstieg geführt. German Pellets hat langfristige Lieferverträge mit großen Energieversorgern geschlossen.

Anleihen Finder Redaktion: Was erwarten Sie von der neuen Bundesregierung, die ja nun die Energiewende reformieren möchte?

Carsten Scholz: Erst einmal nicht allzu viel. In der aktuellen Diskussion geht es wie so oft ja vordergründig um die Energiewende im Stromsektor. Wir fokussieren in erster Linie aber auf den Wärmemarkt, und der hat sich bisher auch ohne großes Zutun der Bundesregierung entwickelt. Unsere wirtschaftliche Stabilität ist nicht auf dem Fundament Subventionen gebaut. Natürlich würden wir uns mehr Tempo bei der Energiewende im Wärmemarkt wünschen. Dazu müssten in der Tat entsprechende politische Voraussetzungen geschaffen werden.

Anleihen Finder Redaktion: Die Bonität der German Pellets GmbH ist von der Creditreform Rating AG zuletzt wieder mit der Investment Grade-Ratingnote „BBB“ beurteilt worden. An welchen Stellen gibt es nach Meinung der Creditreform-Analysten noch Verbesserungsbedarf?

Hohe Finanzierungserfordernisse

Carsten Scholz: Die Creditreform sieht durch unsere gefestigte Marktposition und die weiterhin positive Unternehmensentwicklung ein deutlich verbessertes Refinanzierungspotenzial. Wachstumsbedingt sind unsere Finanzierungserfordernisse natürlich hoch. In diesem Zusammenhang arbeiten wir stringent daran, unsere Marktdurchdringung durch gezielte Maßnahmen weiter zu erhöhen und somit auch unsere Finanzierungskraft weiter zu stärken. Die Creditreform hat uns nun zum vierten Mal geratet und unsere Bonität unverändert mit „BBB“ bewertet.

Anleihen Finder Redaktion: Laut dem Halbjahresbericht der German Pellets ist der Umsatz um 14 Prozent bzw. 29 Millionen Euro von rund 236 Millionen Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres gestiegen. Der Überschuss stagniert dagegen mit rund 1,9 Millionen Euro (Vorjahr: 1,8 Millionen Euro). Warum ist der Überschuss nicht gestiegen?

Carsten Scholz: In 2013 konnten die Verkaufspreise für Holzpellets über Inflation gesteigert werden. Zugleich sind die Aufwendungen gestiegen, etwa für Rohstoffe. Unser Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag dennoch über dem des Vorjahres. Wichtig für unsere Anleger ist, wir haben auch in 2013 weiter fortlaufend investiert, um unsere Produktivität und unsere Marktposition in Westeuropa auszubauen. Dies ist Voraussetzung für eine nachhaltige Ergebnissteigerung.

Anleihen Finder Redaktion: Welche Maßnahmen planen Sie, um Ihre Eigenkapitalquote zu verbessern? Wie hoch wird Ihre Eigenkapitalquote voraussichtlich in 2013 sein?

Carsten Scholz: Im ersten Halbjahr 2013 lag unsere wirtschaftliche Eigenkapitalquote bei 14,4 Prozent. Im Vergleich zum Gesamtjahr 2012 ist dies eine Steigerung. Infolge unserer Investitionen erhöhen wir unsere Produktivität und gewinnen weiter Marktanteile. Dadurch steigern wir Umsatz und Ergebnis. Insbesondere unsere Investitionen in Pelletwerke in den USA werden dazu beitragen, die Margen zu erhöhen. Die US-Produktionen – das erste Werk wurde im Sommer 2013 in Betrieb genommen, das zweite Werk befindet sich im Bau – machen uns unabhängiger von Schwankungen in der Rohstoffverfügbarkeit in Europa und damit auch von hiesigen Preissteigerungen.

Anleihen Finder Redaktion: Wie wollen Sie das weitere Wachstum Ihres Unternehmens finanzieren?

Carsten Scholz: Wir sind bislang mit einem Mix aus Eigen- und Fremdkapitalfinanzierung erfolgreich gewachsen. Wir werden uns sicher auch in Zukunft nicht auf ein Produkt fokussieren und uns so eine erhöhte Finanzierungsflexibilität erhalten.

Anleihen Finder Redaktion: Planen Sie, in der nächsten Zeit weitere Unternehmensanleihen und/oder Genussrechte zu begeben?

Carsten Scholz: Wir prüfen fortlaufend Finanzierungsoptionen – schon vor dem Hintergrund unverändert existenter Investitionsmöglichkeiten.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Scholz, vielen Dank für das Gespräch!

Anleihen Finder Reaktion

Foto: German Pellets GmbH

Anleihen Finder Datenbank

Erste Anleihe der German Pellets GmbH 2011/2016

Zweite Anleihe German Pellets GmbH 2013/2018

German Pellets Genussrechte 2010/2015

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