„Fußnote“: Sturmtief Donald – KMU-Markt sendet positive Signale

Ein Blick auf den KMU-Anleihemarkt von Markus Knoss, BankM AG:
Donald Trump sorgt weiter für Aufruhr an den Finanzmärkten. Bei seiner aggressiven Zollpolitik übersieht er aber, dass es andere Akteure gibt, die noch stärkere „Waffen“ haben. Die Investoren haben das hingegen längst registriert. Der Aktienmarkt, aber noch viel mehr der Bondmarkt haben deutlich Zeichen gesetzt. Der Markt für KMU-Anleihen zeigt sich in diesem Umfeld erfreulich robust.
Wenn der Kuchen spricht, schweigt der Krümel. Diese Redewendung fällt mir spontan ein, wenn ich die letzten Wochen Revue passieren lasse. Eine Achterbahn an den Finanzmärkten rund um den Globus. Auslöser: US-Präsident Donald Trump und seine Administration. Die gesamte Finanzwelt hält bei jedem Social-Media-Post den Atem an. Aber es melden sich auch andere Stimmen zu Wort, die vielleicht noch wichtiger sind als der vermeintlich mächtigste Präsident der Welt. China sendet der Wallstreet erste Warnhinweise auf die Scharfstellung eines Instruments, das unter Börsianern auch als „Atombombe der Finanzwelt“ bezeichnet wird. Gemeint ist der riesige Kuchen amerikanischer Staatsanleihen auf dem die Volksrepublik sitzt.
759 Milliarden Dollar hat China in T-Bonds investiert. Nur Japan hält derzeit noch größere Bestände. Jenes Japan übrigens, mit dem „Erzfeind“ China auf einmal über neue Freihandelsabkommen spricht. In seinem vollmundig geführten Zollkrieg scheint Donald Trump zu übersehen, wie tief er bei Präsident Xi Jinping in der Kreide steht. Ein Abverkauf der US-Schuldtitel wäre für die USA katastrophal. Er könnte eine Panik und Kettenreaktion auslösen wie die Pleite der Investmentbank Lehman 2008. Bereits seit der ersten Trump-Regierung hat China seine Bestände an US-Staatsanleihen kontinuierlich reduziert. Von 1,2 Billionen US-Dollar auf die genannten 759 Milliarden US-Dollar.
Angst vor der „Atombombe der Finanzwelt“
Schon jetzt geht an den Anleihemärkten die Angst um. Seit einer Woche erleiden US-Staatsanleihen – traditionell eine der sichersten Finanzanlagen der Welt – heftige Rückschläge. So stieg die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen, die sich normalerweise, wenn überhaupt, nur sehr langsam bewegt, seit der Eskalation des Zollspektakels am 6. April in kürzester Zeit von 4,33% auf über 5%. Das ist der schnellste Anstieg seit mehr als 40 Jahren. Auch die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen ist so schnell gestiegen wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr.
Für die Finanzmärkte ist dieser Rendite-Sprung ein schrilles Warnsignal. Die US-Börsen haben das verstanden und ihrerseits gesprochen. Und wie! Die Investoren haben ein klares Zeichen an Donald Trump und seiner Mitstreiter gesendet. Der Aktienmarkt, aber noch viel mehr der Bondmarkt. Diese globalen Verwerfungen und Neukalibrierungen gehen natürlich auch am KMU-Anleihemarkt nicht spurlos vorüber. Die Spreads im High-Yield-Markt weiteten sich zu Beginn des zweiten Quartals deutlich gegenüber Staatsanleihen aus und es ist fast zu einer temporären Pause bei Neuemissionen gekommen. Investoren haben ihren Fokus auf den Sekundärmarkt verlagert.
Mittelstandsmarkt erstaunlich resilient
Gerade in einem schwierigen Umfeld wie dem aktuellen zeigt sich aber, dass der Markt für KMU-Anleihen aus Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Im Vergleich zu früheren Phasen mit starken Rückgängen mussten diesmal weniger Investoren in Panik verkaufen. Das lag vor allem an einer vorsichtigeren Anlagestrategie und besserem Liquiditätsmanagement. Zusätzlich sorgen eine tiefere Marktstruktur und anhaltende Nachfrage für stabilere Kurse und eine langfristig stärkere Marktgrundlage.
Insgesamt ist die Widerstandsfähigkeit erfreulich hoch. Das liegt auch daran, dass Sicherheiten-Struktur und Going-Public-Qualifikation – wie von uns immer wieder gebetsmühlenartig gefordert – deutlich verbessert wurden. Viele Emittenten haben in der laufenden Berichtssaison zudem sehr solide berichtet. Einige sehr positive „Estimate Beats“ waren bereits zu verzeichnen. Ein Beispiel dafür sind die 2024er Jahreszahlen der FCR Immobilen AG mit einem Ertrag vor Steuern von 23,1 Millionen Euro. Die Gesellschaft emittiert bereits ihre 7. Anleihe. Das gewachsene Vertrauen lässt sich am Handel der beiden bestehenden Anleihen „über Par“ klar ablesen. Am Zweitmarkt ist mittlerweile eine für die Größe der Emissionen gesunde Grundhandelsliquidität gegeben.
Zahlreiche „Estimate-Beats“
Auch das Rekordwachstum der JDC Group AG stach in der aktuellen Berichtssaison positiv heraus. 2024 wuchsen der Umsatz auf über 200 Millionen Euro und das EBITDA auf über 15 Millionen Euro. Kein Wunder, dass die 7%-Anleihe von Jung DMS konstant bei rund 4,75% Rendite notiert. Ein deutliches Indiz des Marktes, dass eine zukünftige (Re-)Finanzierung deutlich billiger zu stemmen sein wird, verbunden mit einer Senkung der Zinslast. Das Bekenntnis zum Kapitalmarkt wird damit belohnt.
Ebenfalls einen Umsatzrekord veröffentlichte mit 235,4 Millionen Euro auf Basis vorläufiger Zahlen Anfang März die Deutsche Rohstoff AG. Das Konzerneigenkapital, nicht ganz unwichtig für Bondinvestoren im High-Yield-Bereich, steigt stetig. Die Eigenkapital-Quote beträgt jetzt 43%, eine Steigung um rund 27%. Konsequenterweise wird eine Aufstockung der bestehenden 7,5%-Anleihe erwogen. Selbstverständlich wird das gewonnene Vertrauen mit einer spürbaren Renditesenkung einher gehen. Ein Tap sollte sich für die kurze Restlaufzeit bis 2028 im Bereich von 2,5% bis 3,0% abspielen.
Sogar der anfangs eher als „Fan-Anleihe“ betitelte Bond der SV Werder Bremen GmbH & Co. KG ist kapitalmarktfähig geworden. Es wird berichtet, dass im Rahmen der Gesamtfinanzierung Überlegungen angestellt werden, die aktuelle bis 2026 laufende 6,5%-Anleihe noch dieses Jahr durch eine neue Anleihe mit Umtauschangebot abzulösen. Die aktuellen Renditen sprechen auch hier für eine Verbesserung des zu zahlenden Zinssatzes.
Gehen wir davon aus, dass die Erde sich weiterdrehen wird, die Sonne auch morgen aufgeht und die aktuell sehr laut sprechenden Akteure wieder Pragmatismus und Realitätssinn Einzug halten lassen, so bin ich sehr positiv für den KMU-Anleihenmarkt und dessen Renditechancen gestimmt. Soweit meine Krümel zum Osterfest.
Markus Knoss, BankM AG

Markus Knoss ist zugelassener Börsenhändler und Certified Investor Relations Officer und verfügt über jahrelange Erfahrung in verschiedenen leitenden Positionen im Aktienhandel, Salestrading und Portfoliomanagement. Der ausgewiesene Experte für Nebenwerte im deutschsprachigen Raum ist seit 2013 für die BankM AG tätig und verantwortlich für den Bereich Business Development DACH.
Portraitfoto: Markus Knoss, BankM AG
Titelfoto: pixabay.com (Symbolbild)
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