Finanzvorstand der Rena GmbH: So steuern wir durch die Solar-Krise

Freitag, 17. August 2012

Stefan Baustert, CFO der RENA, über Umsatzrückgang und Downrating.

Anleihen Finder Redaktion: Was sind die Gründe für den Umsatz und Ergebnis-Rückgang im 1. Halbjahr 2012?
 
Stefan Baustert: Seit dem 2. Halbjahr 2011 sind weltweit die Bestellungen für Maschinen und Anlagen im Solarbereich deutlich rückläufig als eine Reaktion auf den Bestellungsboom in der Phase 2010/Anfang 2011. Trotz dieses Rückgangs waren die Auftragsbestände per Ende 2011 noch sehr hoch, so dass im Geschäftsjahr 2012 noch große Mengen an Maschinen bei Rena in den Umsatz gehen.

Wir gehen davon aus, dass auch weiterhin die Kunden die in 2010/2011 die Maschinen bestellt haben, diese weiterhin abnehmen, so dass auch im Verlauf des 2. Halbjahres Umsatz und Ergebnis aus Bestellungen aus 2010/2011 gebucht werden können. Dies wiederum hat positive Effekte auf das Ergebnis.

Der leichte Rückgang des Umsatzes gegenüber Vorjahr hat damit zu tun, dass die Implementierungszeit bei den Kunden derzeit etwas länger dauert als zu einer Zeit, als alle Kunden schnellstmöglich über die Kapazität verfügen wollten. Bezüglich des Ergebnisses ist anzumerken, dass bei einer Rücklaufphase in einem Unternehmen die laufenden Kosten in der Regel nicht so schnell zurückgeführt werden können wie die Umsätze zurückgehen. Insofern liegt hier ein gewisser Timelag vor.
 
Anleihen Finder Redaktion: Im Wertpapierprospekt Ihrer Anleihe 2010/2015 steht, dass die Rena GmbH am 19.11.2010 von der Euler Hermes Rating GmbH mit dem Unternehmensrating „BB+“ beurteilt worden ist. Auf der Website von Euler Hermes steht Ihr aktuelles Rating vom 01.08.2012 „BB“. Können Sie die Entwicklung bitte kommentieren?
 
Stefan Baustert: Euler Hermes führt regelmäßig, in der Regel jährlich, eine Überprüfung des Ratings durch und bewertet die Situation immer wieder neu anhand der in der Zwischenzeit eingetretenen Ereignisse. So hat Euler Hermes eine Reihe positiver Anmerkungen festgestellt, sieht aber aufgrund des insgesamt eingetrübten Solarumfeldes heute eine etwas risikoreichere Situation bei RENA als Ende 2010. Zu dieser Zeit war die Hochphase des Auftragseingangs bei Solar (Rena hatte in 2010 einen Auftragseingang von rund 570 Millionen Euro gegenüber 120 Millionen Euro in 2011).

Weiterhin wird zwar die Akquisition der Stulz H+E, die im Bereich Wasser/Abwassertechnik und Waste-to-Energy tätig ist, von Euler Hermes grundsätzlich als eine gelungene Diversifikation angesehen und damit ein gutes Gegengewicht zur aktuell schwierigen Solarbranche, gleichzeitig merkt Euler Hermes im veröffentlichten Bericht aber an, dass der Anlagenbau im Wasser/Abwasserbereich und bei anderen Umwelttechnologien geschäftsbedingt eine höhere Mittelbindung hat; d.h. mehr Liquidität benötigt als das bisherige Maschinenbaugeschäft im Solarbereich. Diese beiden Anmerkungen haben letztlich dazu geführt, dass Euler Hermes aus Vorsichtsgründen das Ratingurteil von BB+ auf BB etwas zurückgenommen hat. Der Ausblick ist nach wie vor als „stabil“ qualifiziert. Insofern nur eine kleine Änderung.

Anleihen Finder Redaktion: Wie haben Sie es geschafft, trotz des sehr angespannten Solar-Marktes schwarze Zahlen zu schreiben?
 
Stefan Baustert: Wie oben schon beschrieben, konnten wir zahlreiche Maschinen im ersten Halbjahr 2012 in den Umsatz nehmen. Diese Maschinen stehen/standen bei den Kunden und mussten noch implementiert werden, bevor wir den Umsatz verbuchen konnten. Rena hat im Jahr 2010/Anfang 2011 einen enormen Auftragseingang gehabt. Durch eine hohe Standardisierung der Anlagen in Kombination mit einer optimierten Vorfertigung von Maschinenteilen in unseren polnischen Werken, konnten wir die Ausbringung der produzierten Maschinen von drei pro Woche auf 25 Maschinen pro Woche hochfahren. Deshalb konnten wir alle Aufträge annehmen. Fast alle bestellten Anlagen sind angezahlt. Allerdings dauert die Implementierung bei den Kunden noch an und verlagern einen Großteil des Umsatzes in das Jahr 2012. Dies kommt uns heute zugute.

Anleihen Finder Redaktion: Ist es richtig, dass eine Ihrer Strategien darauf abzielt, unabhängiger vom Solar-Markt zu werden? Können Sie uns erklären, wie Sie das schaffen wollen?
 
Stefan Baustert: Seit einigen Jahren versucht RENA die Abhängigkeit vom Solarmarkt zu reduzieren, um die hohe Schwankungsbreite bei den jährlich zu verzeichnenden Auftragseingängen zu glätten. Dieser Schritt ist uns in diesem Jahr gelungen. So konnte RENA mit Wirkung zum 1.7.2012 die Mehrheit an dem Umwelttechnikspezialisten Stulz H+E übernehmen. Stulz H+E ist mit einem Umsatz von rd. 250 Millionen Euro eines der führenden Unternehmen im Bereich der Wasser-/Abwassertechnik und liefert zahlreiche Anlagen weltweit auch in den waste-to-energy Markt. Waste-to-energy Technologien sind Verfahren, mit denen es heute teilweise bereits möglich ist, mehr Energie aus dem Abwasser zu gewinnen, als zur Reinigung des Abwassers erforderlich ist. Stulz konnte im ersten Halbjahr 2012 bereits Auftragseingänge von rund 200 Millionen Euro verzeichnen und sieht auch für den Rest des Jahres ein weiterhin gutes Marktumfeld.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Baustert, vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Rena Gmbh

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