Ferratum-CFO Clemens Krause: „Wir denken an ein Anleihevolumen von bis zu 100 Millionen Euro im Gesamtjahr 2019“

Mittwoch, 13. März 2019


Im vergangenen Oktober zahlte der finnische Fintech-Konzern Ferratum über die deutsche Tochtergesellschaft Ferratum Capital Germany GmbH zwei Unternehmensanleihen termingetreu zurück. Aktuell denkt das Fintech-Unternehmen über eine weitere Anleihen-Platzierung nach. Die Anleihen Finder Redaktion hat beim Ferratum-Finanzvorstand Clemens Krause nachgefragt.

Anleihen Finder Redaktion: Hallo Herr Krause, aus Marktkreisen ist zu hören, dass Ferratum sehr konkret an einer neuen Anleihe bastelt. Können Sie uns da schon mehr verraten?

Clemens Krause: Ferratum wächst seit 2005 nun im vierzehnten Jahr in Folge und durchgehend profitabel. Auch 2019 erwarten wir ein Jahr mit Wachstum und Profitabilität. Zurzeit prüfen wir, wie wir das Wachstum des Unternehmens in 2019 refinanzieren. Zu einem nennenswerten Anteil können wir das über Bankeinlagen machen. Einen anderen Teil wollen wir über Anleihen refinanzieren. Dazu bieten sich zwei Möglichkeiten an. Wir könnten zum einen die bestehende Anleihe aus dem letzten Jahr (WKN: A2LQLF) im Rahmen der sogenannten Tap Option um bis zu 50 Millionen Euro aufstocken. Zum anderen könnten wir auch eine neue Anleihe emittieren, um eine größere Diversifizierung und ein homogeneres Fälligkeitsprofil der Anleihen zu erreichen. Details werden wir in Kürze publizieren.

„Eine Anleihe mit 100 Millionen Euro könnte im Frankfurter Prime Standard notieren“

Anleihen Finder Redaktion: Als etwaige Richtlinie haben Sie unlängst die Marke von 50 Millionen Euro genannt. Wofür soll das mögliche Anleihen-Geld konkret verwendet werden?

Clemens Krause: Wir denken an ein Anleihevolumen von bis zu 100 Millionen Euro im Gesamtjahr 2019, mit dem wir einerseits die im Juni auslaufenden Anleihe aus dem Jahre 2016 mit 25 Millionen Euro rückführen (WKN: A2AAR2) und andererseits das Wachstum unseres hochprofitablen Kreditportfolios finanzieren wollen. Eine Anleihe mit 100 Millionen Euro hat den Charme, dass wir sie im Frankfurter Prime Standard notieren können, was mit kleinerem Volumen nicht möglich wäre.

Anleihen Finder Redaktion: Werden Sie bei einer neuen Anleihe wieder auf das Nordic Bond Format zurückgreifen, wie schon bei der 2018er Anleihe? Was sind generell die Vorteile einer Nordic-Anleihen-Struktur?

„Diversifizierte Finanzierung über verschiedene Finanzinstrumente, Laufzeiten und Investorenkreise“

Clemens Krause: In der „nordischen Struktur“ bieten wir die Anleihe zunächst nur als Privatplatzierung an und erst nach Zeichnung durch institutionelle Investoren erstellen wir einen vollständigen Wertpapierprospekt für Zwecke der Börsennotierung. Das erlaubt es uns schnell am Markt zu sein, wenn uns die Marktverhältnisse günstig erscheinen. Weitere Merkmale sind ein variabler Coupon, quartalsweise Zinszahlung sowie die Einbindung eines Treuhänders, der die Interessen aller Investoren vertritt. Damit erreichen wir nicht nur Investoren in Deutschland, sondern auch in internationalen Märkten und in den hochliquiden skandinavischen Märkten. Unser Ziel ist eine diversifizierte Finanzierung über verschiedene Finanzinstrumente, Laufzeiten und Investorenkreise.

Anleihen Finder Redaktion: Mit der 2018er Anleihe haben Sie zwei ältere Ferratum-Anleihe imletzten Jahr planmäßig zurückgeführt. Wofür wurde die überschüssige Differenz von 55 Millionen Euro verwendet?

Clemens Krause: Unser Kreditportfolio ist in 2018 um ca. 90 Millionen Euro gewachsen. Die Hälfte davon wurde mit dieser Anleihe refinanziert, der Rest ist Liquidität zum Jahresende 2018.

Anleihen Finder Redaktion: Sie erwähnten bereits die 25 Millionen Euro-Kurzläufer-Anleihe 2016/19, die in diesem Jahr abgelöst wird. Wäre diesbezüglich auch ein Anleihen-Tausch denkbar? Würden Sie generell wieder Privatanleger als Investoren ins Boot holen wollen?

Clemens Krause: Wir haben im letzten Jahr ein solches Umtauschangebot für die auslaufenden Anleihen gemacht. Die Resonanz war jedoch verhalten. Stattdessen sind die Kurse der auslaufenden Anleihen so gestiegen, dass die Verzinsung über die Restlaufzeit ein Einlageverzinsung ähnliches Niveau erreicht hat. Das ist auch gut für die Investoren. Wir werden prüfen, ob wir 2019 ein attraktiveres Umtauschangebot machen können.

„Bewegen uns im Rahmen der Guidance für 2018“

Anleihen Finder Redaktion: Die Ferratum Capital Germany GmbH, eine 100%-Tochtergesellschaft, tritt stets als Emittentin in Erscheinung. Entscheidend bei den Ferratum-Anleihen ist aber die Bonität des finnischen Mutterkonzerns Ferratum Oyi, da diese als Garantin derAnleihen fungiert. Wie sehen die aktuellen Finanzkennzahlen des Konzerns aus?

Clemens Krause: Die Zahlen für das Jahr 2018 werden am 14.3.2019 veröffentlicht. Soweit ich es per heute sagen kann, bewegen wir uns im Rahmen der Markterwartungen und der Guidance, die wir im November letzten Jahres publiziert haben. Das heißt, wir erwarten einen Umsatz in Höhe von 260-265 Millionen Euro und eine EBIT-Profitabilität in Höhe von 13-16%.

Anleihen Finder Redaktion: Wenn wir gerade dabei sind, wie stehen Eigenkapital und Verschuldungsgrad zueinander?

„Nettoverschuldung kann maximal das Dreifache des Eigenkapitals betragen“

Clemens Krause: Das Eigenkapital liegt bei über 20%, da wir aber in der konzerneigenen Bank aus Treasury-Gründen erhebliche Zusatzliquidität halten, drückt sich die Solidität des Ferratum Konzerns besser durch die Net Debt to equity ratio aus. Wir haben uns bei den Anleihebedingungen hier auf eine Obergrenze von „3“ festgelegt. Das heißt, die Nettoverschuldung kann maximal das Dreifache des Eigenkapitals betragen.

Anleihen Finder Redaktion: Ferratum gilt als Pionier im Fintech-Bereich. Erklären Sie unseren Lesern doch noch einmal kurz wie und in welchen Bereichen Ferratum sein Geld verdient?

Clemens Krause: Unser Konsumentenkreditgeschäft, das wir seit 2005 betreiben, ist sehr profitabel undn achhaltig wachsend. Seit 2015 bieten wir auch kleinen Unternehmen flexible Kreditlösungen an. Dieser Teil des Geschäftes macht inzwischen 8% des Umsatzes aus und wächst noch schneller als das Konsumentenkreditgeschäft und ist seit 2016 durchgehend profitabel. Lediglich im Segment „Mobile Bank“ haben wir noch leichte operative Verluste, gewinnen aber mit dem hier angebotenen kostenfreien Girokonto mehr und mehr zinsloses Einlagevolumen, was die Finanzierungskosten unserer Bank spürbar senkt.

Anleihen Finder Redaktion: Ferratum agiert europa- und weltweit. In welchen Märkten ist Ferratum aktuell vertreten? 

Clemens Krause: In Europa sind wir präsent in Norwegen, Schweden, Finnland, Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Malta, Slovakei, Tschechien, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Deutschland, England, Frankreich, Spanien, Niederlande. Außerhalb Europas in Neuseeland, Australien, Mexiko, Brasilien, Nigeria und Kanada. Insgesamt in 25 Ländern.

Anleihen Finder Redaktion: Wie sieht die weitere Expansionsstrategie von Ferratum aus?

„Wir bewegen uns in einem wachsenden Markt“

Clemens Krause: Mit unserem innovativen Geschäftsmodell, das auf die Nutzung von mobilen Endgeräten ausgerichtet ist, bewegen wir uns in einem ohnehin wachsenden Markt. In manchen Ländern außerhalb Europas gibt es inzwischen mehr Nutzer mobiler Endgeräte als klassische Bankkonten. Das heißt, das Marktsegment, auf welches Ferratum fokussiert und mit seiner „Mobile Bank“ bestens positioniert ist, wächst ohnehin stark.

Und Ferratum hat ein globales Geschäftsmodell. Mittelfristig wollen wir in 30 Ländern vertreten sein. Das heißt, die geografische Expansion ist weiterhin ein Wachstumstreiber. Daneben optimieren wir ständig unsere Produktpalette, sowohl für Firmen als auch für Privatkunden weiter, was uns auch weiteres Wachstum in bestehenden Märkten erlaubt.

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Anleihen Finder Redaktion: Eine wichtige Unternehmensmaßnahme ist die geplante Umstrukturierung der Ferratum P2P. Was genau ist damit gemeint?

Clemens Krause: Wir haben bis Ende 2018 Privatinvestoren attraktiv verzinste Beteiligungen an unseren Kreditportfolien angeboten. Diese waren beliebt und die angebotenen Volumina auch schnell verkauft. Die gesammelten Erfahrungen zeigen aber, dass die anfallenden Akquisitionskosten und die operativen Kosten der P2P-Plattform auch mit wenigen institutionellen Investoren erreicht werden können. Für Konsumentenkredite mit stabilem Zahlungsverhalten gibt es eine hohe Nachfrage bei institutionellen Investoren, deshalb wollen wir uns auf diese institutionellen Investoren fokussieren und haben das P2P-Geschäft mit privaten Investoren beendet.

Anleihen Finder Redaktion: Abschließend: warum ist und bleibt generell das Finanzierungsinstrument „Anleihe“ und zum anderen der deutsche Kapitalmarkt für Ferratum wichtig?

„Sind vielen Fintech-Unternehmen weit voraus“

Clemens Krause: Wir haben 2013 als noch sehr kleines und weithin unbekanntes Unternehmen mit finnischen Wurzeln in Deutschland unsere erste größere Anleihe emittiert. Das hat dem Unternehmen erstmalig eine stabile und hinreichend große Refinanzierungsquelle gegeben. Die Investoren waren zudem wohlwollend und ermutigend und fragten schon früh, wann die Ferratum-Aktie zu zeichnen sei. Dieses Ereignis hat die Unternehmensentwicklung beflügelt und den nachfolgenden Börsengang in 2015 erst ermöglicht. Inzwischen ist Ferratum im Frankfurter Prime Standard mit Aktien und Anleihen vertreten. Heute ist Ferratum mit der Möglichkeit, jederzeit Eigen- oder Fremdkapital an den Kapitalmärkten zu gewinnen sowie der Einlagenrefinanzierung über die Ferratum Bank, bestens aufgestellt und vielen Fintech-Unternehmen weit voraus.

Anleihen Finder Redaktion: Besten Dank für das Gespräch, Herr Krause.

Anleihen Finder Redaktion.

Titelfoto: Ferratum Group

Foto: pixabay.com

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Unternhemensanleihe der Ferratum Capital Germany GmbH 2016/2019

Unternehmensanleihe der Ferratum Capital Germany GmbH 2013/2018

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