Erfolgreiche Prolongation der Anleihen: „Entscheidend sind ein tragfähiges Konzept und eine schlüssige Argumentation“ – Kolumne von Fabian Kirchmann (IR.on) und Wolfgang Bläsi (Ekosem-Agrar)

Montag, 23. Mai 2016


Am 25. April 2016 hat die Ekosem-Agrar GmbH, nach Ablauf der Anfechtungsfristen der Gläubigerversammlungen, die Umsetzung der Beschlüsse zur Verlängerung der beiden Ekosem-Agrar Anleihen 2012/2017 (ISIN DE000A1MLSJ1) sowie 2012/2018 (ISIN: DE000A1R0RZ5) um jeweils vier Jahre bis März 2021 bzw. Dezember 2022 bekannt gegeben. Vorausgegangen ist ein sehr arbeitsintensiver siebenmonatiger Prozess mit zahlreichen Hürden, die es im Projektverlauf zu meistern galt.

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen

Als wir uns im Oktober 2015 zum Projekt Kick-off in Walldorf trafen, wurde allen Beteiligten schnell klar, dass die Prolongation der beiden Unternehmensanleihen im Gesamtvolumen von 128 Mio. Euro kein Selbstläufer ist. Der frühe Zeitpunkt für die Vorbereitung der Refinanzierung – 18 Monate vor Fälligkeit der ersten Anleihe – war somit bewusst gewählt, um für den Fall des Scheiterns ausreichend Zeit zur Erarbeitung von Alternativen zu haben. Das Management hatte die bestehenden Refinanzierungsmöglichkeiten im Vorfeld geprüft, war jedoch nach zahlreichen Gesprächen mit Investmentbanken und Finanzierungspartnern zu dem Schluss gekommen, dass, angesichts des schwierigen Kapitalmarktumfelds für in Russland aktive Unternehmen, die Verlängerung der Anleihen die klar bevorzugte Refinanzierungsvariante darstellt. Sie verschafft dem Unternehmen die finanzielle Flexibilität zum Ausbau der marktführenden Position als größter Milcherzeuger Europas.

Tragfähiges Konzept: Optimierung der Fälligkeiten, Beibehaltung Zinskonditionen

Bei der Gestaltung des Konzepts, bei der wir auf die Unterstützung von Görg Rechtsanwälte, eine erfahrene Kanzlei in Sachen Anleihenrestrukturierung, setzten, galt es zunächst die Eckdaten wie Laufzeit, Zinskonditionen oder weitere Änderungen der Anleihebedingungen festzulegen. Wesentliche Maßgaben bei dieser Entscheidung waren die Optimierung der Fälligkeitenstruktur des Fremdkapitals sowie unser klares Committment, an den aus Investorensicht attraktiven Zinskonditionen nichts zu ändern.

Bei dem Projekt nutzte die Gesellschaft die Möglichkeiten des Schuldverschreibungsgesetzes von 2009, unterlag damit jedoch dem förmlichen Verfahren, das einen Zustimmungsbeschluss der Anleihegläubigerversammlungen erforderlich macht. Dies bedurfte einer sorgfältigen Vorbereitung der Kommunikation, um auf den Versammlungen einerseits das erforderliche Quorum für die Beschlussfähigkeit und andererseits die Dreiviertelmehrheit für das vorgeschlagene Konzept zu erreichen.

Erfolgskritische Faktoren: Schlüssige Prolongations-Story, Gewinnung von Multiplikatoren

ekoirEine wesentliche Herausforderung für die Kommunikation war das zu Jahresbeginn sehr schwierige Marktumfeld für Mittelstandsanleihen, unter anderem ausgelöst durch die Insolvenz der German Pellets GmbH, die eine Generalabrechnung der Finanzmedien mit dem Marktsegment nach sich zog. Hinzu kam, dass kurz zuvor die Verlängerung der Anleihe der eno energy GmbH am Widerstand wichtiger Meinungsbildner im ersten Anlauf gescheitert war.

Aus diesen Gründen war die von den Investor Relations Beratern der IR.on AG entwickelte Kommunikationsstrategie auf zwei Kernelemente ausgelegt: Eine inhaltlich schlüssige und faktenbasierte Prolongations-Story und die frühzeitige Einbindung von Fürsprechern sowie potentiellen Gegnern in die Projektkommunikation. Die Fakten für die Argumentation „Pro Verlängerung“ lieferten zum einen die operativen Erfolge der Gesellschaft beim Ausbau der Milchproduktion sowie ein „Independent Business Review“ von PricewaterhouseCoopers zur Plausibilisierung der Unternehmensplanung und Bestätigung der Rückzahlungspläne in 2021 bzw. 2022. In puncto Multiplikatoren kam der Gesellschaft zugute, dass sich größere Ankerinvestoren der beiden Anleihen kurz nach Bekanntgabe grundsätzlich positiv zu dem vorgeschlagenen Konzept äußerten. In der Kommunikation mit den Gegnern, die aktiv über die Medien ihre Ablehnung deutlich machten, setzte die Gesellschaft auf einen offenen, kritischen Dialog über regelmäßig publizierte Stellungnahmen des Managements.

Schlüssel zum Erfolg: Pflege und Aktivierung von Investorenkontakten

Trotz einiger größerer Ankerinvestoren erforderte der hohe Streubesitz bei beiden Anleihen eine breit angelegte und kontinuierliche Informationspolitik mit regelmäßigen Pressemitteilungen, Interviews, Investoren-Mailings sowie die Nutzung der Corporate Website als zentrale Kommunikationsplattform. Dabei zahlte sich die aktive Kapitalmarktkommunikation der Ekosem-Agrar GmbH in den letzten vier Jahren aus, in der eine Vielzahl von Investorenkontakten aufgebaut wurde. Diese wurden genutzt, um im direkten Dialog mit institutionellen und privaten Investoren aus dem In- und Ausland die Motive für die Refinanzierungsvariante zu erläutern. Herausforderungen bestanden in der Information und vor allem in der Mobilisierung der zahlreichen ausländischen Investoren von Ekosem-Agrar. Viele institutionelle Adressen im Ausland hatten keine Informationen von ihren Depotbanken zu den anstehenden Abstimmungen über die Prolongation erhalten, da die Weitergabe der Informationen durch z.B. Clearstream nicht verpflichtend ist. Dadurch lag es in der Verantwortung der Gesellschaft, ihre internationalen Investoren direkt zu kontaktieren und das Abstimmungsprozedere zu erläutern.

Im Ergebnis folgten die Ekosem-Anleihegläubiger dem Vorschlag der Geschäftsführung und beschlossen in den Gläubigerversammlungen am 16. und 17. März 2016 die Verlängerungen der Anleihen um jeweils vier Jahre bei gleichbleibenden Zinskonditionen. Da sich Neuemissionen von Anleihen mittelständischer Unternehmen im derzeitigen Marktumfeld schwierig gestalten, dürfte das Konzept auch für andere Emittenten eine interessante Refinanzierungsoption darstellen.

Kolumne von Wolfgang Bläsi, CFO der Ekosem-Agrar GmbH, und Fabian Kirchmann, Vorstand der IR.on AG

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