Ekosem-Agrar GmbH: Geplante Anleihen-Verlängerungen und deren Folgen – Russische Finanzkrise, Kurssturz und PwC-Gutachten
Die Ekosem-Agrar GmbH sorgt derzeit mit der geplanten Laufzeit-Verlängerung der beiden Unternehmensanleihen für Aufsehen am Minibond-Markt. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass es seine beiden Anleihen jeweils um vier Jahre verlängern möchte, da sich das geplante Investitionsprogramm aufgrund der gegenwärtigen Finanz-Krise in Russland verzögere. Bei vielen Gläubigern kam diese Idee weniger gut an und die Kurse der beiden Ekosem-Anleihen rutschten im Laufe der Woche von knapp unter pari auf aktuell 60 Prozent ab.
Werden die Anleihegläubiger den Weg mitgehen?
Das Unternehmen führe derzeit zahlreiche Gespräche mit institutionellen Gläubigern und Privatanlegern und bekomme dabei überwiegend Zustimmung für die neuen Pläne, so Ekosem-Agrar im Gespräch mit der Anleihen Finder Redaktion. Die Laufzeit-Verlängerungen der Anleihen müssen von den Anleihegläubigern aber erst noch gebilligt werden. Dazu führt Ekosem-Agrar vom 16. bis 19. Februar 2016 eine Abstimmung (je Anleihe) ohne Versammlung durch.
INFO: Die Aufforderungen zur Stimmabgabe für die jeweilige Anleihe sind hier www.ekosem-agrar.de/de/investor-relations abrufbar.
Zinshöhe soll gleich bleiben
Hintergrund: Ziel des Unternehmens ist es, die Ekosem-Agrar Anleihe 2012/2017(ISIN: DE000A1MLSJ1 – Gesamtvolumen 50 Millionen Euro) bis zum 23. März 2021 und die Ekosem-Agrar Anleihe 2012/2018 (ISIN: DE000A1R0RZ5 – Gesamtvolumen 78 Millionen Euro) bis zum 7. Dezember 2022 jeweils um vier Jahre zu verlängern. Die vereinbarten jährlichen Zinskupons in Höhe von 8,75 Prozent bzw. 8,50 Prozent sollen dabei unverändert bleiben.
INFO: Vom großen Kurs-Gewinner in 2015 zum großen Kurs-Verlierer in 2016 – Im Kalenderjahr 2015 gehörten die Ekosem-Anleihen zu den besten Performern am Minibond-Markt mit Kursgewinnen von rund 40 Prozent.
„Finanzielle Flexibilität“
Mit der frühzeitigen Entscheidung zur Prolongation der Anleihen möchte sich Ekosem-Agrar nach eigenen Aussagen eine „finanzielle Flexibilität erhalten“, um sein laufendes Investitionsprogramm im russischen Milchmarkt abzuschließen und die aufgebauten Kapazitäten seiner Milchviehanlagen voll auszulasten. Mit den daraus generierten Cashflows sollen die Finanzverbindlichkeiten reduziert und die liquiden Mittel aufgebaut werden, die eine Rückzahlung der beiden Anleihen in 2021 und 2022 gewährleisten.
Rating wird herabgestuft
Eine solche Flexibilität haben die Ratingagenturen nicht, denn aufgrund der geplanten Laufzeit-Verlängerung der Anleihen kann das Agrar-Unternehmen seine Vereinbarung mit den Gläubigern nicht einhalten und wird somit zwangsläufig formell herabgestuft. Von „B-“ geht es auf „CCC“ (watch). „Mit einer Laufzeitverlängerung würden die Anleihen gemäß den originären Anleihebedingungen nicht fristgerecht bedient werden“, so die Creditreform Rating AG in ihrer Downgrade-Begründung. Das Rating bleibt vorerst unter verschärfter Beobachtung.
PwC-Gutachten unterstützt Pläne der Ekosem-Agrar
Zur Plausibilisierung der neuen Zielsetzung hat Ekosem-Agrar die internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) mit der Überprüfung der Unternehmensplanung im Rahmen eines IndependentBusiness Review beauftragt. PwC kommt zu dem Ergebnis, dass Ekosem-Agrar angesichts der „sehr guten Marktbedingungen, auch gemäß der von der Geschäftsführung veranschlagten eher konservativen Planung, ausreichend liquide Mittel generieren wird, um die beiden Anleihen fristgerecht zu den geplanten Fälligkeitsterminen zu tilgen“.
Die PwC-Experten stützen sich dabei auf die erwartete Umsatz- und Profitabilitätssteigerung durch die Vollauslastung der Milchviehanlagen ab 2018 sowie die schrittweise Reduzierung der Finanzierungskosten durch den Abbau der Verbindlichkeiten.
„Investitionsprogramm verzögert sich wegen Russland-Krise“
„Wir sind davon überzeugt, dass unsere Anleihegläubiger der Verlängerung der Anleihen um vier Jahre zu den attraktiven Zinskonditionen zustimmen werden“, so Wolfgang Bläsi, Geschäftsführer der Ekosem-Agrar GmbH. Und weiter: „Wir wollen vollenden, was wir erfolgreich aufgebaut haben. Dafür möchten wir unsere Fälligkeiten bei der Fremdfinanzierung mit unserem Investitionsprogramm in Einklang bringen, das sich aufgrund der krisenbedingt erschwerten Finanzierungsbedingungen in Russland verzögert hat.“
HINWEIS: Im kommenden Anleihen Finder Newsletter (Erscheinungstermin 27. Januar 2016) folgt ein ausführliches Interview mit Ekosem-Agrar-Vorstand Wolfgang Bläsi.
Gewachsenes Unternehmen
Die Ekosem-Gruppe ist in den letzten vier Jahren profitabel gewachsen und konnte dadurch das unternehmerische Risiko minimieren. Mit den Mitteln aus den beiden Unternehmensanleihen hat das Unternehmen eine führende Rolle im russischen und europäischen Milchmarkt eingenommen.
Seit Begebung der ersten Anleihe Anfang 2012 habe Ekosem-Agrar seine landwirtschaftliche Eigentumsfläche von 54.500 auf über 110.000 ha erdoppelt, die Zahl der Milchkühe um 140 Prozent auf 25.000 erhöht sowie die jährliche Milchleistung auf ein Volumen von 180.000 Tonnen mehr als verdreifacht.
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Anleihen Finder Redaktion. Timm Henecker.
Foto: Jeroen Bennink / flickr
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Unternehmensanleihe der Ekosem-Unternehmensanleihe 2012/2017
Unternehmensanleihe der Ekosem-Unternehmensanleihe 2012/2018
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Ich würde die Zustimmung für die Verlängerung derAnleihen zustimmen.
Wenn sich die Lage im Russ.Markt wieder ändert,könnte die Anleihe
wieder für Investoren günstig entwickeln
Was passiert bei der Ablehnung der Verlängerung.
Ist dann die Anleihe nichts mehr wert,oder müssen dann andere Wege gegangen werden
Hallo Herr Lorey,
wir möchten Ihnen gerne das Interview mit Herrn Bläsi ans Herz legen:
https://www.anleihen-finder.de/die-prolongation-der-anleihen-ist-die-klar-bevorzugte-variante-interview-mit-wolfgang-blaesi-geschaeftsfuehrer-und-cfo-der-ekosem-agrar-gmbhdie-klar-bevorzugte-variante-interview-00026927.html
Viele Grüße
Anleihen Finder Redaktion