Platzierung von Mittelstandsanleihen: Die Durststrecke überwinden

Donnerstag, 2. August 2012

Der Finanzmarkt befindet sich im alljährlichen Sommerloch. Doch um der Wahrheit Genüge zu tun: Die Platzierungsgeschwindigkeit mittelständischer Unternehmensanleihen war bereits im Frühling deutlich gebremst. Viele Emittenten – aus ganz unterschiedlichen Branchen – mussten die Platzierung ihrer Schuldverschreibungen beenden, ohne das gewünschte Volumen erreicht zu haben. Bemühungen, durch Fristverlängerungen oder Private Placements weiteres Kapital zu akquirieren, gibt es jedoch wenige.

Erfolgsmeldungen wie die des Lebensmittelspezialisten Zamek, der im Mai seine EUR 35 Mio.-Anleihe innerhalb weniger Stunden vollständig platzierte, hatten im Frühjahr 2012 Seltenheitswert. So konnte der Biogas-Anlagenbauer MT-Energie GmbH mit seiner Emission Ende März nur Gelder in Höhe von EUR 13,6 Mio. einsammeln – ursprünglich geplant war ein Volumen von bis zu EUR 30 Mio. Der Kunststoff- Produzent Friedola Holzapfel platzierte im April EUR 13 Mio. seiner auf bis zu EUR 25 Mio. ausgelegten Anleihe. Auch der Modefilialist Steilmann-Boecker Fashion Point GmbH & Co. KG konnte innerhalb der Zeichnungsfrist seiner Emission nicht das volle Anleihevolumen in Höhe EUR 30 Mio. einsammeln, sondern musste sich mit EUR 23 Mio. zufrieden geben. Die Eyemaxx Real Estate AG platzierte bis zum Zeichnungsende ihrer EUR 15 Mio.-Anleihe im Mai EUR 11,4 Mio., während die Maritim Vertriebs GmbH, deren Anleihe eine Zeichnungsfrist bis zum 30.05.2012 hatte, keine Angaben zur Höhe des platzierten Kapitals machen wollte.

Emittenten sind offiziell mit dem Erreichten zufrieden

Fast allen Emittenten ist gemein, dass sie aktuell kein Interesse daran haben, per Nachtrag die Zeichnungsfrist ihrer Emission zu verlängern, sondern sich mit dem Erreichten zufrieden zeigen. So vermeldet Steilmann-Boecker, dem Unternehmen seien „die erforderlichen Mittel zugeflossen, um die geplante Expansion zu realisieren“. Auch bei der MT-Energie GmbH scheint es keinen weiteren Kapitalbedarf mehr zu geben: „Wir haben im Vorfeld mehrere Szenarien, wie die Emission verlaufen könnte, in Betracht gezogen. Darunter war auch die Variante, dass die Anleihe nicht vollständig platziert werden könnte. In diesem Fall können wir trotzdem die Mittel kurzfristig und flexibel im Vertrieb einsetzen“, versichert Torben Brunckhorst, geschäftsführender Gesellschafter des Biogas-Anlagenbauers.

Die MITEC Automotive AG ging noch einen Schritt weiter und beendete das öffentliche Angebot ihrer Anleihe, das eigentlich noch bis in den Oktober 2012 laufen sollte, im April dieses Jahres vorzeitig. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Automobilzulieferer mit EUR 23,75 Mio. knapp die Hälfte seines Anleihevolumens platziert. Michael Militzer, Vorstandsvorsitzender der MITEC Automotive AG, begründete den Abbruch so: „Mit dem Erlös aus der Anleihe können wir unsere Investitionsstrategie umsetzen und sind plangemäß bereits ein gutes Stück vorangekommen. Das Unternehmen ist sehr gut durchfinanziert.“

Lange Zeichnungsfristen haben Nachteile

Die stückzinsfreie Zeichnungsfrist einer Anleihe über die Börse beträgt meist nur ein bis zwei Wochen, während die stückzinsfreie Zeichnungsfrist über den Emittenten in der Regel über eine bis vier Wochen läuft. Eine längere stückzinsfreie Zeichnungsfrist ist zwar möglich, findet in der Praxis jedoch nur selten statt. Der Grund hierfür liegt auf der Hand. Jeden Tag, den ein Anleger die Anleihe vor Beginn der Laufzeit zeichnet, stellt er sein Geld dem Unternehmen unverzinslich zur Verfügung. Somit ist es für ihn günstiger, bis zum Ende der Zeichnungsfrist zu warten, da er sein Geld dann nur kurz zinsfrei zur Verfügung stellt und in der Zwischenzeit anderweitig anlegen kann.

Emittenten können ihre Schuldverschreibungen auch bis zu einem Jahr nach Veröffentlichung des Prospektes zur Zeichnung anbieten, ohne einen Nachtrag bei der BaFin beantragen zu müssen. In diesem Fall läuft die Zeichnungsfrist auch nach Beginn der Laufzeit der Anleihe weiter. Die Anleihe kann weiterhin gezeichnet werden, allerdings muss der Anleger neben dem Kaufpreis, zusätzlich sogenannte Stückzinsen bezahlen. Hierbei handelt es sich um die bis zur Zeichnungsvaluta aufgelaufenen Zinsen. Dabei soll erreicht werden, dass jeder Anleger nur Zinsen für den Zeitraum erhält in dem er sein Geld tatsächlich dem Unternehmen zur Verfügung gestellt hat. Doch diese lange Zeichnungsfrist kann – je nach Investitionsvorhaben des Unternehmens – Nachteile haben: So braucht der Emittent oft ein gewisses Kapital, um ein geplantes Projekt zu realisieren. Nicht im Interesse des Unternehmens ist es dann, bereits Zinsen für eingegangene Teilbeträge zu zahlen, ohne dass der Betrag ausreicht, um das Projekt in Angriff nehmen zu können. Hinzu kommt – bei börsennotierten Anleihen – dass die Schuldverschreibungen meist ab Auflagedatum an der Börse handelbar sind. Besonders wenn ihr Kurs deutlich unter 100 Prozent liegt, stehen die dort angebotenen Papiere dann unter Umständen in Konkurrenz zu denen, die der Emittent anbietet.

Der MiBoX zeugt vom Aufwärtstrend

Viele mittelständische Emittenten behalten sich im Emissionsprospekt vor, durch das weiterführende Verfahren des Private Placements, (also durch den Verkauf größerer Volumina an institutionelle Investoren) auch nach dem Ende der Zeichnungsfrist weiteres Bondvolumen aufzunehmen. Während die posterXXL AG diesen Weg gerade geht, sehen MITEC oder die MT-Energie davon derzeit ab.

Es bleibt zu hoffen, dass der Markt für mittelständische Unternehmensanleihen bald wieder an Fahrt aufnimmt. Der Micro Bond IndeX (MiBoX) jedenfalls, verzeichnet seit Juli einen deutlichen Aufwärtstrend. Und auch die Emittenten erwarten offensichtlich bald wieder ein besseres Investitionsklima: So hat die Biogas Nord AG die Emission einer Unternehmensanleihe angekündigt, sobald die Sommerferien vorbei sind. Schließlich gilt: Es ist nicht nur das Marktumfeld, sondern auch die Reputation der Emittentin sowie die Ausgestaltung der Anleihe, die den Erfolg einer Emission ausmachen.

Anleihen Finder Redaktion

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