„Der entscheidende Vorteil: Karlsberg kann neue Entwicklungen antizipieren“ – Interview mit Karlsberg-Chef Christian Weber

Dienstag, 19. April 2016


Heute startet die Zeichnungsfrist für die neue Unternehmensanleihe der Karlsberg Brauerei GmbH. Die zweite Anleihe des Familienunternehmens hat ein Zielvolumen von 40 Millionen Euro und dient hauptsächlich der Rückführung der Erstanleihe. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit dem Generalbevollmächtigten der Karlsberg-Gruppe Christian Weber über die Emission gesprochen.

Anleihen Finder: Hallo Herr Weber, die traditionsreiche Familien-Brauerei Karlsberg geht in dieser Woche mit Ihrer zweiten Unternehmensanleihe an den Kapitalmarkt. Erwarten Sie in Anbetracht des „durchwachsenen Jahresbeginns am KMU-Markt“ eine schwierigere Platzierung als bei der ersten Emission?

Christian Weber: ‚Durchwachsen’ war ja auch schon die Zeit davor. Allerdings haben wir selbst sehr gute Erfahrungen seit 2012 mit unserer ersten Anleihe im Kapitalmarkt gemacht. Wir haben uns in einem herausfordernden Kapitalmarktumfeld als solider Partner etabliert. Unser Wertpapier I hat eine überdurchschnittliche Performance gezeigt und notierte stets über 100%, die meiste Zeit sogar deutlich darüber. Die Karlsberg Brauerei ist als eine der größten familiengeführten Brauereigruppen in Deutschland ein stabiler Wert und ein gutes Investment. Das wird auch in Zukunft so sein und die Platzierung des Wertpapiers II stützen.

Anleihen Finder: Welche Sicherheiten bieten Sie den Investoren, wenn sie Ihre Anleihe zeichnen?

Christian Weber: Neben den üblichen Covenants Kontrollwechsel, Negativerklärung und Drittverzug sind Sonderkündigungsrechte für die Anleihegläubiger bei Unterschreitung von Mindesteigenkapitalquoten, Überschreitung von Ausschüttungsbegrenzungen und Nichteinhalten des Zinsdeckungsgrads eingeräumt. Wir haben also ein attraktives Paket für die Anleger geschnürt, die unsere bereits seit 1878 erfolgreich im Markt befindliche Brauerei auf dem Weg in die Zukunft begleiten möchten.

„Ausschließlich positive Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt“

Anleihen Finder: Warum haben Sie sich für ein öffentliches Angebot der Anleihe entschieden? Wo und wie kann ein privater Investor ihre Anleihe zeichnen?

Christian Weber: Wie gesagt haben wir ausschließlich positive Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt gemacht. Es ist für uns als mittelständisches Unternehmen wichtig eine diversifizierte Finanzierungsstruktur zu haben. Und dabei möchten wir allen Anlegern, die sich für unser werteorientiertes Unternehmen interessieren, die Möglichkeit geben, an unserer soliden Entwicklung teilzuhaben. Privatanleger können unsere neue Anleihe mit einem Nenn­betrag von 1.000 Euro ab heute bis voraussichtlich zum 21. April 2016, 14:00 Uhr über Banken und Online-Broker an der Börse Frankfurt erwerben. Bei sehr hoher Nachfrage behalten wir uns eine vorzeitige Schließung vor.

Anleihen Finder: Wichtig für Anleger ist natürlich der Kupon, der in diesem Fall noch gar nicht wirklich feststeht. Warum haben Sie bislang lediglich eine Zinsspanne von 5,25% bis 5,75% präsentiert und aus welchen Faktoren haben Sie diese Zinsspanne errechnet?

Christian Weber:Die von uns gewählte Vorgehensweise ist durchaus üblich. Die Zinsspanne spiegelt zum einen das Resultat unserer Gespräche während der Roadshow und zum anderen die gute Unternehmensentwicklung der Karlsberg Brauerei in den vergangenen drei Jahren wider.

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Anleihen Finder:
Für welche Zwecke – außer der Ablösung der Altanleihe – sind die möglichen überschüssigen Mittel in Höhe von 10 Millionen Euro geplant?

Der über die 30 Mio. Euro hinausgehende Emissionserlös fließt in die Mitfinanzierung von Investitionen. Die Erneuerung von Anlagen und Verbesserung der Produktionsverfahren und -abläufe ist bei uns ein kontinuierlicher Prozess zur Optimierung unserer Position im Wettbewerb.

„Konzentration auf Kernmarken und margenstarkes Fassbiergeschäft“

Anleihen Finder: Eine Karlsberg-Anleihe bedeutet Investition in „Bier“ – klingt für viele Anleger erstmal gar nicht so schlecht. Aber die Karlsberg-Brauerei hat in ihrer Produktpalette noch viel mehr zu bieten. Können Sie uns mehr über Ihre verschiedenen Produkte und deren Umsatzentwicklung sagen?

Christian Weber: Unser Produktportfolio ist sehr facettenreich und von starken Marken geprägt. Unsere Kernmarken sind Karlsberg, MiXery und Gründel’s. Im klassischen Biermarkt konzentrieren wir uns auf das margenstarke Fassbiergeschäft im Kernmarkt Saarland/Westpfalz, wo wir als Markeninstitution wahrgenommen werden und Marktführer sind, sowie in der Expansionsregion Rhein-Main/Neckar. Wir sind mit MiXery in einem modernen Segment für die Szenegastronomie und den Handel unterwegs, waren in diesem Bereich 1996 in Deutschland Pionier und sind heute deutschlandweiter Marktführer. Der Markt für Biermischgetränke überschneidet sich immer stärker mit dem Segment der alkoholfreien Biere und alkoholfreien Biermischgetränke. Hier sehen wir sowohl in der Gastronomie als auch im Handel gute Wachstumsmöglichkeiten.

Nur ein Beispiel: Unser Gründel‘s Radler alkoholfrei legte im vergangenen Jahr ein Umsatzwachstum von 39% hin. Gesundheitsbewusster Genuss und isotonische Durstlöscher sind in. An unserem Kernmarkenumsatz machen MiXery und Gründel’s fast 40% aus. Zudem sind wir im Segment der Bierspezialitäten unterwegs und kooperieren hier mit international renommierten Partnern.

Anleihen Finder: Zu den harten Zahlen: Wie gestaltet sich die aktuelle betriebswirtschaftliche Situation der Karlsberg Brauerei (Stichwörter: operative Erträge, Cashflow, Eigenkapital, Verschuldung)?

„Cash Flow in 2015 signifikant gesteigert“

Christian Weber: Wir haben 2015 unsere positive Entwicklung fortgesetzt. Im Geschäftsjahr 2015 erzielten wir einen Umsatz von 166,3 Mio. Euro sowie einen Jahresüberschuss von 8,5 Mio. Euro und verfügen mit einer Eigenkapitalquote von rund 30% über eine gute Eigenkapital­basis. Das EBITDA lag bei 16,1 Mio. Euro, das EBIT bei 8,3 Mio. Euro. Beide Werte sind bereinigt um in 2015 angefallene Einmaleffekte. Unsere Gesamtverschuldung lag zum Jahresende 2015 bei 47,7 Mio. Euro, davon 30 Mio. Euro aus der ersten Unternehmensanleihe. Unseren Cash Flow aus laufender Geschäftstätigkeit haben wir 2015 infolge der positiven operativen Entwicklung sowie aufgrund von Working Capital verbessernden Maßnahmen und enthaltener Einmaleffekte um 23,8 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr auf 37,4 Mio. Euro signifikant gesteigert.

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Anleihen Finder: Die neue Anleihe dient ja hauptsächlich der Rückführung der Alt-Anleihe und soll daher ein Mindestplatzierungsvolumen von 30 Millionen Euro erreichen. Wie sieht der Plan B (insbesondere für Refinanzierung der Alt-Anleihe) bei Nichterreichung des Mindestvolumens aus?

„Ausreichendes Innenfinanzierungspotenzial, um die Alt-Anleihe zu bedienen“

Christian Weber: Die Karlsberg Brauerei hat ein ausreichendes Innenfinanzierungspotenzial, um die Anleihe zu bedienen. So erzielten wir beispielsweise im Geschäftsjahr 2015 einen deutlich positiven operativen Cashflow und haben auf Fünfjahressicht unsere EBIT-Marge von 3,0% auf 5,0% gesteigert. Wir werden weitere Ertragsverbesserungen mit einer stetigen Verschlankung der Organisation sowie Hebung von Synergien in unserem zusammenwachsenden Verbund erreichen. Unsere solide Finanzstruktur gibt uns zudem ein großes Maß an Flexibilität und ermöglicht uns jederzeit den Zugang zu Fremdfinanzierugsquellen in angemessenem Umfang.

Anleihen Finder: Ihr Schlussplädoyer – weshalb ist die neue Karlsberg-Unternehmensanleihe ein vertrauenswürdiges Investment – sowohl für private als auch institutionelle Anleger?

Christian Weber: Die Karlsberg Brauerei, eine der größten familiengeführten Brauereigruppen in Deutschland, ist durch kontinuierliche Weiterentwicklung sehr gut für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft positioniert. Grundstein hierfür sind starke Marken in diversifizierten Produktsegmenten im In- und Ausland. Seit Gründung vor 138 Jahren sind wir stets einer der Trendsetter der Branche gewesen. Wir werden uns auch in Zukunft Schritt für Schritt weiterentwickeln, erneut Trends setzen und neue Wachstumspotenziale erschließen. Karlsberg hat einen entscheidenden Vorteil in einem sich immer rasanter verändernden Markt: Mit unserer schlanken und flexiblen Unternehmensstruktur und dank des in unserem Familienunternehmen vorherrschenden besonderen Wertesystems verstehen wir es, neue Entwicklungen zu antizipieren. Wir denken als Familienunternehmen schließlich nicht kurzfristig sondern in Generationen und fühlen uns unserer Unternehmung, unseren Mitarbeitern und allen unseren Stakeholdern langfristig verpflichtet.

Anleihen Finder:Herr Weber, besten Dank für das Interview.

Zur Person

karlsberg_pressebild1Christian Weber ist Generalbevollmächtigter der Karlsberg Brauerei KG Weber, die mittelbar alleinige Gesellschafterin der Karlsberg Brauerei GmbH ist. In der 5. Generation der Familie Weber übernimmt er die strategische Verantwortung für das 138 Jahre alte Familienunternehmen. Christian Weber hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Edinburgh studiert und vor seinem Engagement für das saarländische Traditionsunternehmen in verantwortlichen Positionen beim weltgrößten Nahrungsmittelkonzern Nestlé in der Schweiz und der weltweit drittgrößten Brauerei Heineken in Osteuropa gearbeitet.


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Anleihen Finder Redaktion. Das Interview führte Timm Henecker.

Fotos: Karlsberg Brauerei GmbH

Anleihen Finder Datenbank

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