Die Chance nutzen! – Warum am Ende alle vom Re-Start der Mittelstandsanleihen profitieren können – Kommentar von Dirk Elberskirch, Vorsitzender des Vorstands der Börse Düsseldorf AG
Kritiker sehen den Markt für mittelständische Unternehmen vor dem Aus. Andere hingegen nutzen die Erfahrungen für einen Re-Start. Am Ende können alle Beteiligten profitieren.
Der Ursprungsgedanke überzeugt nach wie vor: Mit Anleihen können sich Mittelständler über den Kapitalmarkt Alternativen zum konventionellen Bankkredit schaffen. Investoren werden mit hohen Zinsen für ihr Engagement und das damit eingegangene Risiko belohnt. Doch die Realität sieht – wie so oft in der Finanzwelt – anders aus. Eine ganze Reihe von Insolvenzen erschreckt die Anleger ebenso wie gute Emittenten – hoffentlich nur vorübergehend!
Zu Recht sehr kritische Berichterstattung über Mittelstandsanleihen
Die zu Recht sehr kritische Berichterstattung in der Presse hat bisher nicht dazu geführt, dass der Markt vor dem Aus steht. Sie hat vielmehr zu einem Innehalten geführt und eine Bereinigung des Marktes eingeleitet. Bonitätsschwache Emittenten müssen davon ausgehen, schnell als solche erkannt zu werden und keine Investoren zu finden. Wesentliche Emissionsbegleiter haben ihre Anforderungen für die Begleitung beim Schritt an den Kapitalmarkt verschärft und Ratingagenturen ihre Prozesse optimiert und geschärft. Nicht zuletzt die Aufsicht nimmt sich des Themas an und hat einige Praktiken aufgegriffen.
Auch auf der Investorenseite ist einiges passiert. Die Institutionellen prüfen genauer und haben strengere Bedingungen für ihre Investitionen aufgestellt. Vermögensverwalter und Berater sind sich des hohen Ausfallrisikos mittlerweile sehr bewusst und machen ihre Kunden verstärkt darauf aufmerksam. Privatanleger ziehen sich eher zurück oder bevorzugen spezielle Fonds, um das Risiko anhand einer breiteren Diversifikation zu reduzieren.
„Es gilt, vermehrt Mittelstandsfirmen mit ausgesprochen guten Bonitäten neu für den Kapitalmarkt zu gewinnen“
Die Reaktionen gehen zweifellos in die richtige Richtung. So kann sich der Markt der Mittelstandsanleihen auf Dauer wieder positiv entwickeln. Dabei kommt es in erster Linie natürlich auf die Unternehmen an. Zum einen gilt es, vermehrt Mittelstandsfirmen mit ausgesprochen guten Bonitäten neu für den Kapitalmarkt zu gewinnen. Zweifellos ist dies aktuell keine einfache Aufgabe. Zum anderen müssen aber auch die bereits gelisteten Unternehmen ihre Refinanzierungen früh genug vorbereiten, damit diese absehbare „Welle“ keinen weiteren Schaden an der Reputation des Marktes anrichtet.
Wichtig ist es, sich nicht gegenseitig den schwarzen Peter zuzuschieben, sondern gemeinsam die Bereinigung durch gut überlegte Maßnahmen zu unterstützen. Genau dieser Prozess scheint in Gang gekommen zu sein. Finanzierungen auf wackeligen Beinen müssen vermieden und Mittelständler kompetent und fortlaufend beraten werden. Mit entscheidend wird vor allem das künftige Verhalten der Investoren sein, die nur selektiv zugreifen sollten und deren Einfluss auf die Zinshöhe zunehmen dürfte. Auf Dauer kann dann ein attraktives Anlagesegment für Emittenten und Investoren entstehen, von dessen langfristiger Bedeutung selbst konservative Banker im Grunde überzeugt sind. Vielleicht lassen sich dann auch Privatinvestoren wieder zurück gewinnen. Diese Chance müssen wir nutzen.
Dirk Elberskirch, Vorsitzender des Vorstands der Börse Düsseldorf AG
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