Börsenguru Max Otte über Helma Eigenheimbau: „Hohes Emissionsvolumen, um die ältere, teurere Anleihe abzulösen und um von tieferen Zinsen zu profitieren“

Donnerstag, 24. Oktober 2013


Die Helma Eigenheimbau AG hatte vorletzten Montag beschlossen, ihre alte 6,5 Prozent-Mittelstandsanleihe 2010/2015 (Volumen: 10 Mio. Euro) vorzeitig zum 1. Dezember 2013 zurückzuzahlen. Inwiefern darf man vor dem Hintergrund, dass Helma im September dieses Jahres eine 5,875 Prozent-Anleihe (Volumen: 25 Mio. Euro) begeben hat, vermuten, dass die Helma AG ihre Finanzierungssituation jetzt verbessert hat? Die Anleihen Finder Redaktion bat ausgewiesene Experten um Antworten:

Unter den befragten Experten  ist Max Otte (Foto) der Name  mit den meisten Google-Treffern. Der als „Seher“ oder auch als „Börsenprophet“ Titulierte sagte in 2006 die Finanzkrise 2007 voraus. Seitdem ist der Professor und Investor ein beliebter Interviewpartner – und aus der Sicht der Anleihen Finder Redaktion besonders wertvoll: Otte ist einer der schärfsten Kritiker von Mittelstandsanleihen.

Max Otte zieht folgenden Schluss aus dem Anleihen-Rückkauf der Helma Eigenheimbau AG:  „Die Eigenkapitalquote von Helma beträgt 24 Prozent und ist damit eher niedrig. Das Emissionsvolumen von 25 Millionen Euro der neuen Anleihe übersteigt das gesamte im Geschäftsbericht ausgewiesene Eigenkapital von 20 Millionen Euro. Es ist anzunehmen, dass das Unternehmen dieses hohe Emissionsvolumen auch gewählt hat, um die ältere, teurere Anleihe abzulösen und von den tieferen Zinsen zu profitieren.“

Florian Weber, Anleihen Finder-Kolumnist und hauptberuflich Handelsvorstand bei der SCHNIGGE Wertpapierhandelsbank AG, meint, dass die Ablösung der alten Helma-Anleihe dem Unternehmen mehr Planungssicherheit gewähre: „Helma hat in den letzten Jahren eine plausible und solide Finanzierungspolitik betrieben. Kapitalaufnahmen wurden immer in Relation zu den Projekten gehalten und die jüngst veröffentlichten Zahlen beweisen, dass das Unternehmen damit auf einem guten Weg ist, ohne sich zu übernehmen.

„Helma Eigenheimbau schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe“

Wir gehen bei der in der Vergangenheit konservativ betriebenen Finanzierung davon aus, dass bereits bei Begebung der zweiten Anleihe die Option einer Rückzahlung der ersten Anleihe als Option konzeptionell mit berücksichtigt wurde. Das Unternehmen schlägt hier ja auch zwei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits ist die Refinanzierung günstiger als bei der ersten Anleihe und zweitens kann eine Kurzlaufzeit zu Gunsten einer deutlich länger laufenden Anleihe abgelöst werden. Damit erhöht sich die Planungssicherheit für das Unternehmen. Zu dieser Flexibilität hat sicherlich neben dem wirtschaftlichen Erfolg auch die neue Anleihe in einem deutlich höheren Volumen als die Erstanleihe beigetragen.

Anlegerschützer Daniel Bauer von der SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. kritisiert, dass Helma nicht genug Wachstumsprojekte habe, in die die Anleihegelder investiert werden:  „Natürlich ist die vorzeitige Kündigung einer mit 6,5 Prozent verzinsten Anleihe und die Refinanzierung durch eine mit 5,875 Prozent verzinsten Anleihe positiv für die Gesellschaft. Dadurch spart man sich in den kommenden zwei Jahren Zinszahlungen von 1,25 Mio. Euro. Dadurch hat sich die Refinanzierungssituation augenscheinlich verbessert. Es zeigt jedoch auch, dass die Gesellschaft nicht über genügend Projekte/Wachstum verfügt, um die Gelder sinnvoll einsetzen zu können. Unter diesen Umständen ist es zu begrüßen, dass die Gesellschaft das Geld an die Gläubiger zurückgibt“, sagte Daniel Bauer, der Mitglied des Vorstands der SdK ist.

„Wozu brauchen die so viel mehr Geld?“

Für Benjamin Noisser, Anleihen Finder-Kolumnist und im Hauptjob Geschäftsführer und Portfolio Manager bei Robus Capital Management („Robus“) ist die günstigere Finanzierung nicht der eigentliche Knackpunkt. Für Noisser stehen dagegen  Fragen nach den Investitionszielen und dem Verschuldungsgrad im Mittelpunkt:  „Ich denke alleine aufgrund einer günstigeren Refinanzierung, darf man noch keine Schlüsse ziehen. Zinssätze bei einer Refinanzierung hängen immer von den Kapitalmarktgegebenheiten zum Zeitpunkt der Refinanzierung ab. Vielmehr würde mich das erhöhte Finanzierungsvolumen stutzig machen. Es gilt zu prüfen, was die Mittelverwendung (wozu brauchen die so viel mehr Geld?) ist und wie sich Finanzkennzahlen (insb. Verschuldung zu EBITDA) verändern  – vor vs. nach der Emission.

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Institut für Vermögensentwicklung (IFVE)

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