Börsen-Studie 2020: „Geringeres Emissionsvolumen bei Mittelstandsanleihen in 2020 – Anstieg in 2021 erwartet“

Dienstag, 8. Dezember 2020


IPO-Studie 2020 der Kirchhoff Consult AG:

IPO-MARKT 2020 DURCH COVID-19-PANDEMIE GEBREMST – MEHR BÖRSENGÄNGE FÜR 2021 ERWARTET

– Prime Standard verzeichnet 2020 fünf Börsengänge und damit zwei IPOs mehr als im Vorjahr

– Emissionsvolumen bricht um fast 75 Prozent auf weniger als eine Milliarde Euro ein – tiefster Stand seit der Finanzkrise 2009

– Markt für neue Mittelstandsanleihen: Geringeres Volumen bei weniger Emissionen als im Vorjahr

– Zahlreiche Verschiebungen von Börsengängen lassen auf Nachholeffekte in den nächsten Jahren hoffen

– Kirchhoff Consult geht im Falle einer Abschwächung der COVID-19-Pandemie für 2021 von einer deutlichen Erholung am IPO-Markt mit 12 bis 15 Börsengängen aus

2020 war ein schwaches IPO-Jahr (Initial Public Offering) – insbesondere wegen der COVID-19-Pandemie. Das ist das Ergebnis der jährlich durchgeführten IPO-Studie der Hamburger Agentur für Finanz- und Unternehmenskommunikation Kirchhoff Consult AG. Demnach stieg die Zahl der Börsengänge im Börsensegment Prime Standard im Vergleich zum Vorjahr zwar von drei auf fünf, blieb aber dennoch deutlich unter dem Median1 der letzten 30 Jahre von zwölf Börsengängen. Zugleich reduzierte sich das Emissionsvolumen um fast 75 Prozent auf rund 0,9 Milliarden Euro (2019: 3,6 Milliarden Euro), insbesondere weil Börsengänge im Volumen von über einer Milliarde Euro ausblieben. Der Emissionsmarkt für Mittelstandsanleihen entwickelte sich ebenfalls schwächer als 2019. Die Anzahl der neuen Bonds sank auf 27, könnte bis Jahresende 2020 allerdings noch auf das Vorjahresniveau von 31 Emissionen steigen. Das Platzierungsvolumen verringerte sich um rund 33 Prozent auf 938 Millionen Euro (2019: 1,39 Milliarden Euro).

Klaus Rainer Kirchhoff, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Kirchhoff Consult AG: „2020 war ein unberechenbares Jahr für Börsengänge. Die COVID-19-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sorgten für hohe Volatilität an den Märkten. Hinzu kamen Unsicherheiten wegen der US-Wahl im Herbst. Dass trotzdem einige IPOs stattgefunden haben, zeigt, wie viele zukunftsfähige Unternehmen wir in Deutschland haben. Sofern sich die Hoffnungen auf die Wirkung der Impfstoffe bewahrheiten und sich die Wirtschaft erholt, sind wir zuversichtlich, dass es 2021 wieder mehr Börsengänge geben kann.“

HENSOLDT mit größtem Börsengang des Jahres
Der IPO-Markt entwickelte sich 2020 in einem unsicheren Marktumfeld insgesamt schwach. Zahlreiche Unternehmen verschoben ihre Börsengänge oder sagten sie ab. Insbesondere die COVID-19-Pandemie, die damit einhergehenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und der folgende Wirtschaftseinbruch ließen den deutschen Leitindex DAX in der Spitze um rund 40 Prozent fallen. Die Zahl der Umsatz- und Gewinnwarnungen lag im ersten Quartal 2020 auf einem Rekordniveau. Andere Indizes reagierten ähnlich stark. Die US-Wahl stellte im Herbst einen weiteren Risikofaktor dar.

Dennoch erholten sich die Aktienkurse insgesamt, sodass der DAX Ende November (Stand 30.11.20) ein Plus von rund 0,3 Prozent seit Jahresbeginn verbuchte. Grund dafür waren insbesondere die Abschwächung der Pandemie in den Sommermonaten und die nach wie vor expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die einen hohen Anlagedruck erzeugte. Zudem erreichten die US-Börsen neuen Rekordhöhen. Aktien boten vielversprechende Renditen. In diesem Umfeld gelang dem Rüstungskonzern HENSOLDT mit einem Emissionsvolumen von 402,7 Millionen Euro der größte IPO des Jahres in Deutschland – das sind mehr als 40 Prozent des Gesamtemissionsvolumens. Mit Knaus Tabbert (Wohnmobile), PharmaSGP Holding (Pharma) und Compleo Charging Solutions (Ladesäulen) gingen drei Unternehmen an die Börse, deren Branchen trotz der COVID-19-Pandemie wuchsen.

Im Börsensegment Scale feierten im Jahr 2020 zwei Unternehmen ihr Debüt, nachdem es im Vorjahr keine IPOs gegeben hatte. fashionette und EXASOL kame zusammen auf ein Emissionsvolumen von rund 200 Millionen Euro und erzielten damit den bisher höchsten Wert innerhalb eines Jahres im Scale.

Mittelstandsanleihen erneut mit Rückgang
Am Markt für neue Mittelstandsanleihen wurden bis Ende November 27 neue Anleihen begeben – vier weniger als im Gesamtjahr 2019. Das Gesamtemissionsvolumen belief sich auf 938 Millionen Euro – ein Minus von 33 Prozent (2019: 1,39 Milliarden Euro). Bis Jahresende könnten noch weitere Neuemissionen folgen. Auch der Anteil der Vollplatzierungen lag mit 37 Prozent deutlich unter dem Vorjahresniveau (2019: 65 Prozent). Die Unternehmen erreichten insgesamt 74 Prozent des angestrebten Zielvolumens und damit weniger im Vorjahr (2019: 81 Prozent). Der durchschnittliche Kupon blieb unverändert bei 5,5 Prozent (2019: 5,5 Prozent).

Wie in den beiden Vorjahren dominierten Anleihen aus dem Immobiliensektor den Markt für neue Mittelstandsanleihen. 10 der 27 Bonds stammten aus der Immobilienbranche bzw. dem Bausektor. Sie emittierten Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 612 Millionen Euro. Drei der vier Anleihen mit einem Volumen von mindestens 100 Millionen Euro kamen aus dieser Branche.

Anstieg bei Börsengängen und Mittelstandsanleihen in 2021 erwartet
Nach zahlreichen abgesagten und verschobenen IPOs in den letzten beiden Jahren ist die Kandidaten-Pipeline prall gefüllt. Laut offiziellen Informationen und Marktgerüchten könnten derzeit rund 100 Unternehmen einen Börsengang anstreben. Einige dieser Unternehmen könnten eine Marktkapitalisierung in Milliardenhöhe erreichen. Dazu zählen Suse (Unternehmenssoftwareentwickler), Springer Nature (Wissenschaftsverlag), Wintershall (Ölkonzern) und About You (Online-Modehändler).

Sofern sich die aktuellen Hoffnungen auf die Wirkung der Impfstoffe bewahrheiten und die COVID-19-Pandemie beherrschbarer wird, könnten 2021 einige Unternehmen das sich wieder öffnende IPO-Fenster nutzen. Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und eine positive wirtschaftliche Entwicklung könnten ein attraktives Umfeld für Börsengänge unterstützen. Analysten gehen zudem davon aus, dass der DAX im Jahr 2021 weiteres Kurspotenzial hat und auf 14.000 Punkte steigt.

Vor diesem Hintergrund erwartet Kirchhoff Consult für das Jahr 2021 mit 12 bis 15 Börsengängen deutlich mehr IPOs als 2020. Zugleich dürfte sich das Platzierungsvolumen deutlich erhöhen. Die gleiche Einschätzung gilt für den Markt für neue Mittelstandsanleihen.

Jens Hecht, Vorstand der Kirchhoff Consult AG: „Die Anzeichen für eine Erholung der Wirtschaft und eine Eingrenzung der COVID-19-Pandemie mehren sich. Zugleich sind viele attraktive Unternehmen bereit für die Börse. Daher erwarten wir daher eine deutliche Erholung am Markt für Börsengänge und rechnen mit 12 bis 15 Neuemissionen. Der Bond-Markt dürfte sich mit mindestens 30 neuen Mittelstandsanleihen ebenfalls positiv entwickeln.“

Hinweis: Die IPO-Studie 2020 steht hier zum Download bereit.

1 Median statt Mittelwert aufgrund der außergewöhnlich hohen IPO-Aktivitäten um die Jahrestausendwende

Kirchhoff Consult AG

Foto: Anleihen Finder GmbH

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