„Außer Spesen nichts gewesen?” – Wie Mittelstandsanleihen ein reelles Abbild des Mittelstands werden – Kolumne von Christoph Karl, Senior Berater bei der BLÄTTCHEN & PARTNER AG
Mittwoch, 13. August 2014
Die Anleihemärkte boomen – Rekordhochs bei Kursen und historische Tiefststände bei den Renditen sind die Folge des Anlagenotstandes, der derzeit weltweit zu beobachten ist. Anleger akzeptieren Renditen minimal über oder teilweise sogar unterhalb der Inflationsraten. Auch bei Corporate Bonds ist dieses Phänomen zu beobachten, abzulesen an Indizes wie dem RDAX (siehe Grafik unten), der die Entwicklung diverse Anleihen mit einem Rating von BBB- der 30 DAX-Mitglieder abbildet. Alleine seit 2011 beträgt die Performance der DAX-Anleihen rund 15% (enthält Kursgewinne und Zinsen). Verglichen damit stehen Mittelstandsanleihen deutlich schlechter da.
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eit 2011 gab es hier in Summe nämlich gar keine Gewinne, wie unter anderem der breit angelegte Mittelstandsanleihenindex
MiBox zeigt. Auf den ersten Blick kaum verwunderlich, schließlich gab es seit Start der Mittelstandssegmente immerhin 15 Insolvenzen, 18 von 121 Emissionen waren für die Anleger ein Ausfall (15%).Daneben notieren aktuell weitere 21 Emissionen unter 90%, d.h. auf einem Niveau, das auf ernsthafte Zweifel an der Bonität des Emittenten schließen lässt. Derartige Entwicklungen lassen sich eben auch nicht mit z.T. interessanten Coupons wettmachen. Doch liegt deswegen der Mittelstandsanleihemarkt in Gänze am Boden?
Im Sekundärmarkt scheint sich die Spreu vom Weizen zu trennen
Auffallend ist die starke Divergenz am Markt – stets gibt es beide Seiten der Medaille. Während der Markt in Summe kaum rentiert hat, gibt es Anleihen, die seit Emission deutlich zugelegt haben, die Effektivrenditen sind in diesen Fällen also deutlich zurückgekommen. 36 Emissionen notieren über 105%, die durchschnittliche Effektivrendite dieser Papiere liegt mit 4,5% auf einem vollkommen anderen Niveau als die typischen Coupons von Mittelstandsanleihen zum Emissionszeitpunkt. Im Sekundärmarkt scheint sich also die Spreu vom Weizen zu trennen. Doch bislang lassen sich Coupons in dieser Höhe im Primärmarkt nicht durchsetzen, hier gilt nach wie vor die Bandbreite zwischen 6,5% und 9% als Maß der Dinge.
Für Anleger grundsätzlich nicht negativ: Setzt ein Investor erfolgreich auf die soliden Adressen, besteht aufgrund des verhältnismäßig hohen Coupons von Beginn an deutliches Kurspotential. Für den Gesamtmarkt ist diese Tatsache jedoch langfristig eine Belastung. Bereits die geringe Zahl an Emissionen in 2014 zeigt, dass zu den marktgängigen Konditionen nur wenige neue Anleihen platziert werden. Und gerade die soliden Adressen, die es bislang am Markt eben auch gibt, werden langfristig fernbleiben. Hier locken sowieso schon seit Längerem die Alternativen wie Schuldscheindarlehen oder eine Anleiheemission in der Schweiz.

Wenn die Mittelstandssegmente mittelfristig nicht zur Resterampe verkommen wollen, muss sich die Bandbreite der Coupons ausweiten. Trotz Insolvenzen scheint der Markt bislang mit den Negativmeldungen gut umgehen zu können, mittelständische High-Yield-Bonds dürfen daher ruhig eine Zukunft haben – allerdings zu entsprechenden Konditionen. Doch um die Mittelstandsanleihe am Leben zu erhalten, muss es auch auf der anderen Seite des Spektrums interessante Konditionen geben. Nur so wird der Markt in Summe mit dem großen Bruder RDAX mithalten können, und nur so wird der Markt tatsächlich ein reelles Abbild des stets bemühten Wortes Mittelstand sein.
Christoph Karl, Senior Berater bei der BLÄTTCHEN & PARTNER AG
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großes Foto: Carlos Gotay Martínez/flickr, kleines Foto: BLÄTTCHEN & PARTNER AG
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