Youmex Invest AG: „Ist das Emissionsfenster verschlossen, nutzt Ihnen die ganze Antizyklik nichts; ihre Emission verreckt“ – Interview mit Arne Aßmann, Equity & Fixed Income Sales, Prokurist

Dienstag, 6. August 2013


In den ersten vier Monaten dieses Jahres bewegte sich kaum etwas auf dem Markt für Mittelstandsanleihen. Dann, ab Mai 2013 folgte eine Emission der anderen. Die Anleihen Finder Redaktion sprach mit Arne Aßmann, Equity & Fixed Income Sales, Prokurist:

Anleihen Finder Redaktion: Wie kommt es zu diesen „Zyklen“ bei der Anleihe-Emission? Salopp gesagt: Wartet ein Mittelständler ab, ob sich der andere traut, bevor er selbst aus der Deckung kommt?

Arne Aßmann: Jeder Emittent möchte so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich vereinen und nach Möglichkeit die uneingeschränkte Fokussierung auf sich lenken, so dass wir kein zeitliches Taktieren erkennen können, die Zyklen sind im Besonderen durch die Verfügbarkeit der abschließend testierten Zahlen abhängig, welche für den Prospekt maßgeblich sind, im Frühling können hier die Unternehmen mit den vollständigen Zahlen für das letzte GJ aufwarten und bereits in den Roadshowgesprächen einen konkreten Ausblick auf das laufende GJ und das erste Quartal kolportieren, so dass sich die Emissionstätigkeit im Frühsommer deutlich erhöht. Anders ist es bei etwaigen Nachplatzierungen, welche wir in den ersten Wintermonaten bspw. für die KTG Agrar und den SDAX-Wert DIC Asset erfolgreich vorgenommen haben, hier sind die Prospekte bereits publiziert und gültig, so dass im Wege eines Accelerated Bookbuilding die zum Jahresbeginn oftmals neu zufliessende Liquidität bei Investoren zielgerecht veranlagt werden kann.

Anleihen Finder Redaktion: Welche Folgen hat dieses stoßweise Auftreten von Emissionen? Wäre es für ein Unternehmen nicht günstiger, seine Anleihe „antizyklisch“ zu begeben, um weniger Konkurrenz bei der Werbung um die Anleger zu haben?

Arne Aßmann: Das stoßweise Aufkommen der Emissionen führt dazu, dass Emittenten mit schwächeren Bilanzen und weniger überzeugenden Bond-Stories es tendenziell schwerer haben, am Markt Gehör zu finden, da die Investorengemeinde aus einer Vielzahl konkurrierender Angebote aussuchen kann. Eine „antizyklische“ Begebung einer Anleihe könnte dann erfolgversprechender sein, vorausgesetzt der Markt hat grundsätzlich Appetit auf Neuemissionen; ist das Emissionsfenster verschlossen, nutzt Ihnen die ganze Antizyklik nichts; ihre Emission verreckt.

Anleihen Finder Redaktion: Im Januar/Februar eines Jahres werden kaum Anleihen emittiert. Woran liegt das und halten Sie dies für sinnvoll?

Arne Aßmann: Dies liegt wie beschrieben hauptsächlich an der Verfügbarkeit der Zahlen, da viele Investoren bei Ihren Investitionsentscheidungen gerne auf testierte, möglichst aktuelle Ganzjahreszahlen zurückgreifen wollen, aber erinnern sie sich an die sehr erfolgreiche Emission der Seidensticker, die im Februar 2012 als Eisbrecher den Weg für ein überaus erfolgreiches Mittelstandsanleihe-Jahr ebnete, hier haben die begleitenden Akteure sehr professionell ihre Arbeiten vorbereitet, sprich mit umfangreichem Zwischenzahlen aufgewartet und dann exekutiert.

Anleihen Finder Redaktion: Das gleiche gilt für das Sommerloch. Ist es im Juli/ Juli/ August tatsächlich so viel schwieriger, Gläubiger für eine Anleihe zu finden?

Arne Aßmann: Nur bedingt, wenn die Story stimmt und es sich bspw. um einen bekannten Brand Name handelt, sollte er auch in den Sommermonaten mit einem entsprechenden Vorlauf an Marketing möglich sein, Gehör am Markt zu finden; das Sommerloch dient aber gerade bei unbekannten, schwächeren Emittenten dazu, von diesen Emissionen Abstand zu nehmen, weil auch die Liquidität dieser Titel dann noch geringer ist als sonst.

Gewisser Sättigungseffekt bei den Anlegern

Anleihen Finder Redaktion: Juni und Juli waren sehr emissionsreiche Monate. Glauben Sie, das Sommerloch 2013 kommt noch?

Arne Aßmann: Das Sommerloch ist natürlich bereits spürbar eingetreten, liegt aber m.E. weniger an den heißen Temperaturen, als an der Tatsache, dass der Markt im Juni überflutet wurde und das teilweise mit doch recht zweifelhaften Emissionen, die dann konsequenter Weise nur in Ansätzen platziert wurden und schnell unter Pari notierten. Hier ist momentan doch ein gewisser Sättigungseffekt bei den Anlegern zu beobachten.

Anleihen Finder Redaktion: Heißer Herbst, Sommerloch, Jahresanfangsflaute… Wann würden Sie eine Anleihe an den Markt bringen? Wovon hängt eine rasche Platzierung Ihrer Meinung nach ab?

Arne Aßmann: Das Zeitfenster kann durchaus eine entscheidende Rolle spielen, Emissionen kurz vor Weihnachten oder im Hochsommer tun sich grundsätzlich schwerer, tendenziell begünstigende Zeitfenster sind Ende Feb.-Mai und Sept-Nov. Der entscheidende Faktor für den Erfolg einer Emission ist und bleibt aber neben der Qualität des Emittenten und den Ausstattungsmerkmalen der Anleihe (die gegen andere Emissionen überzeugen müssen), die Arbeit des begleitenden Instituts (Stichworte: professionelles Marktsounding, Ankerinvestoren , Pricing zur Peer-Group/Yield-curve, Adressierung der Investorenkreise, mögliche Konsortialmitglieder,  Marketing-Kampagne…)

Anleihen Finder Redaktion: Herr Aßmann, vielen Dank für das Gespräch!

Foto: youmex Invest AG

Kurvita von Arne Aßmann
Arne Aßmann (Jahrgang 1972, CEFA/CIIA) ist seit 1994 im Investmentbanking tätig. Er begann seinen beruflichen Werdegang bei der Privatbank Trinkaus & Burkhardt, Düsseldorf mit dem Fokus auf Anleiheemissionen, Börsengänge und strukturierte, derivative Produkte. Nach Aufenthalten bei der HSBC Investment plc, London wechselte er 2005 zur Baader Bank AG, Unterschleissheim, als Bereichsleiter Platzierungsgeschäft/Equity Sales für mittelständische Emittenten. Von Februar 2011 bis August 2012 war er Geschäftsführer der GBC Kapital GmbH, Augsburg. Anfang Oktober 2012 stieß er zum Sales-Team der youmex Invest AG.

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