Rena Lange Holding GmbH: „Wir wollen uns bewusst von den im Mittelstandssegment notierten Modeunternehmen abgrenzen“ – Interview mit dem Rena Lange-Geschäftsführer

Mittwoch, 27. November 2013


Siegmund Rudigier (im Foto neben seiner Ehefrau Claudia Rudigier), Geschäftsführer und Eigentümer von Rena Lange, betont im Interview mit der Anleihen Finder Redaktion, dass die Rena Lange-Unternehmensanleihe (WKN: A1ZAEM /ISIN: DE000A1ZAEM) keine typische Textilanleihe“ sei. Seine Anleihe sei auch nicht neben den „im Mittelstandssegment notierten Modeunternehmen“ richtig aufgehoben. Warum das so ist und was die Rena Lange-Anleihe trotzdem mit anderen Mittelstandsanleihen gemeinsam hat, lesen Sie im Anleihen Finder-Interview:

Anleihen Finder Redaktion: Wer ist eigentlich „Rena Lange“? Woher kommt der Name „Rena Lange?“

Siegmund Rudigier:  Das Unternehmen wurde 1916 von Martha Lange gegründet und hieß bis in die 70er/80er Jahre einfach nur „Lange“. Dann hat man den Vornamen „Rena“ – von „Renate“ kommend – hinzufügt. „Renate“ steht sozusagen für die zweite Familiengeneration, unter deren Führung das Unternehmen im Jahr 1982 auch die erste Prêt-à-Porter-Kollektion präsentierte. So kam es zu „Rena Lange“.

Anleihen Finder Redaktion: Ist Rena Lange ein Familienunternehmen?

Siegmund Rudigier: Rena Lange war seit 1916 über drei Generationen hinweg in der Hand der Familie Günthert-Lange und ist auch jetzt wieder im Besitz eines klassischen Familienunternehmers. Seit letztem Jahr gehört Rena Lange der Rudigier und Partner Management- und Beteiligungs GmbH, die ebenfalls ein reines Familienunternehmen ist.

Anleihen Finder Redaktion: Rudigier wird in der Presse als reine Investment-Gesellschaft dargestellt.

Siegmund Rudigier: Aber das sind wir nicht. Rudigier und Partner besteht aus Claudia Rudigier und Siegmund Rudigier. Wir sehen uns schon deswegen nicht als Investment-Gesellschaft, weil unser Planungshorizont extrem langfristig ausgerichtet ist und wir sowohl operativ wie auch strategisch in die Geschäftsführung gehen. Außerdem tragen wir als Familie auch jegliche Risiken, jegliche Haftung und jegliche Verantwortung für die Geschicke unserer Unternehmen – ohne anonymes, institutionelles Geld.

Dabei haben wir auch keinerlei Exit-Planung. Das Ziel von Rudigier und Partner ist es, eine kleine Gruppe aufzubauen, in der sich alle Unternehmen nur auf Mode konzentrieren und von uns selbst geführt werden. Meine Frau, Claudia Rudigier, und ich leiten in München gemeinsam Rena Lange. Die anderen Unternehmen, die zu unserem Kreis gehören, werden von einem sehr kleinen Friends-and-Family-Kreis geführt.

Anleihen Finder Redaktion: Wie verdient Rena Lange Geld?

Siegmund Rudigier: Rena Lange ist eine traditionsreiche Luxus-Marke für Damenoberbekleidung – mit großer Betonung auf Luxus. Wir stellen weltweit Damenoberbekleidung für das Luxussegment her: Hochwertig, mit hohen Margen und in allen wichtigen Weltmärkten etabliert. Unseren Umsatz erzielen wir hauptsächlich in Amerika, Japan und Europa – relativ gleich verteilt.

Siegmund Rudigier, Geschäftsführer und Eigentümer von Rena Lange: „Peergroup ist Chanel, Dior, Valentino und Akris”

In Zukunft kommen auch Accessoires dazu, die bis jetzt in unserem Sortiment noch nicht wirklich repräsentiert waren. Ab dem Frühjahr 2014 bieten wir hier auch Ledertaschen, Lederaccessoires, Brillen, Düfte, Schals, Schuhe, etc. an – also alles was in diesem Luxussegment dazugehört.

Anleihen Finder Redaktion: Gibt es eine Benchmark? Peergroup?

Siegmund Rudigier: Die Peergroup ist Chanel, Dior, Valentino und Akris. Unsere Preislage ist sehr hoch – da sind wir knapp unter Chanel und Dior angesiedelt.

Anleihen Finder Redaktion: Warum jetzt Accessoires? Wollen sie weg von der Bekleidung?

Siegmund Rudigier: Nein, ganz im Gegenteil. Vielleicht muss ich vorher sagen, dass wir mit dieser Unternehmensanleihe keine typische Textilanleihe begeben. Wir sind im Luxusmarkt tätig, nicht im Bekleidungsmarkt. Das ist ein gravierender Unterschied: Der Luxusmarkt bietet hohe Margen und jahrelanges starkes Wachstum – vor allem auf den internationalen Märkten.  Wenn Sie wissen, dass andere Luxus-Marken bis zu 30% ihres Umsatzes mit Accessoires machen, bekommen Sie eine Idee von dem Potenzial, das für RENA LANGE in diesem bisher nicht ausgeschöpften Bereich besteht.

Anleihen Finder Redaktion: Sie legen Wert auf die internationale Ausrichtung von Rena Lange. Bringt Ihnen der deutsche Markt nicht genug ein?

Siegmund Rudigier: Wir sind keine deutsche oder europäische Veranstaltung. Wir verstehen uns als internationales Unternehmen. Deutschland ist zwar ein wichtiger Markt, aber wir machen fast 70 Prozent unseres Umsatzes in nicht deutschsprachigen Ländern. Auf dem deutschsprachigen Markt findet nicht das höchste Wachstum statt.

Anleihen Finder Redaktion: Müssen Sie wie andere Modefirmen eine Frühjahr- und Winterkollektion planen und kapitalintensive Investitionen lange im Voraus leisten?

Siegmund Rudigier: Wir bei Rena Lange haben eine sehr klassische Kundin. Die Kundin ist vielleicht gefühlte 40 bis 60 Jahre alt. Das heißt, der Modegeschmack ist sehr ausgeprägt, aber sie kauft nicht den letzten Schrei und hippe Mode. Wir müssen deshalb mit unserer Kollektion keine modischen Experimente machen. Da kann man eben auch daneben liegen, wenn Designer auf die falschen Trends setzen, und erst dadurch haben Sie ein wirklich hohes Moderisiko.

Wir haben dagegen nur ein geringes Moderisiko. Dies zeigt auch unsere Retourenquote die praktisch bei Null liegt. Das liegt einmal an der hervorragenden Produktqualität – wir machen alles hier in Deutschland selbst. Und andererseits daran, dass wir keine hochmodernen Kollektionen haben. Alles das gibt es bei uns nicht.

Aber wir haben natürlich auch einen Rhythmus für unsere Kollektionen: Herbst/Winter und Frühjahr/Sommer. Die finanzieren wir immer vor – wie gesagt mit sehr überschaubarem Risiko. Wenn die sehr modischen Marken etwas ausprobieren, setzen wir das vielleicht eine Saison später für unsere Kundin um. Wir wissen dann schon, ob das am Markt funktioniert und müssen es nicht selbst testen.

Zurück zu unserer Unternehmensanleihe und zu ihrem wichtigsten Argument: Unsere Unternehmensanleihe ist eine pure Wachstumsanleihe. Wir brauchen keinen einzigen Euro, um alte Verbindlichkeiten abzulösen. Die Rena Lange Unternehmensanleihe ist genau mit diesem Volumen für Wachstum geplant. Deshalb haben wir auch kein Volumen in der Höhe von 15 bis 20 Millionen Euro angesetzt, was der Markt aufgrund der Handelbarkeit vielleicht gerne hätte. Wir haben einen sehr ehrlichen und pragmatischen Ansatz gewählt und nicht übertrieben hohe Summen geplant.

Siegmund Rudigier, Geschäftsführer und Eigentümer von Rena Lange: „Wir holen nach, was die Voreigentümer nicht gemacht haben“

Unsere Wachstumsstrategie lässt sich auf vier Punkte herunterbrechen: Der Erste waren die Accessoires. Mit Blick auf die Umsätze anderer Luxus-Marken ist das, was wir hier vorhaben keine neuartige Entwicklung. Wir holen vielmehr nach, was wir schon länger hätten machen sollen – was die Voreigentümer nicht gemacht haben. Das ist eine riesige Chance, weil eine Kundin, die einmal in unserem Store steht und an dem Tag vielleicht keine Lust hat, 10.000 Euro für ein Kostüm oder eine Jacke auszugeben, sondern nur 3.000 Euro für eine Tasche oder Parfum. Das fehlt bei uns noch, so dass wir es als ersten natürlichen Wachstumsschritt identifiziert haben.

Unser zweites großes Wachstumsthema ist China. Wir werden mit einem sehr starken lokalen Partner in den chinesischen Markt gehen. Unser Partner besitzt in China Luxuswarenhäuser wie das KaDeWe in Berlin. Wir können somit schnell in diesem lukrativen Markt Fuß fassen. 25 Prozent der weltweiten Umsätze mit Luxusgütern werden heute schon mit Chinesen in China oder reisenden Chinesen gemacht. Das heißt für beide Fälle: RENA LANGE muss in China präsent sein.

Anleihen Finder Redaktion: Sie wollen St. Emile übernehmen.  Was ist das für ein Unternehmen?

Siegmund Rudigier: St. Emile hat seit 40 Jahren seinen Sitz in der Nähe von Frankfurt.  Bezogen auf die Markenmatrix ist St. Emile deutlich modischer, die Kollektionen sind mit modischeren Trends bestückt und liegen auf einem anderen Preisniveau. Es ist keine Luxusmarke. Sie ist in unserer Fachsprache eine Bridge-Marke, also eine sehr hochwertige Marke, aber preiswerter im Vergleich zu Rena Lange sowie deutlich jünger und moderner.

Vierter Wachstumsschwerpunkt von Rena Lange sind unsere eigenen Rena Lange-Stores. Weltweit gibt es davon bisher 18. Wir machen zwei Drittel unseres Umsatzes mit unseren klassischen Kunden und ein Drittel in unseren eigenen Stores. Allerdings sind wir an vier wichtigen Modestandorten noch nicht vertreten: New York, L.A., Paris und Mailand. Und genau diese vier Standorte sind das vierte Expansionspaket. Wir haben bereits fertige Verträge für New York und L.A. Für Paris und Mailand sind wir noch auf der Suche.

„Es liegt in der Natur der Sache, dass der Unternehmer das Unternehmen anders einschätzt als eine Ratingagentur“

So sind unsere Wachstumsprojekte klar definiert: Stores in News York und L.A. sind vertraglich fertig, St. Emile ist unterschrieben, der Vertrag mit China ist unterschriftsreif und der Bereich Accessoires arbeitet bereits auf Hochtouren. Das heißt, wir sagen nicht nur, dass wir wachsen wollen, sondern die Verträge liegen tatsächlich schon vor. Wir brauchen die Anleihe-Erlöse, um die Verträge unterschreiben zu können.

Anleihen Finder Redaktion: Was sagen Sie zu Ihrem „BB-“Rating?

Siegmund Rudigier: Es liegt in der Natur der Sache, dass der Unternehmer das Unternehmen anders einschätzt als eine Ratingagentur. In diesem Fall ist es für mich schwer nachvollziehbar und nicht völlig verständlich. Aber wir leben damit und werden uns natürlich auch weiterhin raten lassen.

Trotz des geringen Engagements der Voreigentümer ist das Unternehmen leicht gewachsen. Rena Lange ist einfach eine starke Marke. Aus dem operativen Cashflow (2,1-2,5 Millionen Euro positiver Cashflow) decken wir jetzt schon den geplanten Kupon ab. Und wir sind profitabel.

Außerdem steht wirklich eine Familie mit ihrem Namen hinter dem Unternehmen. Wenn man mit dem eigenen Namen für etwas einsteht, hat man aus meiner Sicht auch eine andere Verantwortung.

Anleihen Finder Redaktion: Wenn wir schreiben würden, „Rena Lange begibt eine Mittelstandsanleihe“, wäre das falsch?

Siegmund Rudigier: Wir begeben eine Anleihe, wollen uns aber bewusst von den im Mittelstandssegment notierten Modeunternehmen abgrenzen, da unsere Peergroup der Luxusmarkt ist. Aber wir werden im Düsseldorfer Freiverkehr sämtliche Transparenzanforderungen erfüllen, die auch in den Mittelstandssegmenten gelten. Das ist für uns selbstverständlich.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Dr. Rudigier, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Platzierung Ihrer Unternehmensanleihe.

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Rena Lange Holding GmbH

Kurzlebenslauf von Dr. Siegmund Rudigier

Dr. Mag., MBA (Insead, France), seit November 2012 einzelvertretungsberechtigter Geschäftsführer der Emittentin

-Seit 2006 Rudigier und Partner, Management und Beteiligungs GmbH, Salzburg, Österreich -Geschäftsführer (CEO und Managing Partner);
-Zuvor mehrere Jahre internationale Erfahrung in führenden Positionen in Mode-sowie Life-Style-Unternehmen wie zum Beispiel der Wolford AG, der Porsche Design Group oder der LVMH Group – The Donna Karan Company.
-Mehrere Jahre Erfahrung als Consultant bei McKinsey & Company
-Umfangreiche Marketing und Sales Ausbildung bei JOHNSON & JOHNSON Consumer Goods GmbH, Hallein, Österreich, unter anderem als Verkaufsleiter und Product Manager für schnelldrehende Konsumgüter (fmcg)

Außerhalb der Emittentin übt Herr Dr. Siegmund Rudigier folgende wichtige Tätigkeiten aus:

-Seit Februar 2012 einzelvertretungsberechtigter Geschäftsführer der Gloriette Bekleidungswerk Gesellschaft m.b.H.;
-Seit Oktober 2011 einzelvertretungsberechtigter Geschäftsführer der Gloriette Holding GmbH (vormals RPS 6 GmbH, geändert durch Generalversammlungsbeschluss vom 15. Mai 2013),
-Seit Juni 2007 einzelvertretungsberechtigter Geschäftsführer der Rudigier und Partner, Management und Beteiligungs GmbH;

Anleihen Finder Datenbank

RENA GmbH 2013/2018

Zum Thema

Neuemission: Rena Lange-Unternehmensanleihe mit Zinskupon von acht Prozent – Zeichnungsfrist beginnt am Mittwoch, den 27. November 2013

Kommentare

  1. Schanz

    …..ein Jahr später liest sich das wie Grimms Märchen!,

Experten-Chat

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Bitte beachten Sie die .

Menü