Oft ist schnelles Handeln gefragt: Aufstockung von Unternehmensanleihen am „mittelstandsmarkt“

Mittwoch, 6. März 2013

Die Mittelstandsanleihen der Günther Zamek GmbH & Co. KG, von Valensina, Semper Idem Underberg und von Katjes International haben eines gemeinsam: Sie alle sind im mittelstandsmarkt der Börse Düsseldorf gelistet und wurden durch eine Platzierung bei institutionellen Investoren aufgestockt. Die Anleihen Finder Redaktion fragt bei Thomas Dierkes (Foto), Vorstand Börse Düsseldorf AG, nach.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Dierkes, wie kommt es, dass am „mittelstandsmarkt“ der Börse Düsseldorf so viele Unternehmensanleihen aufgestockt wurden? Ist der Grund im Regelwerk der Börse Düsseldorf oder bei den Kapitalmarktpartnern zu finden?

Thomas Dierkes: Bislang haben vier Emittenten ihre am mittelstandsmarkt notierten Anleihen im Rahmen von Privatplatzierungen erfolgreich aufgestockt. Erstmals wurde dies von der Katjes International GmbH & Co. KG im März 2012 praktiziert, wodurch das Anleihevolumen um 50 Prozent anstieg. Anschließend wurden in der zweiten Jahreshälfte 2012 die Anleihen von Underberg (EUR 20 Mio., Juni) und Valensina (EUR 15 Mio. , August) erhöht. Anfang Februar dieses Jahres gab dann Zamek die erfolgreiche Aufstockung ihrer Unternehmensanleihe bei institutionellen Investoren um EUR 10 Mio. bekannt.

Grundsätzlich liegt die Entscheidung über die Aufstockung einer bereits notierten Anleihe beim Emittenten. Regelmäßig wird das Unternehmen dabei an der Börse Düsseldorf von seinem Kapitalmarktpartner beraten, den es über die gesamte Laufzeit der Anleihe mandatiert hat. Ebenso wie bei der erstmaligen Begebung muss der Emittent auch bei einer Aufstockung eine „Idee“ haben, was er mit dem eingesammelten Geld machen will und den potentiellen Investoren die geplante Mittelverwendung transparent machen. Die im Wege der Aufstockung aufgenommenen Mittel wurden in einigen Fällen z.B. zur Finanzierung von Akquisitionen genutzt. Gerade bei Unternehmenszukäufen gibt es häufig Opportunitäten, bei denen schnelles Handeln gefragt ist, was mit Privatplatzierungen als Finanzierungsinstrument vergleichsweise einfach ist. Anders als bei der ursprünglichen Emission braucht es bei einer Privatplatzierung nämlich keinen von der BaFin gebilligten Wertpapierprospekt, was die Transaktion nicht nur sehr viel preiswerter sondern vor allen Dingen auch schneller macht. Wenn der Emittent dann noch – wie vielfach gerade am mittelstandsmarkt zu beobachten – eine positive Performance seiner Anleihe nutzt, um die Aufstockung oberhalb von Pari zu begeben, wird es für ihn noch attraktiver. Die Motive für eine Aufstockung liegen aber letztlich ganz alleine in der Sphäre der Emittenten. Das Regelwerk des mittelstandsmarktes unterstützt ihn auf diesem Weg, ist aber ganz sicher kein Auslöser für eine Aufstockung. Vielleicht haben wir in Düsseldorf ganz einfach aktive Mittelständler mit guter Performance, die mit ihren Kapitalmarktpartnern beste Kontakte zu institutionellen Investoren haben und von diesen sehr gesucht sind.

Anleihen Finder: Wie sieht im „mittelstandsmarkt“ das Procedere bei einer Aufstockung aus?

Thomas Dierkes: Bislang wurden am mittelstandsmarkt alle Aufstockungen mit derselben Ausstattung ausgegeben wie die ursprüngliche Emission, d.h. Zinssatz, Laufzeit und Stückelung blieben unverändert, lediglich der Ausgabepreis wurde den aktuellen Marktverhältnissen angepasst. Die Aufstockungstranche wird in diesen Fällen aus abwicklungstechnischen Gründen für 40 Tage unter einer eigenen ISIN notiert, um die Einhaltung US-amerikanischer Gesetzte sicher zu stellen. Anschließend wird die Aufstockung unter der alten ISIN mit der bestehenden Anleihe zusammengelegt.

Im Regelwerk der Börse Düsseldorf gibt es seit einigen Monaten darüber hinaus einen weiteren Weg für das Listing von privat platzierten Anleihen. So können Anleihen ohne Vorlage eines Wertpapierprospekts in den mittelstandsmarkt aufgenommen werden, wenn zum Zeitpunkt der Aufnahme eine Anleihe desselben Emittenten im mittelstandsmarkt notiert, bei deren Aufnahme alle Anforderungen vollständig erfüllt waren. In diesen Fällen können Zinssatz und Laufzeit frei gewählt werden. Bislang hat noch kein Emittent von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht.

Anleihen Finder: Ist eine Aufstockung für den Emittenten bezüglich der Listingkosten günstiger als die Neuemission einer weiteren Anleihe?

Thomas Dierkes: Die Entgelte für die Aufnahme einer Aufstockung in den mittelstandsmarkt liegen unterhalb der Sätze für eine Neuemission. So fällt beispielsweise keine laufendes Notierungsentgelt an, da die Aufstockung ja mit der ursprünglichen Tranche zusammengelegt wird. Die Entscheidung des Emittenten über die Durchführung einer Aufstockung wird hierdurch aber sicherlich nicht beeinflusst.

Anleihen Finder: Vielen Dank!

Anleihen Finder Redaktion

Foto Dierkes: Börse Düsseldorf

Titelfoto: Gerd Altmann, pixelio.de

Zum Thema:

Zamek-Geschäftsführer im Interview: Darum haben wir unsere Mittelstandsanleihe aufgestockt

Experten-Chat

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Bitte beachten Sie die .

Menü