Neues PROKON: „Wir sind uns unserer Historie und Verantwortung bewusst“ – Interview mit Vorstandsmitglied Henning von Stechow

Freitag, 17. Juni 2016


Der einst zahlungsunfähige Windparkbetreiber PROKON ist unter neuem Namen und neuer Rechtsform wieder am Kapitalmarkt zugegen. Die PROKON Regenerative Energien eG, seit Ende Juli 2015 eine der größten Energiegenossenschaften in Deutschland, bietet derzeit eine neue besichert Unternehmensanleihe mit einem Zinskupon in Höhe von 3,5 Prozent an.. Die Erwerbsfrist läuft noch bis zum 21. Juni 2016. Der Anleihe-Erlös dient laut PROKON ausschließlich der Befriedigung von Forderungen ehemaliger Genussrechtsinhaber und fließt nicht dem Unternehmen zu. PROKON-Vorstandsmitglied Henning von Stechow äußert sich zum „neuen PROKON“ im Anleihen Finder-Interview.

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr von Stechow, was ist alles „neu“ an PROKON? Und was hat sich durch die neue Rechtsform geändert?

Henning von Stechow: PROKON hat sich im vergangenen Jahr organisatorisch und finanziell neu aufgestellt und ist operativ zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Die neue PROKON zählt seit Ende Juli 2015 mit rund 38.000 Mitgliedern zu den größten Energiegenossenschaften in Deutschland. Die Rechtsform der Genossenschaft bietet ein besonders transparentes und demokratisches Modell, um die Energiewende aus der Mitte der Gesellschaft zu fördern.

„Projektfinanzierungen“

Operativ konzentriert sich die neue PROKON auf ihre Kernkompetenzen rund um die Windenergie. Aktuell betreiben wir 57 Windparks mit einer Gesamtleistung von 557 Megawatt. Darüber hinaus versorgen wir rund 34.000 Haushalte direkt mit Strom. Innerhalb dieses Kerngeschäfts wollen wir weiter wachsen. Die neue Anleihe ist so konzipiert, dass sie aus den Erträgen der bestehenden Windparks bedient werden soll. Für das Neugeschäft setzen wir auf Projektfinanzierungen und die Einbindung von Partnern. Unabhängig davon möchten wir auch neue Mitglieder von unserer Genossenschaft überzeugen.

Anleihen Finder Redaktion: Wie sieht die aktuelle Projektpipeline des Unternehmens aus?

PROKON Vorstand Dr Henning von Stechow_4Henning von Stechow: Seit einigen Monaten befindet sich der Windpark Gagel in Sachsen-Anhalt mit einer Gesamtleistung von 48 Megawatt im Bau. Zudem verfügen wir über eine attraktive Pipeline. Noch in 2016 erwarten wir weitere Genehmigungen nach Bundes-Immissionsschutzgesetz, so dass wir im Jahr 2016 BImschG-Genehmigungen für bis zu 100 Megawatt bekommen werden, um diese in den folgenden 12 bis 18 Monate zu errichten. In Polen werden wir in Folge der neuen Gesetzgebung kurz- bis mittelfristig keine neuen Anlagen entwickeln und bauen, sondern uns auf den Betrieb unserer bestehenden Anlagen konzentrieren. Unser Ziel ist es, die Genossenschaft mittelfristig als genossenschaftlichen Energiemanager zu etablieren.

„Resonanz bislang sehr gut“

Anleihen Finder Redaktion: Wie haben die früheren Genussrechtsinhaber das aktuelle Angebot für die neuen Anleihen bislang angenommen? Besteht auch für neue Investoren weiterhin die Möglichkeit, Anleihen zu zeichnen?

Henning von Stechow: Derzeit ist noch kein klares Feedback möglich, da zunächst die Antworten von über 60.000 Bezugsberechtigten ausgewertet werden müssen. Aber die Resonanz war bislang sehr gut und wir gehen davon aus, dass der überwiegende Teil die Anleihe zeichnen wird. Das Angebot läuft ja noch bis zum 21. Juni. Bis dahin kann auch jeder Interessierte im Wege des öffentlichen Angebots über die Zeichnungsbox der Börse Hamburg zeichnen. Anschließend wird eine Privatplatzierung bei institutionellen Investoren über MM Warburg erfolgen.

ANLEIHE CHECK: Die PROKON-Anleihe (ISIN: DE000A2AASM1) hat ein Volumen von 500 Millionen Euro und ist mit einem jährlichen Zinskupon in Höhe von 3,5 Prozent ausgestattet. Die Laufzeit beträgt 15 Jahre. Der Zinslauf hat am 1. August 2015 begonnen. Ab dem Jahr 2017 wird die Anleihe mit rund 7,2 Prozent vom anfänglichen Nennwert jährlich getilgt.

Anleihen Finder Redaktion: Warum können Investoren (alte wie neue) dem Unternehmen wieder ihr Geld anvertrauen?

Henning von Stechow: Wir sind uns unserer Historie und Verantwortung bewusst. Wir haben in den vergangenen Monaten wichtige Schritte in der operativen und finanziellen Restrukturierung erfolgreich umgesetzt. Den Gläubigern, die sich für einen Bezug der Anleihe entscheiden, wird sie kostenfrei ins Depot gebucht.

„PROKON fließen keine Erlöse zu“

Der im Rahmen des öffentlichen Angebots erzielte Verwertungserlös dient ausschließlich der Befriedigung der ehemaligen Genussrechtsgläubiger, die sich gegen den Bezug der Anleihe entscheiden. PROKON selber fließen keine Erlöse zu. Darauf sind wir auch nicht angewiesen. Die neue PROKON verfügt über ein solides finanzielles Fundament, ein hohes Maß an Transparenz und ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell. Unser hervorragendes Know-how bei der Projektentwicklung und Betriebsführung innerhalb unseres Kerngeschäfts ist im Markt anerkannt.

„Bedienung der Anleihe kostet uns anfänglich rund 54 Millionen Euro im Jahr“

Anleihen Finder Redaktion: Welche Sicherheiten bietet PROKON seinen Anlegern und wie soll der neue Bond refinanziert werden?

Henning von Stechow: Die Ansprüche der Anleihegläubiger auf Zins und Tilgung sind durch den allergrößten Teil unserer Bestandswindparks besichert. Im Jahr 2015 hat PROKON mit den bestehenden Windparks ein operatives Ergebnis vor Zinsen, Tilgung, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von rund 66 Millionen Euro erzielt. Die Bedienung der Anleihe kostet uns anfänglich rund 54 Millionen Euro im Jahr. Aufgrund der Tilgung wird der Betrag in den Folgejahren immer geringer.

Anleihen Finder Redaktion: Herr von Stechow, viel Erfolg und besten Dank für das Gespräch.

INFO: In erster Linie haben frühere PROKON-Genussrechtsinhaber die Möglichkeit, die Anleihe zu zeichnen. Zudem können private und institutionelle Investoren ein Kaufangebot für die neue PROKON-Anleihe über die Zeichnungsfunktionalität der Börse Hamburg und Hannover abgeben. Voraussichtlich am 8. Juli 2016 soll der Bezugspreis für das öffentliche Angebot und die Privatplatzierung bekannt gegeben werden.

Kurz-Vita

Henning von Stechow, 46, ist seit 1. April gemeinsam mit Heiko Wuttke neuer Vorstand der Prokon Genossenschaft und ist dort für die kaufmännischen Aufgaben verantwortlich.  Er war bis zuletzt Geschäftsführer der SET Select Energy GmbH in Hamburg. Zuvor war er Leiter des Bereichs Mergers& Acquisitions der Raiffeisen Bank International in Wien und verfügt über umfangreiche Erfahrung auf dem Gebiet Mergers and  Acquisitions im In- und Ausland.

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Anleihen Finder Redaktion. Timm Henecker.

Titelfoto: Markus Spiske / flickr.com

Portraitfoto: Henning von Stechow, PROKON

Anleihen Finder Datenbank

Genussrecht der PROKON Regenerative Energien Tranche III 2010/2016

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