Neuemission der Maritim Vertriebs: „Unsere Spezialschiffe werden genug Cash Flows erwirtschaften“

Dienstag, 22. Mai 2012

Neuemission: Die Maritim Vertriebs GmbH begibt eine besicherte Anleihe (WKN/ISIN A1MLY9 / DE000A1MLY97) mit einem Volumen von bis zu € 25 Mio. und einem Zinssatz von 8,25%. Die Laufzeit der „Maritim Offshore Anleihe“ beginnt am 1. Juni 2012 und beträgt 2,5 Jahre, der Kupon wird halbjährlich bezahlt.

Zum Start der Zeichnungsfrist (21.05.2012) sprach die Anleihen Finder Redaktion mit Jürgen Steinhauser, Geschäftsführer der Maritim Vertriebs GmbH in Kempten, über das Projekt und die Hintergründe der Emission.

Anleihen Finder: Sehr geehrter Herr Steinhauser, mit der Maritim Vertriebs GmbH möchten Sie Anleihekapital von EUR 25 Mio. einwerben. Nun ist die Emittentin eine reine Zweckgesellschaft und die Investoren interessiert es, welche Gesellschaften mit welchem „Track Record“ hinter dem Anlageinstrument stehen. Könnten Sie uns bitte einen Einblick gewähren?

Jürgen Steinhauser: Die Maritim Vertriebs GmbH erwirbt mit dem Emissionserlös der „Maritim Offshore Anleihe“ hauptsächlich ein Portfolio von Vorzugskapitalia an acht etablierten Einschiffsgesellschaften, die bereits seit 2 bis 5 Jahren am Markt tätig sind. Diese Einschiffsgesellschaften betreiben jeweils eigene Spezialschiffe, die für die Verschleppung, Positionierung und Installation von Bohr- und Förderplattformen auf See qualifiziert sind. Durch diverse Projekte, die mein Kollege Ulrich Jehle und ich bereits im Rahmen unserer vorherigen Tätigkeit bei der Neue Vermögen Gruppe durchgeführt haben, haben wir einen exklusiven Zugang zu attraktiven Investments im Offshore-Schiffsmarkt und viel Erfahrung mit dieser Art von Anlagen. So haben wir mit unserem Team beispielsweise in den vergangenen Jahren über Privatplatzierungen mehr als EUR 100 Mio. an Mitteln eingesammelt. Durch die aktuelle Anleihe-Emission, die als öffentliches Angebot strukturiert ist, haben erstmals nun auch Privatanleger die Möglichkeit, an einem Investment im Öl & Gas Offshore- und Infrastrukturmarkt teilzuhaben.

Anleihen Finder: Investieren möchten Sie in Anteile von acht Einschiffsgesellschaften und zwar nicht von irgendwelchen: Spezialschiffe zur Verschleppung, Positionierung und Installation von Bohr- und Förderplattformen sollen es sein. Wofür genau werden die Schiffe eingesetzt und wie erfolgreich arbeiten diese Schiffe derzeit im internationalen Wettbewerb?

Jürgen Steinhauser: Die der Anleihe zugrundeliegenden Schlepper gehören zu den wenigen am Langdistanzverschleppungs-Markt vorhandenen Spezialschiffen, die technisch so ausgestattet sind, dass sie von den großen Ölgesellschaften für die Suche und Produktion von Öl und Gas in der Tiefsee eingesetzt werden können. Aktuell ist der Wettbewerb auf die bereits vorhandenen Spezialschiffe beschränkt. Es liegen derzeit auch nur wenige Bestellungen für weitere Spezialschiffe vor, die in den nächsten zwei Jahren in den Markt eintreten könnten. Der Großteil der Langdistanzverschleppungen wird derzeit von vier Spezialanbietern abgedeckt, die dafür ca. 20 Schiffe vorhalten. Durch die besonders hohe Tankkapazität verfügen unsere Schlepper über eine zum Teil konkurrenzlose Reichweite und können dadurch auch lange Schleppreisen ohne zeitraubende Tankstopps durchführen.

Anleihen Finder: Was sind die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Markt für diese Schiffsklasse und welche Megatrends sehen Sie für die kommenden Jahre, aber auch welche Risiken mit Blick beispielsweise auf volatile Charter-Raten?

Jürgen Steinhauser: Da der Peak-Oil an Land bereits erreicht ist, wird die Offshore-Förderung zur Sicherung der weltweiten Energieversorgung immer wichtiger und ist auf dem aktuellen Ölpreisniveau bereits sehr lukrativ. Vom Ausbau der Offshore-Infrastruktur profitieren insbesondere auch die hierfür dringend benötigten Offshore-Schlepper, deren Charterraten seit 2011 einen deutlich steigenden Trend aufweisen. Durch das begrenzte Angebot an Langdistanz-Schleppern und auf Basis des hohen Ölpreises rechnen wir für die Jahre 2012 und 2013 weiterhin mit hohen Charterraten für unsere Schiffe. Die beiden größten Risiken sehen wir daher 1) in einem drastischen Einbruch des Ölpreises auf ein Niveau von unter USD 70 pro Barrel (aktuell liegt der Ölpreis für ein Barrel Brent bei rund USD 107) und 2) in schadensbedingten Ausfallzeiten der Schiffe. Durch die Verteilung auf acht verschiedene Schiffe haben wir hier aber für eine breite Risikostreuung gesorgt.

Anleihen Finder: Die Nettoemissionserlöse von EUR 23,75 Mio. werden Sie bei planmäßiger Mittelverwendung mit etwa EUR 17,25 Mio. in Vorzugskapital und mit EUR 6,5 Mio. in Kommanditanteile der acht beschriebenen Einschiffsgesellschaften investieren. Diese Investitionen müssen den Kupon von 8,25% – jährlich also rund EUR 2,1 Mio. – und die Rückzahlung des Nominals von EUR 25 Mio. am Ende der 30-monatigen Laufzeit gewährleisten. Wie funktioniert das Cashflow-Modell, insbesondere im Hinblick auf die vergleichsweise kurze Laufzeit der Anleihe?

Jürgen Steinhauser: Wie bereits gesagt, sind wir aufgrund der aktuellen Auftragslage und den bereits erwähnten attraktiven Charterraten sehr zuversichtlich, dass unsere Spezialschiffe in diesen 2,5 Jahren genügend Cash Flows erwirtschaften werden, um die Anleiheschuld am Ende der Laufzeit wieder zurückzahlen zu können. Im Übrigen erhalten wir von den Einschiffsgesellschaften Provisions-/Bonuszahlungen für die Zurverfügungstellung des Vorzugskapitals (10% Vermittlungsprovision bei Zeichnung, Vorabgewinn in Höhe von 10% p.a., Rückführungsbonus in Höhe von 10%), mit denen die Zinszahlung und zum Teil auch die Rückzahlung der Anleihe bedient werden können.

Anleihen Finder: Das als Vorzugs- und Kommanditkapital eingelegte Anleihekapital ist nach unserem Verständnis strukturell nachrangig zu allen anderen Verbindlichkeiten – z.B. zu Bankkrediten – der Einschiffsgesellschaften. Tragen die Anleihekäufer damit das Eigenkapitalrisiko der Zielgesellschaften, und welchen Beitrag zur Bedienung der Anleihe wird die Emittentin leisten, wenn die Vorzugsdividende einmal nicht gezahlt wird?

Jürgen Steinhauser: Das Vorzugskapital ist zwar nachrangig gegenüber allen anderen Verbindlichkeiten, steht rangmäßig aber vor den Ansprüchen des Kommanditkapitals. Das eigentliche Eigenkapitalrisiko wird also von den Kommanditisten getragen. Sollte also der Worst Case eintreten und die Schiffe verwertet werden, dann wird die Maritim Vertriebs GmbH als Vorzugskapitalgeber und Anleiheemittentin zwar nach den Banken aber vor den Kommanditisten bedient. Das Kommanditkapital dient somit als Puffer gegen mögliche Kaufpreisabschläge bei der Verwertung. Die Verwertung der Schiffe stellt allerdings wirklich die letzte Stufe unseres Sicherungskonzepts dar. Vorher können fehlende Cash Flows auch durch die Umplatzierung von Vor-zugskapital an Direktinvestoren oder Erträge aus dem Handel mit Schiffsbeteiligungen ausgeglichen werden. Bei der aktuellen Marktlage, d.h. dem anhaltend hohen Ölpreisniveau und steigenden Charterraten für unsere Spezialschiffe sind wir jedoch sehr zuversichtlich, dass die Schiffe während der Anleihelaufzeit deutlich profitabel wirtschaften werden.

Anleihen Finder: Im Fahrwasser der Finanz- und Wirtschaftskrise hat die weltweite Schifffahrtsindustrie durch gesunkene Frachtraten empfindliche Einbußen hinnehmen müssen – so offensichtlich auch die benannten Schiffsgesellschaften. Im Rahmen einer Sanierung, zu dem auch die hier zu finanzierende Einbringung von Vorzugskapital zählt, haben die finanzierenden Banken angabegemäß Zugeständnisse gemacht. Könnten Sie uns das Sanierungskonzept und die derzeitige Positionierung der Banken erläutern?

Jürgen Steinhauser: Das Konzept wurde damals in enger Zusammenarbeit mit den Banken erarbeitet und gilt heute als Paradebeispiel für eine gelungene Sanierung. Dabei haben sich die Banken auf die positive Fortführungsprognose des Wirtschaftsprüfers gestützt. Die einzigen Zugeständnisse der Banken bestanden in einer teilweisen Stundung von Zins- und Tilgungszahlungen. Dadurch mussten einige Einschiffsgesellschaften einen leichten Zinsaufschlag in Kauf nehmen, der durch das allgemein rückläufige Zinsniveau jedoch wieder ausgeglichen wurde. Gleichzeitig haben die Banken ein verbessertes Reporting verlangt, wozu beispielsweise eine Quartalsberichterstattung der Schiffsgesellschaften gehört, die nun auch den Anleihegläubigern im Rahmen unseres Transparenzversprechens zugutekommt. Die wenigen noch rückständigen Forderungen der Banken werden durch die Schiffsgesellschaften nach Zuführung des Vorzugskapitals beglichen werden. Der Hauptteil des Vorzugskapitals wird allerdings Working Capital sein.

Anleihen Finder: Gemäß Prospekt haben Sie ein Rating für die Anleihe bei der Creditreform Rating AG beantragt. Liegt Ihnen schon eine Indikation vor und wann rechnen Sie mit dem finalen Ergebnis?

Jürgen Steinhauser: Wir haben am Freitag von Creditreform das Ratingzertifikat mit einem Rating BB+ erhalten. Dieses ist auf unserer Webseite abrufbar.

Anleihen Finder: Sie geben die Emissionskosten mit bis zu EUR 1,25 Mio. an, so dass sich eine Kostenquote von 5% vom Nominalvolumen ergibt – ein Normwert. Nun ist mit dem Vertrieb der Anleihe die Neue Vermögen AG beauftragt, zu der seitens der Emittentin und der handelnden Personen enge Verflechtungen bestehen. Was war der Hintergrund für die Mandatierung der Neue Vermögen AG?

Jürgen Steinhauser: Die Neue Vermögen AG ist nur ein Vertriebsweg unter vielen und bietet sich aufgrund der früher einmal existierenden Verflechtung und der vorhandenen Investorenkontakte aus vorangegangenen Privatplatzierungen natürlich auch an. Durch aktive Pressearbeit und Online-Marketing sprechen wir Privatanleger aber auch direkt an und haben selbstverständlich weitere Selling Agents mit der Platzierung beauftragt.

Anleihen Finder: Im Rahmen einer Privatplatzierung haben Investoren bis jetzt Maritim-Anleihen mit einem Volumen von EUR 4 Mio. gezeichnet. Was hat Sie dazu bewogen, trotz der bisherigen Erfolge auch den aufwendigeren Weg der öffentlichen Emission mit anschließender Zulassung zum Handel im Freiverkehr der Börse Hamburg zu gehen?

Jürgen Steinhauser: Auf Basis des Wertpapierprospekts können wir die Maritim Offshore Anleihe auch im Rahmen eines öffentlichen Angebots bei Privatanlegern, kleineren Vermögensverwaltern und Family Offices platzieren. Daher auch die privatanlegerfreundliche Mindeststückelung von EUR 1.000. Durch die Notierung an der Börse Hamburg ist auch jederzeit die Handelbarkeit der Anleihe gewährleistet. So mancher von uns ärgert sich doch – beispielsweise beim Tanken – über das aktuell hohe Ölpreisniveau. Mit unserer Anleihe kann auch der Privatanleger nun von dem hohen Ölpreis profitieren: mit einem Kupon von 8,25% p.a., der kurzen Laufzeit und dem besonderen Besicherungskonzept stellt die Maritim Offshore Anleihe aus unserer Sicht ein attraktives Investment dar.

Anleihen Finder: Vielen Dank für das sehr offene Gespräch.

Anleihen Finder Redaktion

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