Neue Unternehmensanleihe der Porr AG: Herr Strauss, geben Ihnen die Banken nicht genug Kredit? – Interview mit Heinz Strauss, dem CEO der Porr AG

Montag, 11. November 2013


Die zweite Unternehmensanleihe der Porr AG (ISIN: DE0000A1HSNV2; WKN: A1HSNV) ist vom 13. bis 22. November 2013 in der Zeichnungsfrist. Das österreichische Bauunternehmen Porr AG bietet einen jährlichen Zinskupon von 6,25 Prozent an. Die Anleihen Finder Redaktion sprach mit Ing. Karl-Heinz Strauss, MBA, dem CEO der Porr AG , über die Hintergründe der Emission:

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Strauss, gewähren Sie uns bitte eine provokante Einstiegsfrage: Nachdem Sie im letzten Jahr schon mal eine Unternehmensanleihe über 50 Millionen Euro platziert haben, planen Sie, jetzt wieder 50 Millionen Euro über eine zweite Anleihe einzunehmen. Geben Ihnen die Banken nicht genug Kredit?

Karl-Heinz Strauss: Keineswegs. Die PORR setzt traditionell auch auf das Instrument Corporate Bond. Wir haben eine langfristige Anleihestrategie als sinnvolle Ergänzung zur Finanzierung über Kredite, um auch unabhängig von Banken zu sein.

„Wir sehen aktuell ein Window of Opportunity“

Anleihen Finder Redaktion: Ursprünglich wollten Sie bereits im Juli dieses Jahres Ihre zweite Unternehmensanleihe begeben. In einen Reuters-Interview sagten Sie damals, dass das Börsenumfeld für eine Anleihen-Emission nicht so gut sei wie erwartet. „Wir hätten keinen für uns interessanten Zinssatz erzielen können.” Was hat sich – neben den Folgewirkungen der Alpine-Insolvenz – jetzt konkret geändert?

Karl-Heinz Strauss: Wir sehen aktuell ein Window of Opportunity. Am Finanzmarkt hat vor dem Sommer die Alpine-Pleite zu einer großen Verunsicherung geführt und der Baubranche generell eher geschadet.

Anleihen Finder Redaktion: Im Sommer hieß es, dass Sie maximal 150 Millionen Euro an Anleihen-Erlösen mit der zweiten Anleihe einnehmen wollten, jetzt streben Sie „nur“ 50 Millionen Euro an. Was genau hat die deutliche Änderung der Berechnung Ihres Kapitalbedarfs bewirkt?

Karl-Heinz Strauss: Ganz einfach – die PORR hat aufgrund der derzeitigen Liquiditätsentwicklung für 2014 keinen höheren Finanzierungsbedarf.

Anleihen Finder Redaktion: Investoren befürworten es in der Regel, wenn Ihre Gelder in Wachstumsprojekte fließen. Sie planen hingegen, die Anleihen-Erlöse für „die Optimierung des Finanzportfolios und die Stärkung der Finanzkraft zu verwenden.“ Welche Argumente werden Ihrer Meinung nach die Investoren trotzdem überzeugen?

Karl-Heinz Strauss: Sie investieren in die Anleihe eines soliden Unternehmens mit 140jähriger Geschichte. Die PORR kann auf solide Geschäftszahlen in 2012 und in den ersten drei Quartalen 2013 verweisen. Unser Auftragsbestand liegt mit rund EUR 4,8 Mrd. auf einem historischen Höchststand. Und unser Geschäftsmodell – die PORR ist ein klassisches Bauunternehmen mit vorgelagertem Development und einer nachgelagerten Serviceeinheit – wird sich auch in Zukunft bewähren. Nicht zuletzt erwartet den Anleger eine attraktive Verzinsung von 6,25 Prozent.

Anleihen Finder Redaktion: Welches Sicherheitskonzept bieten Sie Ihren Anleihe-Gläubigern an?

Karl-Heinz Strauss: Die Anleihe ist mit Schutzklauseln ausgestattet. Sie beinhalten neben einer Negativverpflichtung und der Kontrollwechsel-Klausel auch die Positivverpflichtung für Kapitalmarktverbindlichkeiten und syndizierte Kredite sowie die Beschränkung der Veräußerung von Vermögenswerten.

„Konzentrieren uns auf unserere Heimatmärkte“

Anleihen Finder Redaktion: Die österreichische und auch die europäische Baubranche ist nach der Alpine-Pleite teilweise neu strukturiert worden. Wie konnte die Porr AG profitieren? Und – nicht zu vergessen – welche konkreten Erkenntnisse haben Sie aus der Alpine-Pleite gewonnen?

Karl-Heinz Strauss: Wir konzentrieren uns primär auf unsere attraktiven und stabilen Heimmärkte (Österreich, Deutschland, Schweiz, Polen und Tschechien) mit hoher Planungssicherheit und bester Bonität. Wir setzen auf Intelligentes Wachstum, was für uns bedeutet, nicht Wachstum um jeden Preis anzustreben, sondern gezielt in Nischen und Märkte zu investieren, um die Position der PORR nachhaltig abzusichern. Die PORR ist international aufgestellt, einerseits durch die Aktivitäten in den Heimmärkten und andererseits durch Aktivitäten auf Projektbasis in Rumänien, Serbien und Katar.

Anleihen Finder Redaktion: Wie sieht Ihre Wachstumsstrategie für die Laufzeit der Anleihe aus?

Karl-Heinz Strauss: Wir setzen unsere Strategie des Intelligenten Wachstums konsequent weiter fort und konzentrieren uns auf unsere Stärken in den Heimmärkten sowie auf attraktive, bonitäts- und margenstarke Großprojekte wie beispielsweise unser Engagement in Katar beim Bau der Metro Doha.

Anleihen Finder Redaktion: Auf welchen europäischen Märkten sehen Sie meisten Chancen? Wie stark wollen Sie in welchen Regionen expandieren?

Karl-Heinz Strauss: Im Fokus stehen unsere Heimmärkte Österreich, Deutschland, Schweiz, Polen und Tschechien. Hier sind wir in der Fläche und mir unserem gesamten Produktportfolio präsent und wollen uns gezielt in Nischen verstärken. Mit unserem Know-how im Hochbau, Tiefbau, Infrastrukturbau und in der Umwelttechnik gehört die PORR zu den Top-Playern in Europa.

Anleihen Finder Redaktion: Können Sie uns zum Schluss bitte einen Ausblick auf Ihre Ergebniserwartungen geben? Auf welchem Niveau werden Sie dieses Jahr voraussichtlich abschließen und mit welchen Ergebnissen rechnen Sie in den Folgejahren?

Karl-Heinz Strauss: Ich darf zum jetzigen Zeitpunkt noch keine absoluten Zahlen nennen, aber wir sind gut unterwegs und sollten das Konzernergebnis des vergangenen Jahres deutlich übertreffen.

Auch für 2014 wollen wir aus heutiger Sicht und angesichts unseres hervorragenden Auftragsbestands die positive Entwicklung fortschreiben.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Strauss, vielen Dank für das Gespräch!

Anleihen Finder Redaktion

Foto: Porr AG

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