Franken Guss: Herr Ramthun, warum haben Sie einen Genussschein ohne Börsennotiz und keine notierte Unternehmensanleihe begeben? – Interview 2. Teil

Freitag, 30. August 2013


Lesen Sie im zweiten Teil der Interviews, wie Franken Guss mit dem schwachen europäischen Automobilmarkt zurechtkommt und warum sich Franken Guss für Genussscheine statt Mittelstandsanleihen entschieden hat:

Anleihen Finder Redaktion: Seit Gründung der Franken Guss vor gut vier Jahren ist die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens positiv: Im Trend zeigen Sie steigende Umsätze und Verluste gab es auch keine, sondern recht solide Gewinne bei steigenden Mitarbeiterzahlen und gute Cashflows. Was haben Sie verändert?

Josef Ramthun: Beim Start der Franken Guss war ich davon überzeugt, dass in der unterfränkischen Region mit seinen Menschen viel Potenzial und Substanz steckt – neben einer gesunden Kundenstruktur. Mir war von Anfang an klar, dass ich auf ein tatkräftiges Team und das regionale Netzwerk bauen konnte. Denn die Mehrzahl der Beschäftigten ist seit vielen Jahren, oft sogar seit Jahrzehnten in der Gießerei tätig. Alle identifizieren sich mit der „Expedition Franken Guss“. Ich bin fest davon überzeugt, dass durch unsere praktizierten Wertevorstellungen Wertschöpfung weitestgehend von allein entsteht.

Ein weiterer Aspekt ist sicherlich auch, dass Franken Guss ein inhabergeführtes Unternehmen ist und unabhängig in den Märkten aktiv werden kann. Wir können mit mittelständischen Strukturen und damit kurzen Entscheidungswegen und einer flachen Hierarchie schnell agieren und reagieren.

Natürlich haben wir auch investiert. Und nach Möglichkeit wollen wir weiteres Wachstum aus eigener Kraft stemmen. Einige Investitionen müssen zunächst noch nachgeholt werden, um technisch auf ein Top-Level zu kommen: Leider können wir die Sünden der Vergangenheit nicht von heute auf morgen erledigen. Immerhin haben wir bis dato über EUR 20 Mio. investiert, zuletzt Anfang 2013 eine neue Formmaschine im Bereich Eisenguss mit einem Investitionsvolumen von EUR 4 Mio. Allein für 2013 planen wir weitere Investitionen in Höhe von EUR 5 Mio.

Anleihen Finder Redaktion: Die Entwicklung auf dem schwachen europäischen Automobilmarkt seit dem vierten Quartal 2012 hat auch Franken Guss zu spüren bekommen. Wie haben Sie dem entgegengewirkt?

„Franken Guss ist in der Krise weiter gereift“

Josef Ramthun: Franken Guss ist in der Krise weiter gereift. Durch unsere Instrumente für eine vorbeugende Flexibilität und den Ausbau unserer qualitativen Flexibilität waren wir in der Lage, uns ohne drastische Einschnitte der neuen Situation anzupassen. Fundament waren die bei uns praktizierten Wertevorstellungen, an denen wir unser Denken und Handeln ausrichten. Dieser Franken Guss-spezifische Dreiklang aus Werten, Flexibilität und Dialog sind die Parameter, die uns in die Lage versetzen, ein anerkannter und wertgeschätzter Partner in unserem Leistungsumfeld zu sein.

Anleihen Finder Redaktion: Seit Ende Mai 2013 können interessierte Anleger Genussscheine mit einem Nominalvolumen von EUR 12 Mio. bei einem Kupon von 7,25 Prozent p.a. und einer Mindestlaufzeit von fünf Jahren erwerben – die Mindestinvestition beträgt EUR 2.000 zzgl. 1 Prozent Agio. Welche Rolle spielt die Genussschein-Emission bei der Umsetzung Ihrer Strategien und wie werden Sie das eingeworbene Kapital verwenden?

„Durch die Langfristigkeit wollen wir eine Stabilität und eine Stärkung des Eigenkapitals erreichen“

Josef Ramthun: Eine Kündigung der Genussscheine kann erstmals nach fünf vollen Kalenderjahren mit einer Kündigungsfrist von zwei Jahren zum Jahresende erfolgen. Durch die Langfristigkeit wollen wir eine Stabilität und eine Stärkung des Eigenkapitals erreichen. Das Kapital dient zur Finanzierung von Beteiligungen und auch zu Investitionen für Maschinen im Produktionsbereich, wie z. B. der Installation einer neuen Formanlage im Eisenguss oder der Erweiterung der mechanischen Fertigung in der Aluminiumnachbehandlung.

Anleihen Finder Redaktion: Mittelständische Anleihen, insbesondere die in den mittelständischen Handelssegmenten wie z.B. Bondm notierten Papiere, erfreuen sich derzeit recht hoher Beliebtheit bei den Anlegern. Warum haben Sie einen Genussschein ohne Börsennotiz und keine notierte Unternehmensanleihe begeben?

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Josef Ramthun:
In erster Linie, um das Eigenkapital zu stärken und um unabhängiger von Banken zu werden. Bei Unternehmensanleihen sind wir gebunden, das Kapital in der Bilanz unter Verbindlichkeiten auszuweisen. Dies würde unsere Eigenkapital-Quote schwächen und bei den Banken und Versicherungen eine Schwächung des Ratings hervorrufen.

Anleihen Finder Redaktion: Ihr Angebot für die Anleger scheint auf den ersten Blick im Marktvergleich nicht überaus attraktiv: Die Anleger bekommen 7,25 Prozent Nominalrendite für eine eigenkapitalähnliche Geldanlage ohne Rating und Schutzrechte wie z.B. Covenants. Für eine Rendite dieser Größenordnung könnten Anleger auch eine erstrangige, börsennotierte Anleihe mit Sonderkündigungsrechten und Rating erwerben. Warum sollten Anleger aus Ihrer Sicht den Genussschein von Franken Guss erwerben und wer ist Ihre Investorenzielgruppe?

Josef Ramthun: Die Nominalrendite bewegt sich nach meiner Kenntnis am Markt zwischen 6 Prozent und 8 Prozent; wir haben uns dazwischen gelegt und sehen die Rendite als attraktiv an. Unsere Investoren sollen sich mit dem Unternehmen identifizieren und am langfristigen Wachstum partizipieren. Die Genussscheine haben ja eine unbegrenzte Laufzeit, sofern sie der Investor nach der Mindestlaufzeit nicht kündigt; wir wollen die Rendite langfristig ausbezahlen.

Anleihen Finder Redaktion: Bereits in den letzten Jahren haben Sie Genussrechte in Höhe von knapp EUR 1 Mio. platziert. Die Inhaber dieser Genussrechte erhalten eine Mindestkapitalvergütung von 6 Prozent p.a. und bis zu 4 Prozent p.a. erfolgsabhängige Zusatzvergütung. Gibt es weitere Unterschiede und warum unterscheiden sich die Instrumente überhaupt?

Josef Ramthun: Die ersten Genussrechte waren eine Privatplatzierung beim Management und bei den  Mitarbeitern und Lieferanten des Unternehmens. Sie waren ein Baustein und Voraussetzung bei der Gründung des Unternehmens. Die Banken haben neben dem Kommanditkapital noch weitere Hybridfinanzierungen gefordert. Mit der öffentlichen Platzierung der Genussscheine wurde die Privatplatzierung der Genussrechte eingestellt.

Anleihen Finder Redaktion: Der aktuelle Genussschein kann gemäß Prospekt über die Valora Effekten Handel AG (VEH) gehandelt werden. Können Sie uns darlegen, was das für die Anleger bedeutet?

Josef Ramthun: Anleger, die nicht kündigen wollen oder vorzeitig ihre Genussscheine verkaufen möchten, haben hier eine Plattform, die Wertpapiere außerbörslich zu den angegebenen Marktkonditionen zu handeln.

Wie passt es zusammen, der Gesellschaft gleichzeitig Eigenkapital zu entziehen und Genussrechtskapital zu injizieren?

Anleihen Finder Redaktion: Ein Blick in die Zahlen der Geschäftsjahre 2011 und 2012 zeigt, dass erhebliche Gewinnentnahmen der Kommanditisten von rund EUR 7 Mio. das Eigenkapital der Emittentin reduziert haben. Was war der Hintergrund der Entnahmen und wie passt es zusammen, der Gesellschaft gleichzeitig Eigenkapital zu entziehen und Genussrechtskapital zu injizieren?

Josef Ramthun: Die angesprochenen Entnahmen dienten im Wesentlichen zur Zahlung von Steuern. Bei einer KG sind ja nun die Steuern aus Einkommen und Ertrag auf der Gesellschafterebene zu entrichten. Diese Steuern wurden und werden jeweils der Gesellschaft entnommen und ans Finanzamt abgeführt. In 2011 fielen die Steuern für den Zeitraum seit Gründung im Juli 2009 an und hatten allein eine Höhe von ca. EUR 5 Mio.

Anleihen Finder Redaktion: Im Prognosebericht des Jahresabschlusses 2012 liest man, dass sich das Geschäftsjahr 2013 vermutlich positiv von 2012 absetzen wird. Können Sie uns eine Einschätzung für das laufende Jahr aus heutiger Sicht geben – bewahrheitet sich die Prognose?

„Ergebnis wird deutlich über dem des letzten Geschäftsjahres liegen“

Josef Ramthun: Nach jetzigem Stand der Planung verläuft das Ergebnis nach der Hälfte des Geschäftsjahres positiv und wird deutlich über dem des letzten Geschäftsjahres liegen.

Anleihen Finder Redaktion: Herr Ramthun, die Bilanz Ihres Wirkens der letzten gut vier Jahre sowie offensichtlich auch die Leistung der gesamten Belegschaft der Franken Guss ist beeindruckend. Hätten Sie zurückblickend mit diesem Erfolg gerechnet, und wo sehen Sie Ihr Unternehmen in weiteren fünf Jahren?

Josef Ramthun: Voraussehen konnten wir die Entwicklung natürlich nicht, wohin uns die „Expedition Franken Guss“ nach der Gründung führen wird; wir sind jedoch stolz mit dem, was wir in der Vergangenheit geleistet haben. Mit der Öffnung der Franken Guss und dem neuen Kapital wollen wir natürlich in den nächsten fünf Jahren die kontinuierliche Wachstumsstrategie weiter verfolgen und uns den weiteren Herausforderungen des Marktes stellen. Dazu sind alle Mitarbeiter der Franken Guss bereit.

Anleihen Finder Redaktion: Vielen Dank für das sehr offene Gespräch.

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Foto: Franken Guss Kitzingen GmbH & Co. KG

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