„Die Investoren suchen verstärkt nach Kurzläufern“ – Emissions-Interview mit Ferratum-CFO Clemens Krause

Freitag, 10. Juni 2016


Die Ferratum Capital Germany GmbH, die deutsche Tochtergesellschaft der Ferratum Oyj, plant noch in diesem Monat die Emission einer neuen Unternehmensanleihe im Gesamtvolumen von bis zu 50 Millionen Euro. Die Anleihen Finder Redaktion hat mit Clemens Krause, dem CFO des Unternehmens, über die Emission und die auffallend kurze Laufzeit der Anleihe von nur drei Jahren gesprochen.

Anleihen Finder Redaktion: Sehr geehrter Herr Krause, Ferratum möchte erneut eine Unternehmensanleihe begeben. Der neue Bond soll mit 50 Millionen Euro doppelt so groß sein wie die Erst-Anleihe und dabei nur drei Jahre laufen. Der Zinskupon wurde auf 4,875 Prozent festgelegt. Weshalb haben Sie sich für diesen Rahmen entschieden?

Clemens Krause: Aus Gesprächen mit Marktteilnehmern haben wir den Eindruck gewonnen, dass dieser Rahmen von zahlreichen Investoren als positiv eingestuft wird. Das im Vergleich zur vorherigen Anleihe höhere Emissionsvolumen von 50 Millionen Euro kann zu einer verbesserten Liquidität der Anleihe führen. Auch die Kuponhöhe von 4,875 Prozent ist aus unserer Sicht marktgerecht und attraktiv. Die geplante Laufzeit von drei Jahren ist ebenfalls auf positive Resonanz gestoßen, da die Investoren verstärkt nach sogenannten Kurzläufern suchen.

„Wir sind keine Unbekannten mehr in Frankfurt“

Anleihen Finder Redaktion: Warum ist eine erneute „Anleihe“ auf dem „deutschen Kapitalmarkt“ genau das richtige Finanzierungsinstrument für die finnische Ferratum Oyi?

Ferratum_Clemens KrauseClemens Krause: Wir sind mittlerweile keine Unbekannten mehr in Frankfurt, sondern gelten als zuverlässige Adresse im Fintech-Bereich. Nach unserem Börsengang im Februar 2015 wurden wird im Juni in den SDAX aufgenommen. Uns zeichnen starke Fundamentaldaten aus, denn wir wachsen dynamisch und gleichzeitig sehr profitabel. Wir wollen an das Erfolgsmodell unserer letzten Emission anknüpfen. Die Aufnahme von weiterem Fremdkapital zur Wachstumsfinanzierung erscheint uns angesichts unserer hohen Eigenkapitalquote von über 50 % sinnvoll, um die konzernweite Eigenkapitalrentabilität weiter zu steigern.

Anleihen Finder Redaktion: Wie werden Sie den neuen Bond in drei Jahren zurückzahlen können? Wie soll sich die Finanzsituation von Ferratum in 2019 darstellen (Verschuldung, EK, EBIT)?

Clemens Krause: Wir zielen mittel- bis langfristig auf eine Eigenkapitalquote von mindestens 25 % ab. Wir sind in den Jahren 2011 bis 2015 um durchschnittlich 35% im Umsatz gewachsen und haben eine durchschnittliche EBIT-Marge von 14,1% erzielt. Auch wenn wir keine detaillierte Prognose veröffentlicht haben, bin ich optimistisch, dass wir unsere Erfolgsstory in den nächsten Jahren ähnlich erfolgreich fortsetzen können. Im ersten Quartal 2016 lag die EBIT-Marge bei knapp 16 %, daran wird unser skalierbares Geschäftsmodell sichtbar.

„Entscheidend ist die Bonität des Ferratum-Konzerns“

Anleihen Finder Redaktion: Zuletzt wurden das Rating der Alt-Anleihe und der Muttergesellschaft von der Creditreform angehoben. Welches Rating erwarten Sie für den neuen Bond und welche Sicherheiten bieten Sie Ihren Anlegern bei der neuen Anleihe?

Clemens Krause: Entscheidend ist die Bonität des Ferratum-Konzerns, der Garant für die Anleihe ist. Dieses Unternehmens-Rating wurde von Creditreform zuletzt auf BBB+ angehoben. Aus unserer Sicht wird damit unser stabiles und profitables Wachstum honoriert, das wir Quartal für Quartal liefern. Als Sicherheiten für die Anleihen dient neben einer üblichen Cross-Default-Klausel z.B. auch ein Sonderkündigungsrecht im Falle eines Kontrollwechsels. In unserem Falle wäre dies gegeben, wenn Jorma Jokela weniger als 35 % plus eine Stimme in der Konzern-Hauptversammlung hält.

Anleihen Finder Redaktion: Die Anleihemittel dienen hauptsächlich dem weiteren Wachstum. Sie sprechen dabei von Ländern, in denen Ferratum nicht unter der Banklizenz der Ferratum Bank plc operiert. Was heißt das genau und wie sollen die Mittel eingesetzt werden? Ist zudem die vorzeitige Ablösung der Alt-Anleihe geplant?

Clemens Krause: Wir unterscheiden im Ferratum-Konzern zwei Sphären: einerseits die europäischen Länder, in denen wir mittels unserer EU-Banklizenz agieren und uns dort vor allem mittels Einlagengeschäfts refinanzieren können. In Ländern ohne Banklizenz erfolgt die Refinanzierung über den Kapitalmarkt, sprich über die jetzt zu platzierende Anleihe. Damit wollen wir in einigen historischen europäischen Märkten, vor allem aber in Ländern wie Australien, Neuseeland oder Kanada unser Wachstum vorantreiben. Aufgrund der globalen Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells ist es für uns sehr interessant, in möglichst vielen Ländern präsent zu sein. Durch die unterschiedlichen Konjunkturzyklen stärkt das auch unser Risikoprofil.

Anleihen Finder Redaktion: Ferratum gilt als Pionier im Fintech-Bereich. Warum erweist sich das Geschäftsmodell (inkl. der innovativen Neuerungen) von Ferratum als so erfolgreich?

„Wir bieten die Bank in der Hosentasche“

Clemens Krause: Die Mobilisierung unseres Lebens ist ein weltweiter Trend. Wir bieten unseren Kunden moderne und alltagstaugliche Lösungen im Bereich Kleinkreditvergabe, Geldanlage und Kontoführung an, die überall und jederzeit genutzt werden können. Mit unserer Mobile Bank setzen wir einen neuen Standard, denn sie stellt die erste vollständige Bank in der Hosentasche dar, auf der ich mit einem Fingertipp alle meine Bankgeschäfte kontoübergreifend erledigen kann. Innovativ ist dabei etwa, dass selbst der Anmeldeprozess digital und in Minutenschnelle erledigt werden kann – ohne das für viele lästige und schon antiquierte Post-Ident-Verfahren.

Anleihen Finder Redaktion:
Wie sieht die weitere Expansionsstrategie von Ferratum aus?

Clemens Krause: Das nachhaltige Wachstum steht auf drei Säulen: der geographischen Expansion für unser bestehendes Produktportfolio, den Ausbau von neuen Geschäftsfeldern wie Unternehmenskrediten und unsere Mobile Bank, die wir in Schweden bereits etabliert haben. In der zweiten Jahreshälfte 2016 wollen wir dieses Angebot auch auf andere EU-Länder ausweiten. Wir sehen uns daher für das weitere, profitable Wachstum gut aufgestellt.

Anleihen Finder Redaktion: Welche neuen Produkte sind in der Ferratum-Produktschmiede in Planung?

Clemens Krause: In der nahen Zukunft, d.h. schon in der zweiten Jahreshälfte 2016 wollen wir unsere Mobile Bank in weiteren Ländern anbieten, vor allem in Deutschland. Wir wollen unseren Kreditkunden ein vollumfängliches Bankangebot machen, das flexibel und unkompliziert genutzt werden kann. Die Kunden der Mobile Bank werden automatisch auch neue Entwicklungen, bspw. im Bereich P2P-Lending nutzen können und somit immer an der Fintech-Speerspitze stehen.

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„Pionier mit zweistelligen Margen“

Anleihen Finder Redaktion: Ihr Schlussplädoyer: Warum sollten sowohl institutionelle als auch private Investoren die neue Ferratum-Anleihe zeichnen?

Clemens Krause: Uns zeichnet aus, dass wir in einem extrem dynamischen Marktumfeld Pionierarbeit leisten, was in hohen Wachstumsraten bei gleichzeitig zweistelligen Margen zum Ausdruck kommt. Ferratum ist ein innovativer Anbieter von Kreditprodukten und Bezahllösungen in einem Markt, der in den kommenden Jahren substanzielles Wachstumspotenzial bietet. Wir sind davon überzeugt, dass wir als Cashflow-starkes Unternehmen mit einer führenden Marktposition den Investoren eine Anleihe zu attraktiven Konditionen anbieten.

Anleihen Finder Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Krause.

Zur Person: Clemens Kraus

Clemens Krause, Jahrgang 1962, ist Finanzvorstand (CFO) der Ferratum Group und Managing Director der Ferratum Germany GmbH. Er studierte Betriebswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Von 1989 bis 1994 arbeitete er am Institut für Rechnungswesen in Münster und schloss dort seine Promotion ab. Vor seinem Beitritt als CFO der Ferratum Group hatte er Managementpositionen bei der Deutschen Bahn, der GE Money Bank und der Commerzbank inne.

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