Der Brexit macht Anleihen wieder begehrter

Freitag, 15. Dezember 2017


Gastbeitrag von Ellie Parkinson.
Investoren und Banker, die von der englischen Hauptstadt London schon bald nach Frankfurt am Main übersiedeln werden, müssen sich wohl bald mit mehr als nur einer einzigen neuen Sprache befassen. Doch der Brexit sorgt nicht nur dafür, dass Frankfurt bald zum Finanzzentrum Europas wird, sondern macht vor allem wieder Anleihen attraktiv. Insider gehen sogar davon aus, dass das Wachstum irgendwann einmal auch die traditionellen Schulden-Instrumente übertreffen kann. Warum? Weil es mehr nichtdeutsche als deutsche Unternehmen gibt.

Ab sofort verhandeln die Briten mit der EU über das Handelsabkommen

Fakt ist, dass Großbritannien demnächst über ein Handelsabkommen mit der EU verhandeln muss – gibt es bis zum März 2019 keine Einigung, so wird das Königreich als Drittstaat angesehen. Doch die Briten wollten, noch bevor man die Verhandlungen begann, wissen, wie hoch der Preis ist, den man bezahlen muss, um aus der EU austreten zu können. Nun sprach man in Brüssel erstmals über konkrete Zahlen – die Forderung beläuft sich auf 60 Milliarden Euro. Folgt man einer Meldung des britischen „Telegraph“, so konnten sich Großbritannien und die Europäische Union auf eine Summe zwischen 45 und 55 Milliarden Euro einigen. Die Reaktion? Das britische Pfund wurde aufgewertet, da der Devisenmarkt davon ausgeht, dass die Brexit-Verhandlungen doch weitergehen werden. Somit steht fest, dass ein Handelsabkommen – vielleicht früher als erwartet – kommen wird. Kalter Brexit? Keine Spur.

Auch Nichtdeutsche sind von Schuldscheinen begeistert

Die internationalen Emissionen deutscher Schuldscheine, die die Elemente von Krediten und Anleihen kombinieren, wachsen mit einer jährlichen Durchschnittsrate von 50 Prozent. Aufgrund der Tatsache, dass Banken wie Nomura Holdings Inc. oder Morgan Stanley demnächst ihre EU-Zentralen in Frankfurt beziehen werden, könnte die Verbreitung, der für Ausländer undurchsichtigen Produkte, bald an Fahrt aufnehmen. „Je mehr Menschen diesem historischen Produkt vertrauen, umso besser kann dem Gesamtmarkt geholfen werden“, so Felix Weiss, ein Mitarbeiter der Citigroup Inc., der sich um mittelfristige Schuldtitel kümmert. Rund ein Drittel aller Schuldschein-Transaktionen, die im Jahr 2017 durchgeführt wurden, stammten bereits von nichtdeutschen Emittenten. Bis vor wenigen Jahren waren die Schuldscheine – außerhalb der deutschen Bundesgrenzen – nicht bekannt. Im Mittelpunkt stehen natürlich die höheren Renditen. Für einen Schuldner kann ein Schuldschein eine flexible und deutlich weniger komplexere Möglichkeit sein, um eine Finanzierung mittels „schlanker Dokumentation“ zu bieten. Fakt ist, dass sich nichtdeutsche Banken stärker in den Markt einbringen konnten. So arrangierte Citi einen Schuldschein-Deal in Höhe von 245 Millionen Euro für Sherwin Williams Co, einem Farbenhersteller aus den USA. An derartigen Geschäften nahmen auch die Mizuho Financial Group Inc. und die Bank of China Ltd. teil.

Der Markt wächst

Der Markt wächst zwar Jahr für Jahr um die Hälfte, ist aber – sofern er mit den traditionellen Schuldtiteln verglichen wird – noch immer recht klein. Dieses Jahr lagen die Emissionen von Schuldscheindarlehen bei gerade einmal 24 Milliarden Euro. Die Emissionen lagen im Kreditgeschäft bei 336 Milliarden, bei Anleihen waren es rund 300 Milliarden Euro. Doch das Wachstum könnte sehr wohl ausgebremst werden, wenn das Instrument demnächst in den Zuständigkeitsbereich des amerikanischen Wertpapiergesetzes fällt. Das ist auch der Grund, warum Investoren und Arrangeure versuchen, die US-Investoren zu diversen Engagements zu bewegen, sodass eine Haftung vermieden werden kann. Doch wird das Wachstum irgendwann die traditionellen Schulden-Instrumente übertreffen? Folgt man der Ansicht von Morris Gutermann, dem Direktor der Primärmärkte der Landesbank Hessen-Thüringen, so ist es nur noch eine Frage der Zeit. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es mehr nichtdeutsche als deutsche Unternehmen gibt.“

Gastbeitrag von Ellie Parkinson

Foto: pixabay.com

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